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Digital In Arbeit

Vom Wienerwald bis Osaka

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Im entzückenden mit rot-goldenen .Tugendstildekorationen geschmückten Speisesaal des Gasthofs Ruziczka in Eichgraben, aus dessen großen Fenstern der Blick auf einen idyllischen Rasenhof und Garten fällt, hat sich eine Galerie etabliert, die vorige Woche mit der Ausstellung von Arbeiten von vier Künstlern eröffnet wurde. Lucio Kellner zeigt ihre bekannten, vom frühen Klee und Mak-ke inspirierten Aquarelle, die nun sparsamer, großflächiger und noch lyrischer geworden sind, Isolde Ju-rina frühere Märchenillustrationan, die bereits ein starkes Stilgefühl aufweisen und an den jungen Kokoschka erinnern, eindrucksvolle „psycho-pathologische Ausdrucksköpfe“, deren abstrahierende Collagen ein Zwischenstadium auf der Suche nach der Form dokumentieren und schließlich ihre neuen mit ölkreiden überarbeiteten großen Collagen, deren vehemente existentielle Aussage sich mit der Geißelung von Haltungen und Symptomen der Zeit verbindet und starke formale Qualitäten aufweist. Von Lothar Bruckmeier sieht man fein und lebendig empfundene Zeichnungen, die in den verschiedensten Techniken meist Landschaften imaginativ und surreal mit stilistischen und strukturellen Kontrastmitteln verfremden, von Fritz Laderer stilistisch sehr divergente Druckgraphiken, unter denen die ausgewogenen Abstraktionen der Eisenätzungen oder deren Kombination mit Materiaklrucken am stärksten überzeugen. Eichgraben ist also iri mehr als einer Hinsicht 'eine Reise wert, zumal der Gasthof Ruziczka noch dazu in unmittelbarer Bahnhofsnähe liegt und auch für seine Küche geschätzt wird.

Daß der Photorealismus von Franz Zadrazil, den er in der Galerie Spectrum in der Mahlerstraße in seinen Ölbildern, Mischtechnikblättern,

Aquarellen und Druckgraphiken dokumentiert, stärker berührt als die Arbeiten seiner amerikanischen Zeitgenossen Richard Estes, Chris Gross oder Robert Cot-tingham, liegt wohl an einer feineren farbigen Nuancierung. und einer auch bei aller sachlichen Treue spürbaren größeren menschlichen Wärme. Zadrazil liebt eben seine abblätternden Häuserfassaden, skurrilen Ladenportale, Stadtbahnstationen- und -stiegen und schildert sie mit einem fein empfindlichen, objektivierten Auge.

In der ziemlich neuen und schönen „Galerie Austerütz“ in der Währingerstraße werden Arbeiten des Künstlerehepaares Ehrentraud und Franz Heis gezeigt. Ehrentraud Heis malt recht eigenwillige Mischtechnikbilder, die auf den Spuren der naiven Bauernmalerei auch Einflüsse von Chagall und Plattner bis Kumpf verarbeiten und mit ihren gedeckten dunklen Erdfarben, aus denen manchmal. stärkere Akzente aufleuchten, poetisch herb und auch dekorativ wirken; Franz Heis zeichnet große strukturierte Landschaften, die manchmal recht imginativ aufgelöst werden, aber eine größere Konsequenz in der Durchführung vertragen könnten.

Sehenswert ist vor allem dl? Ausstellung von Mischtechnikbildern, Serigraphien und Radierungen des in Osaka geborenen und in Paris lebenden Japaners Kenji Yoshida. vor allem die goldglitzernden Bilder und die Serigraphien sind ebenso einfach wie raffiniert, prunkvoll ü'Vd asketisch zugleich. Sie zeigen von den Radierungen her die Entwicklung von ornamentaler Verspieltheit zu einfacher großzügiger Zeichensetzung, die Verwandtschaft zu Ze-n-und Tantra-Malerei, dekorative Abstraktion mit konzentrierter Aussage.

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