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Von der Verantwortung des Unternehmers in der Krise
Anhand des Beispiels Niederösterreich möchte ich die besondere Verantwortung darstellen, die dem Unternehmer in wirtschaftlichen Krisenzeiten erwächst, wie wir sie zur Zeit durchmachen. Von den 442.000 Arbeitsplätzen, die zur Jahresmitte 1981 in Niederösterreich für Unselbständige zur Verfügung standen, wurden 320.000 oder 72 Prozent von der gewerblichen Wirtschaft, also von den niederösterreichischen Unternehmern, bereitgestellt. Ihnen obliegt damit die große Verantwortung, diese Arbeitsplätze zu sichern und auch, soweit zusätzliche Arbeitsplätze für die nachrückende Jugend benötigt werden, diese zu schaffen.
Aus unzähligen Gesprächen mit Unternehmern weiß ich, daß sie sich dieser Verantwortung und dieser Aufgabe sehr wohl bewußt sind. Die so gerne von Mitgliedern der Bundesregierung angesprochenen „Reitstallbesitzer" unter den Unternehmern, die sich angeblich lieber ihrem Hobby als ihrem Betrieb widmen, sind jedenfalls in Niederösterreich eine verschwindende Minderheit.
In den mittelständischen Betrieben, zu denen man 98 Prozent der niederösterreichischen Betriebe mit weniger als 100 Beschäftigten zählen muß, ist der Kontakt zwischen dem Unternehmer und seinen Mitarbeitern besonders eng, und die gemeinsame Arbeit im Betrieb führt meist zu einer sehr hohen gegenseitigen Wertschätzung. Unternehmer und Mitarbeiter kennen einander oft seit Jahrzehnten, weil sie gemeinsam die Schule besucht haben. Man trifft einander vor allem in kleineren Orten auch in der Freizeit, und die Familienmitglieder sind miteinander in Kontakt. Allerdings gibt es über die Unternehmerverantwortung auch Mißverständnisse: Viele Unternehmer scheuen sich, Mitarbeiter zu kündigen, auch wenn betriebswirtschaftliche Gründe dies erfordern. Die heutigen, überaus harten Wettbewerbsverhältnisse zwingen nämlich die Unternehmer zu einer sehr strengen Kostenkalkulation. Angesichts der hohen Lohn- und Lohnnebenkosten muß daher auch beim Personaleinsatz sparsam gewirtschaftet werden, wenn nicht die Wettbewerbsfähigkeit des Betriebes gefährdet werden soll.
Die beste Sicherung der Arbeitsplätze ist es, wenn der Unternehmer jeweils die betriebswirtschaftlich richtigen Entscheidungen trifft und so dafür sorgt, daß der Betrieb konkurrenzfähig und damit lebensfähig bleibt. Das bedingt vor allem, daß er ununterbrochen einem innovativen Denken verpflichtet ist, daß er sich um neue Produkte, um rationellere Herstellungsverfahren und um neue Märkte bemüht, denn nur eine solche Aufgeschlossenheit gegenüber allen Veränderungen und Neuerungen, zu denen der Markt zwingt, garantiert auf die Dauer das Überleben eines Unternehmens.
Ein falsches Verständnis für die Interessen der Mitarbeiter wäre es aber auch, würden die Unternehmer jede neue soziale Forderung, die sich an den Betrieb richtet, oder jede neue Sozialausgabe des Staates uneingeschränkt begrüßen. Die Unternehmer wissen nämlich, daß nur das umverteilt werden kann, was vorher erarbeitet worden ist, und daß vom Eigenkapital entblößte Betriebe nicht lebensfähig sind, wie leider viele aktuelle Beispiele beweisen.
Der Staat darf nicht nur Sozialleistungen verteilen, er muß auch investieren und die Investitionen der Betriebe ermöglichen. Die Sozialleistungen nehmen heute einen so großen Teil des Bundesbudgets und auch der Betriebsausgaben in Anspruch, daß für die Investitionen das Geld fehlt. Auf diesen Umstand sind die derzeitigen Arbeitslosenzahlen zu einem guten Teil zurückzuführen. Damit führt sich die sozialistische Sozial- und Wirtschaftspolitik ad absurdum: Sozialminister Daliinger hat kürzlich erklärt, bei einer ständigen Zahl von 150.000 bis 200.000 Arbeitslosen könnten die bestehenden Sozialeinrichtungen nicht mehr finanziert werden. Der überzogene Sozialstaat bewirkt also, daß das Geld für Investitionen fehlt, dadurch gehen Arbeitsplätze verloren, und die so erzeugte Arbeitslosigkeit führt letzten Endes zu einem Bankrott eben dieses überzogenen Sozialstaates.
Wie soll nun auf die Dauer die Vollbeschäftigung erhalten werden? Eines kann man dazu jedenfalls mit Sicherheit sagen: Das wird nur mit Hilfe der Unternehmer gelingen. Freie, selbständige Unternehmer sind aus unserem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem nicht wegzudenken. Wenn man die Unternehmer wieder unter zumutbaren Belastungen und unter einigermaßen stabilen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen arbeiten läßt, dann wird es auch den Arbeitnehmern wieder besser gehen, weil wieder investiert wird und weil damit bestehende Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen werden. Daher: Vollbeschäftigung beginnt beim Unternehmerl ANZEIGE
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