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Von Furche zu Furche...

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Das evangelische Deutschland kannte eine Bewegung, der es führende Männer in Theologie und Kirche, in Politik und Wissenschaft, zu danken hatte. Es war dies die DCSV, die Deutsche Christliche Studentenvereinigung, die seit ihrer Gründung von wachsender Bedeutung gewesen ist. Sie war eines der lebendigsten und tätigsten Glieder des im Jahre 1905 durch den berühmten amerikanischen Studentenseelsorger und Missionsmann John Mott gegründeten Weltbundes für Studentenarbeit.

Die DCSV sammelte an den Hochschulen Studenten in offenen Bibel/creisen. Um den Niederschlag dieser lebendigen Arbeit festzuhalten, begründete er einen Verlag, den er Furche-Verlag nannte. Seine Veröffentlichungen fanden eine große Gemeinde junger und alter Menschen, weit über die Grenzen des deutschsprachigen Protestantismus hinaus, vor allem auch in Skandina-

vien. Im Furche-Verlag „herauszukommen“, war für eine Veröffentlichung so etwas wie ein Gütezeichen. „Die urchristliche Botschaft“ führte in die Schriften des Neuen Testamentes ein. Weiter erschienen im Furche-Verlag ausgezeichnete Bücher zur Seelsorge, zu den Fragen Ehe, Familie, Erziehung.

Der Furche-Verlag gab auch ein Wochenblatt heraus, das den Namen „Die Furche“ trug. An dieser Zeitschrift haben hervorragende Männer und Frauen, zumeist Akademiker, mitgearbeitet.

Im Jahre 1915 erschien in Wien ein Wochenblatt, das auch den Namen FURCHE trug. Für sie zeichnete einer der bedeutendsten Journalisten Österreichs, der spätere Staatsrat Funder. Funder war jahrelang Hauptschriftleiter der „Reichspost“ gewesen, einer katholischen Tageszeitung von hohem Rang. Funder; war im evangelischen Sachsen aufgewachsen. Von da her hatte er

ein offenes und freundschaftliches Verhältnis zur evangelischen Kirche und ihrer Arbeit. Er lebte Ökumene, lange vor der ökumenischen Bewegung unserer Zeit.

Funder brachte in seinem Blatt immer wieder auch Nachrichten aus Deutschland. Hier trieben damals die „Deutschen Christen“ ihr Unwesen. In ihren Reihen meinte man, das politische Bekenntnis jener Tage, den Nationalsozialismus, auch in der kirchlichen Arbeit einsetzen zu müssen. Funder hat darüber oft Nachrichten veröffentlicht, die aus verschiedenen Quellen stammten und daher nicht immer sachlich und stichhaltig waren. Wenn der Schreiber dieser Zeilen aus besserer Kenntnis diese oder jene Nachricht bei Dr. Funder in Frage stellte, war dieser jedesmal sofort bereit, zu berichtigen.

Ebenso freundschaftlich wurde auch eine grundsätzliche Frage zwischen Funder und dem Schreiber

dieser Zeilen verhandelt. Als der evangelische Pressemann Österreichs mußte ich Funder mitteilen, daß er sein Blatt zu Unrecht FURCHE genannt habe. Diesen Namen trug — wie oben berichtet — seit langem der Verlag und das Blatt der DCSV. Funder war von dieser Mitteilung überrascht und bekannte, daß ihm die Existenz des Furche-Verlages und der von diesem verlegten „Furche“ nicht bekannt gewesen sei. Er trug der für ihn nun neuen Erkenntnis Rechnung und nannte sein Blatt, um jedes Mißverständnis auszuschließen, „Die österreichische Furche“. Er verfolgte die Arbeit und den Weg der „alten Furche“ sehr genau, und als in den Wirren jener Jahre die Arbeit der DCSV und des Furche-Verlages ein Ende fanden, gab er den Beisatz auf und nannte sein Blatt, so wie es immer noch heißt: DIE FURCHE.

Die evangelische Kirche in Österreich hatte an allen diesen Fragen regen Anteil. Männer der DCSV waren ihre Freunde, Förderer, Gäste, etwa als Vortragende an der „Evangelischen Woche“ in Wien. So war einer der ersten Vortragenden Reichskanzler Georg Michaelis-

Berlin. Michaelis sprach — im Rahmen der 3. Evangelischen Woche im Jahre 1929 — über „Christus und die Wirtschaft“. Zu nennen sind weiter der nachmalige Landesbischof der evangelischen Kirche in Hannover, Hanns Lilje, Bischof Otto Dibelius, Berlin, Landesbischof Heinrich Rendtorff, Schwerin, Professor Adolf Köberle, damals Basel, Professor Friedrich Siegmund-Schultze, Berlin, und Reinold von Thadden-Trieglaff, der langjährige Vorsitzende der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung, und Superintendent Georg Traar, Wien, damals Leiter der „Christlichen Studentenvereinigung im Evangelischen Jugendring“, Wien.

Die FURCHE von heute hat das Erbe, das sie seinerzeit aufnahm, treu verwaltet. Sie dachte, schrieb und handelte ökumenisch im besten Sinn des Wortes. Sie öffnete sich bewußt und gerne auch der Mitarbeit evangelischer Christen.

Es war ein weiter Weg: Von Furche zu Furche, ein Weg, der von den verantwortlichen Männern zu aller Zeit in brüderlicher Offenheit füreinander gegangen wurde.

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