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Digital In Arbeit

Von Glaz bis Kapovaz

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Von Glaz bis Kapovaz: Was wie eine Reiseroute durch das alte Österreich anmutet, ist ein Sprachführer durch die Schlagworte der aktuellen Arbeitszeit-diskussion.

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Von Glaz bis Kapovaz: Was wie eine Reiseroute durch das alte Österreich anmutet, ist ein Sprachführer durch die Schlagworte der aktuellen Arbeitszeit-diskussion.

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Viele Umfragen zeigen, daß die Mehrheit der Beschäftigten weniger an einer generellen Reduktion der Arbeitszeit interessiert ist, als vielmehr die Arbeitszeit möglichst selbständig gestalten und einteilen möchte. Maßnahmen zu einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung haben also primär die Absicht, dem einzelnen mehr Zeitautonomie zu bringen, erst in zweiter Linie sind sie als wirtschaftspolitische Instrumente zur Beschäftigungssicherung und -aus-weitung zu sehen.

Es geht dabei vor allem um die Schaffung von Teilzeitarbeitsplätzen, das Teilen von Arbeitsplätzen (job-sharing) und um eine flexible Gestaltung der täglichen, wöchentlichen, jährlichen und lebenslangen Arbeitszeit. Die Arbeitszeitgestaltung soll vor allem auch nach Qualifikation, Branche, Region, individuellen Bedürfnissen und unterschiedlichen Beschäftigungsproblemen abgestimmt werden können.

Was ist Job-sharing?

Zwei oder mehrere Personen teilen sich einen Arbeitsplatz und übernehmen gemeinsam die Verantwortung für die Erfüllung der Arbeitsaufgabe. Dies wird in den USA seit einigen Jahren im Bereich Büroarbeit, Busfahrer, Krankenschwester, Lehrer und bei Monteuren praktiziert. Job-' sharing bietet große individuelle Unabhängigkeit, birgt aber auch mögliche Probleme in sich, wenn etwa ein Partner auf Dauer ausfällt ...

Was ist gleitende Arbeitszeit?

Außerhalb der sogenannten Kernzeiten (während der alle Arbeitnehmer anwesend sein müssen) können die Arbeitnehmer innerhalb der Gleitzeitspanne Arbeitsbeginn und Arbeitsende individuell gestalten. Laut Mikrozensus 1978 arbeiten in Österreich 8,2 Prozent der Beschäftigten in gleitender Arbeitszeit (Glaz). Ein rechtliches Problem liegt freilich in der Frage der Ermittlung von Uberstunden bzw. der Durchrechnungszeiträume.

Was ist variable Arbeitszeit?

Zum Unterschied von der gleitenden Arbeitszeit gibt es bei der variablen Arbeitzeit keine Kern-zeit. Das Nichtvorhandensein einer Kernzeit bewirkt unter Umständen, daß die möglichen Vorteile von flexiblen Arbeitszeitregelungen (bessere Freizeitplanung, bessere Aufteilung der Familienpflichten, Vermeidung der Verkehrsspitzen, kein Pünktlichkeitszwang) besser zur Geltung kommen.

Bei der variablen Arbeitszeit kommen zwar die möglichen Vorteile besser zur Geltung, gleichzeitig aber steigen für den Arbeitnehmet die möglichen Gefahren (Festlegung der Arbeitszeit durch den Arbeitgeber nach betrieblichen Erfordernissen, Entfall von bezahlter Freizeit für wichtige persönliche Verhinderungsgründe, Einschränkung der Uberstun-denbezahlung trotz Mehrleistungen).

Was ist Kapovaz?

Die kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit (Kapovaz) ist dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitszeit im Einzelfall danach festgelegt wird, wie der Arbeitsanfall gegeben ist. Dies ist tendenziell zwar auch bei der Gleitzeit und der variablen Arbeitszeit der Fall, doch behält sich der Arbeitgeber bei der Kapovaz ausdrücklich das Recht vor, den Arbeitnehmer nur dann zur Arbeitsleistung heranzuziehen und diese auch nur dann zu bezahlen, wenn eine bestimmte Arbeit zu erledigen ist. Im Extremfall könnte das bedeuten, daß ein Arbeitnehmer zu Hause beim Telefon Bereitschaftsdienst halten muß, um bei Anruf einzuspringen.

„Mildere" Formen der Kapovaz liegen etwa dann vor, wenn ein Computer in einem Betrieb nach den bisherigen Erfahrungen den Arbeitskräftebedarf für bestimmte Zeiten ausrechnet, die Arbeitszeitwünsche der Arbeitnehmer registriert und bei Nicht-übereinstimmen von Arbeitszeitangebot und Arbeitszeitnachfrage entweder Arbeitszeitwünsche gestrichen werden oder eine Zuteilung von zusätzlich notwendigen Arbeitszeiten an Arbeitnehmer nach einem bestimmten System erfolgt. Dies bedeutet eine weitgehende Zerstückelung der Arbeitszeit. Sehr oft gehen solche Formen Hand in Hand mit weitaus überdurchschnittlicher Beschäftigung von Teilzeitkräften.

Was sind Jahresarbeitsverträge?

Es wird vertraglich festgelegt, wie viele Stunden pro Jahr gearbeitet werden soll, wobei zwischen Normalarbeitszeit und anderen Arbeitszeiten gewählt werden kann. Je nach individuellen Bedürfnissen des Arbeitnehmers oder nach Arbeitsanfall im Betrieb kann dann im Einzelfall vertraglich festgelegt werden, wann die.vereinbarte Arbeitszeit abzuleisten ist. Dies bedeutet, daß teilweise bis zu 50 Stunden und zeitweise 30 Stunden pro Woche gearbeitet werden kann. Am häufigsten werden Bandbreiten zwischen 35 und 45 Stunden vorgeschlagen.

Was ist ein Langzeiturlaub?

Unter Langzeiturlaub versteht man das „Ansparen" gewisser Urlaubsteile, um längere, zusammenhängende Urlaube zu erreichen. In Schweden etwa kann jährlich eine Urlaubswoche über fünf Jahre „angespart" werden, was mit dem dann fälligen Urlaub einen zehnwöchigen Langzeiturlaub ermöglicht. Man nennt diese Form einer längeren Periode der Nichterwerbstätigkeit bei Aufrechterhaltung eines Arbeitsverhältnisses auch „Sabbatical".

Was ist gleitender Ruhestand?

So werden Regelungen bezeichnet, die einige Jahre vorder Pensionierung eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit vorsehen.

Die Ubersicht beruht auf Unterlagen, die in den Zeitschriften „Gesellschaft und Politik" (Kummer-Institut) bzw. ..Arbeit & Wirtschaft" (ÖGB und Arbeiterkammer) veröffentlicht wurden.

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