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Von Massenprodukten zur Qualitätsarbeit

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Das nun zu Ende gehende Jahrzehnt hat - nicht nur in Österreich -Änderungen in der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage mit sich gebracht, die zu seinem Beginn kaum erwartet worden sind. Engpässe in der Erdölversorgung, Energiekrise im allgemeinen, eine immer kritischer werdende Einstellung zur Kernenergie, aber auch Verfall ehemaliger Leitwährungen, verstärkter Wettbewerb der Entwicklungsländer und zahlreiche andere Gründe waren die Ursache.

In dieser Situation treten wir in das nächste Jahrzehnt. Die letzten Jahre zeigten unbarmherzig jene Strukturschwächen auf, die während der Zeit

rasanten Wachstums und weltweiter Booms überdeckt worden waren. Probleme der Grundstoffindustrie auf ungünstigen Standorten mit hohen Kosten für den Transport der Rohstoffe und Zulieferung der Produkte, Niedrigpreisangebote aus frisch industrialisierten Entwicklungsländern mit unvergleichlich niedrigen Lohnkosten, Fragen der Innovation und ihrer Bewältigung und Verwertung betrafen die meisten Branchen.

Gerade in einem „alten Industrieland“ wie der Steiermark, wo sich die Standorte meist nach Erz- und Energievorkommen richteten, waren und sind Transportkosten und topographische Gegebenheiten oft schwere Hindernisse für die Weiterentwicklung der traditionellen Industrie. Der Platz für optimale Betriebsgrößen ist in den schmalen Tälern vielfach zu eng. Schiene und Straße werden oft zu teuer und zwingen die Firmen in die roten Zahlen.

Schon seit vielen Jahren bemüht man sich daher um

Investoren, neue Betriebe und neue Produkte. In den sechziger Jahren waren freie

Arbeitskräfte häufig für Interessenten sehr anziehend, selbst wenn ihre Schulung nicht ganz zureichend war. Die damals im Vergleich zum Ausland niedrigen Lohnkosten taten das ihre, der Wechselkurs war günstig und die Ausfuhrvergütungen waren hoch.

Auch hier hat sich in den siebziger Jahren alles geändert.

Arbeitskräfte gibt es in Westeuropa (und auch im Osten und Süden) zur Genüge. Die

Qualifikation kann allenfalls da und dort noch interessant sein. Deshalb muß sie besonders gefördert werden. Das Lohnniveau und vor allem die damit verbundenen Nebenkosten haben durchaus internationale Ausmaße erreicht, wozu auch der Wechselkurs beiträgt, der den Absatz österreichischer Waren im Ausland erschwert.

An den Transportkosten kann sich in der Steiermark langfristig nicht viel ändern. Der Rhein-Main-Donau-Kanal wird die Standortgunst der Länder, die an der Donau liegen, ganz beachtlich verbessern. Wir können höchstens am Rande davon ein wenig profitieren, wenn die lange angestrebten Autobahnverbindungen nach Oberösterreich und Wien zeitgerecht fertig werden.

Die echten Möglichkeiten der steirischen Wirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren aber schon deutlich erwiesen. Eine Spezialisierung auf die Erzeugung jener Produkte, bei denen hochqualifizierte Arbeitskräfte am besten eingesetzt werden sollen, weg von der Massenproduktion, bei der wir mit B Uligange boten ohnehin nicht konkurrenzfähig sind. Die Erzeugnisse hoher Qualität sind auch weniger empfindlich gegen höhere Transportkosten, weil das Verhältnis zwischen Wert und Gewicht ein besseres ist.

Ein weiterer Schwerpunkt für die Zukunft hegt in der konsequenten Rationalisierung der Produktion, wenn Konsumgüter guter und hoher Qualität erzeugt werden und Anlagen und Kenntnisse hiefür seit langem vorhanden sind und nicht brach gelegt werden sollen. Innovationen können in beiden Fällen die Lage verbessern.

Ein dritter Punkt, der untrennbar damit zusammenhängt, ist die Notwendigkeit, die vorhandenen Arbeitskräfte immer besser auszubilden und zu schulen, damit qualifizierte Fachleute dann auch wirklich zur Verfügung stehen, wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Leistungskraft zu beweisen.

Marktlücken gibt es außerdem noch auf manchen Gebieten. Im Gewerbe, bei den Dienstleistungen, vor allem auch im Fremdenverkehr. Auch hier steht die Qualitätsverbesserung an wichtiger Stelle.

Vielleicht gibt es sogar im einen oder anderen Fall die zusätzliche Möglichkeit, alte Erwerbszweige wieder aufzunehmen, vielleicht werden Bodenschätze wieder interessant, deren Abbau schon vor Jahrzehnten eingesteht wurde, vielleicht gewinnen Wasserkräfte wieder an Bedeutung, die schon lange kein Hammerwerk und keine Säge betrieben haben. Auch dies sind Aspekte, die sich am Ende der siebziger Jahre als Ausblick auf das nächste Jahrzehnt ergeben. Jedenfalls wird es unsere Wirtschaft nicht leicht haben, um unter den historisch und geographisch nicht einfachen Bedingungen der Steiermark mit Österreich und der Welt Schritt zu halten.

(Der Autor ist Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Handelskammer Steiermark)

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