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Vor allem Graphiker

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Lyonel Feininger, am 17. Juli 1871 in New York geboren, war der Sohn deutscher Eltern, eines Geigers und einer Sängerin. Als die Familie nach Deutschland zurückkehrte, wollte er ursprünglich Musiker werden, wandte sich aber dann dem Kunststudium zu.

Eigentlich war Feininger Zeichner, genau genommen Karikaturist. Zeitungen, für die er arbeitete, hatten Namen wie „Ulk", „Lustige Blätter" und „Narrenschiff. Sein erstes Ölbild malte er 1907, im Alter von 36 Jahren.

Kurz zuvor hatte er Robert Delau-nay kennengelernt. Diese Begegnung wurde für ihn ebenso zum Schlüsselerlebnis, wie für Marc, Macke und Klee. „Orphismus" nannte Apollinaire die Farbenklänge, zu denen Delaunay aus den Formanalysen der Kubisten fand. Sein Einfluß wird vor allem in den Färb- und Formdurchdringungen der Bauhaus-Zeit sichtbar, in Bildern wie „Stiller Tag am Meer", „Die Barfüßerkirche in Erfurt", „Dampfer Odin II".

Als ersten Meister hatte ihn Gro-pius 1919 an das Bauhaus berufen. Mit 66 Jahren emigrierte Feininger nach New York, wo er 1956 starb.

Arbeiten von 1909-1955

Es hat sich gefügt, daß eine Ausstellung, die im Museum modemer Kunst in Passau bis 6. Oktober zu sehen ist, mit der 120. Wiederkehr des Geburtstages von Feininger zusammenfällt. Sie zeigt Aquarelle und Zeichnungen, die zwischen 1909 und 1955 entstanden und damit jene Zeit umspannen, in der er nach tastenden Anfangen zu einem der führenden alten Meister der neuen Kunst wurde.

Die Phasen einer Entwicklung sind zu verfolgen, die - parallel zu den Gemälden - sehr früh die für Feininger charakteristischen Strukturen zeigt, erstmals im „Hafeneingang", einer Kohlezeichnung von 1914, voll gereift in „Stadt II" und „Vollersrode" (1916).

Auch in seiner graphischen Kunst entstanden die wesentlichsten Blätter in der Zeit seines Wirkens am Bauhaus. „Gasse", „Linderbach" und „Dorf (1923) sind ebenso repräsentative Beispiele dafür wie „Einfahrender Segler" (1926), „Gaberndorf' (1927) und „Blasiuskirche" (1932). ein Aquarell, das als Grundlage für das Ausstellungsplakat diente. Im amerikanischen Spätwerk nahm Feininger neue, zum Teil weichere und. gelegentlich dem Surrealismus nahe Elemente auf, aber insbesondere die „Manhattan"-Bilder lassen, am anderen Sujet, die linear bestimmten Strukturen der Zwischenkriegszeit erkennen.

Das besondere dieser Ausstellung ist, daß bisher keines der Bilder in Europa zu sehen war. Der New, Yorker Sammler Serge Sabarski, Kunsthändler und jetzt Ausstellungsmanager, hat aus amerikanischem Privatbesitz 64 Leihgaben gewinnen können, die durch 16 Blätter aus der Staatlichen Graphischen Sammlung in München ergänzt wurden.

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