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Vor „Faire Trade"?

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Als Reaktion auf den Zusammenbruch des Kommunismus diskutiert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) eine Neudefinition der Begriffe „Entwicklungsländer" und „Entwicklungshilfe".

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Als Reaktion auf den Zusammenbruch des Kommunismus diskutiert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) eine Neudefinition der Begriffe „Entwicklungsländer" und „Entwicklungshilfe".

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Nach dem Ende des Kalten Krieges müsse die OECD ihre Strategien der Entwicklungszusammenarbeit neu überdenken. Nach den Worten Alexander Loves, Chef des OECD-Entwicklungshilfekomitees (DAC), gelte das sowohl für die Länder des ehemaligen Ostblocks als auch für die traditionellen Entwicklungsländer.

Love sieht die internationale Gemeinschaft vor immer größer werdenden Herausforderungen in den Bereichen der humanitären Hilfen, der Flüchtlingshilfe und der UN-Friedenseinsätze. Deshalb überlege man, ob in Hinkunft diese Aufwendungen so wie jene fürOsteuropa als Entwicklungshilfe anrechenbar seien.

Darüberhinaus arbeite man an der ersten größeren Revision der Liste der Empfängerländer seit Bestehen des DAC. Bereits jetzt seien fünf zentralasiatische Republiken der ehemaligen Sowjetunion als Entwicklungsländer eingestuft. Sechs weitere Republiken stünden auf der Warteliste. Im vergangenem Jahr stellten die 24 Industriestaaten der OECD, zu denen auch Österreich gehört, 57,5 Milliarden Dollar für Entwicklungshilfe zur Verfügung.

Änderungen gibt es auch in der österreichischen Entwicklungshilfe. Mit Anfang des Monats übernahm Georg Lennkh die Sektion Entwicklungszusammenarbeit im Bundeskanzleramt. „Entwicklungspolitik darf sich nicht nur singulär in technischer Hilfe oder in der Vergabe von Exportkrediten erschöpfen", so der ehemalige Leiter der österreichischen Mission bei der OECD in Paris gegenüber der FURCHE. Es sei ein Umdenken und ein Mitdenken über die Wirkung der Hilfe in den Empfängerländern notwendig.

Ein Umdenken wünscht sich Lennkh auch beim Konzept des „Freihandels". Die Startbedingungen der Entwicklungsländer seien eben andere als jene der Industriestaaten. „Es macht keinen Sinn einem Entwicklungsland die gleichen sozialen Standards als Bedingung für Handel vorzuschreiben." In Amerika werde deshalb das Konzept des „Fair Trade" statt „Free Trade" propagiert.

„Wir müssen uns über den geistigen und gedanklichen Gegensatz klar werden, der in den Beziehungen zu den Entwicklungsländern entstanden ist", meint Lennkh. Deshalb aber die Hilfe einfach einzustellen, wäre falsch. „Wir können aber nicht mehr so weiter machen wie bisher."

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