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Vor Wachablöse am Inn

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Schon im Herbst 1984 war in Tirol davon die Rede, daß es noch während der laufenden Legislaturperiode zu einer Umbildung der Landesregierung kommen könne. Vor allem Finanzlandesrat Luis Bassetti erklärte dezi-diert, daß er 1984/85 das letzte Budget vorlegen werde. Seine Absicht, am Beginn der diesjährigen Sommerferien sein Amt zur Verfügung zu stellen, war absolut glaubhaft. Der Nachfolger, der

Industrielle Franz Kranebitter aus Telfs, steht schon bereit.

Einen richtigen Knalleffekt gab es, als im Mai plötzlich Gerüchte auftauchten, auch Landeshauptmann Wallnöfer wolle — gemeinsam mit Bassetti — von der politischen Bühne abtreten. Dazu befragt, wandte sich jedoch der Tiroler Landeschef entschieden gegen solche Behauptungen: „Ich weiß nicht, woher diese Gerüchte kommen. Sie entbehren jeder Grundlage.“

Tatsache ist, daß es Wallnöfer gelang, seinen „Lieblings-Fi-nanzminister“ Luis Bassetti von der Absicht, im Sommer zurückzutreten, abzubringen. Er wird nun im Herbst doch noch den Budgetentwurf für 1986 vorlegen und im Landtag vertreten müssen. Bassettis Rücktritt dürfte also kaum vor dem nächsten Frühjahr erfolgen. Ob dann auch Wallnöfer selbst mitgehen wird, steht in den Sternen.

Vom Landeshauptmann selbst ist zu diesem Thema nichts Definitives zu erfahren. Doch immerhin weiß man, daß er nur mit seiner gewohnten Mannschaft arbeiten will. Wenn Bassetti im Frühjahr 1986 endgültig Abschied nehmen und es zu einer Regierungsumbildung kommen sollte, ist schon denkbar, daß sich auch Wallnöfer zurückzieht. In der Zeit unmittelbar nach der Bundespräsidentenwahl könnte sich da einiges tun.

Die Nachfolge Wallnöfers ist allerdings noch völlig offen. Es gibt hiezu praktisch nur Spekulationen.

Dafür kam es in letzter Zeit zu verschiedenen Veränderungen an den Spitzen einzelner Fraktionen und Institutionen, so beim Bauernbund, wo Wallnöfer den Obmann an Hans Schweiger abgab, und beim Arbeiter- und Angestelltenbund (ÖAAB), wo Helmut Mader Obmann von Innsbruck-Stadt wurde.

Nach dem tragischen Tod des erst im Vorjahr gekürten Arbeiterkammer-Präsidenten Ekkehard Abendstein am 25. Juli wurde sein bisheriger Stellvertreter Josef Kern zum Präsidenten der Tiroler Arbeiterkammer gewählt. Vizepräsident wurde ÖAAB-Landessekretär Friedrich Dink-hauser, der auch Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse ist.

Verwirrung in der SP

Nicht so gut wie der Volkspartei geht es den Sozialisten in Tirol. Seit den Verlusten bei den letzten Landtagswahlen gibt es Probleme — vor allem im Zusammenhang mit der Funktion des Parteiobmannes. Innerhalb der SP-Tirol, vor allem der Bezirksorganisation Innsbruck-Stadt, mehren sich die Stimmen, die eine Ablöse des derzeitigen Landesobmannes Ernst Fili fordern.

Die an die Öffentlichkeit gespielte Personaldiskussion sorgte innerhalb der Partei für einige Verwirrung. Die Frage, wer künftig Parteiobmann sein wird, soll beim Herbstparteitag gelöst werden. Füi will auf alle Fälle wieder kandidieren. Ob es Gegenkandidaten geben wird und wer sie sein werden, steht noch nicht fest. Im Gespräch sind allerdings die Namen Fritz Greiderer, Hans Tanzer und Ex-Finanzminister Herbert Salcher.

Im März 1986 werden in Tirol Gemeinderatswahlen stattfinden. Auch dieses Ereignis wirft bereits seine Schatten voraus. So trägt sich zum Beispiel der Bürgermeister von Kufstein, Siegfried Dil-lersberger, mit dem Gedanken, auf eine neuerliche Kandidatur zu verzichten. Dillersberger ist ein überaus populärer Politiker und das Zugpferd der Freiheitlichen Partei in Tirol. Und in Wörgl bereitet Kulturreferent Simon Mair der ÖVP einige Sorgen. Nachdem er bereits bei der Landtagswahl auf der Liste „Für ein anderes Tirol“ aufschien, will er nun auch kommunalpolitisch eigene Wege gehen. Er gründete die parteiunabhängige Liste „Miteinander leben“.

In der politischen Szene Tirols tut sich also einiges - und es dürfte in den kommenden Monaten noch lebhafter werden.

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