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Voranschreiten im Dialog

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Zum dritten Mal seit der 1964 erfolgten Gründung der Wiener Diözesanstiftung „Pro Oriente“ wurden seine Vertreter vom Heüigen Vater in Rom und vom ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel-Istanbul empfangen, in Rom zweimal durch Papst Paul VI. und nunmehr durch Papst Johannes Paul IL, in Konstantinopel zum ersten Mal durch Patriarch Athenagoras I. und zum zweiten und dritten Mal durch dessen Nachfolger Demetrios I.

Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras I. waren es gewesen, die 1964 mit ihrer Begegnung und Umarmung in Jerusalem den bedeutendsten ökumenischen Impuls seit der Kirchenspaltung des 15. Jahrhunderts gegeben hatten, jenen weltweiten Impuls, der im Ökumenismusdekret des Zweiten Vatikanum seinen theologischen Ausdruck findet. . Im selben Jahr 1964 stiftete Wiens Kardinal Franz König die ökumenische Stiftung „Pro Oriente“, stark geprägt von den Gedanken und Vorschlägen Otto Mauers und Otto Schulmeisters, sowie initiativ geführt von Minister a. D. Heinrich Drimmel, um von Wien aus jene ökumenischen Chancen zu nutzen, welche sich der neutralen, vertrauenerweckenden Lage und Gegenwart jenes kleinen Österreich bieten.

Die fünfzehnjährigen, wohl in vielem erfolgreichen personalen, spirituellen und wissenschaftlichen Bemühungen der Stiftung erfuhren nunmehr einen Höhepunkt durch eine Reise, die, geleitet durch den Stifter, sowohl zum Papst nach Rom in den Vatikan, als auch zum ökumenischen Patriarchen in den Phanar nach Konstantinopel führte. Diesmal waren es nicht nur Mitglieder des Stiftungsvorstandes, sondern auch zahlreiche Mitglieder des Kuratoriums, die der Erzbischof von Wien in Sonderaudienzen dem Papst und dem Patriarchen vorstellte.

Der „Osservatore Romano“ widmete dem vatikanischen Ereignis die Hauptnachricht seiner Ausgabe vom 30. März und gab die Botschaft, die der Papst in deutscher Sprache an die Delegation richtete, auch im Originaltext wieder. Johannes Paul führte wörtlich aus:

„Pro Oriente hat sich - ganz dem Namen der Stiftung entsprechend -seit 15 Jahren um den Dialog mit den orthodoxen Kirchen bemüht, in den letzten Jahren insbesondere um den Dialog mit den altorientalischen Kirchen. Wie ich in meiner ersten Enzyklika erst kürzlich unterstrichen habe, besagt echte ökumenische Arbeit .Öffnung, Annäherung, Bereitschaft zum Dialog, gemeinsame Suche nach der Wahrheit im vollen biblischen und christlichen Sinn'. ... Sie können heute rückblickend mit Freude und Genugtuung auch schon auf wertvolle konkrete Ergebnisse verweisen. ... Die Gründung des ökumenischen Stiftungsfonds war seinerzeit eine hochherzige und zugleich angemessene Antwort der Lokalkirche von Wien auf de* besonderen ökumenischen Auftrag des II. Vatikanischen Konzils. ... Möge Sie darin Ihre jetzige Studienreise nach Rom und Istanbul bestärken und neu ermutigen.“

In den beengten, aber überaus gastfreundlich belebten Räumen des Phanar empfing ein väterlich-würdevoller Patriarch die Delegation. Die Übermittlung der päpstlichen Grußbotschaft durch den Kardinal und die Botschaft des Patriarchen an die Stiftung Pro Oriente schienen der eigentliche, den Sinn unserer Reise krönende und bestätigende Höhepunkt dieser Tage, ein Höhepunkt, der durch die Aufnahme und die Aussagen des dynamischen Protagonisten der ökumenischen Liebe, des Metropoliten Meliton von Chal-kedon, und durch den Besuch der Ruhestätte des Patriarchen Athenagoras I. sowie durch die Teilnahme an der orthodoxen Sonntagsliturgie bestärkt wurde.

Alle diese Ereignisse werden in der Geschichte der ökumenischen Bemühungen einen bedeutsamen Rang zuerkannt erhalten, insbesondere auch dadurch, daß der Mission auch der in Wien residierende, für Mitteleuropa zuständige Metropolit des ökumenischen Patriarchats Chryso-stomos Tsiter als Ehrenmitglied der Stiftung „Pro Oriente“, angehörte.

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