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Vorarlberger Architektur
Die eigene Tradition bewahren und veränderten Lebensbedürfnissen Rechnung tragen, ist Ziel dieser Architekten.
Die eigene Tradition bewahren und veränderten Lebensbedürfnissen Rechnung tragen, ist Ziel dieser Architekten.
Die Großausstellung „Vorarlberger Architektur seit 1960" von Otto Kapfinger und Friedrich Achleitner im Bregenzer Künstlerhaus samt Katalog ist zustandegekommen, weil die Ländle-„Baukünstler" (die Kammer hatte ihnen die Berufsbezeichnung Architekt streitig machen wollen) 1991 den Internationalen Kunstpreis des Landes Vorarlberg bekommen und beschlossen hatten, das Geld für eine Dokumentation zu verwenden. Klingt wie ein Architektur-Märchen?
Wie in einem richtigen Märchen hatte die Vorarlberger Bauschule von den Anfängen vor 1968 bis zur breiten Anerkennung heute manches mitzumachen. Einmal die Unterordnung unter den Bedarf - sprich Vorrang des Wohnbaus, sprich Verzicht auf Selbstverwirklichungsarchitektur, sprich Kooperation Planer-Benützer, geistig und manuell: Ein avantgardistisches
Sich-nach-der Decke-Strecken.
In Vorarlberg wurden die ersten Siedlungen im freien Zusammenschluß von „Bauherren" gebaut - mit Flachdächern, aber aus Holz. Vorarlbergs Architekten hatten außerdem während ihres Studiums in Wien den hohen technischen und ästhetischen Standard der alten Wälder-, Appenzeller- und Rheintal-Häuser nicht vergessen. (Daß das Vorhandensein einer einschlägigen Bautradition alles andere als ein Garant für brauchbares Bauen darstellt, weiß man aus alpineren Gegenden Österreichs.)
Die Achtundsechziger-Generation brachte einen entscheidenden Impuls für gemeinsames und erschwingliches Bauen und Wohnen ein. Sie suchte nach dem einfachen Holzbau-Modul, in dessen Flexibilität vielleicht der größte Reiz und genieinsame Nenner der Vorarlberger Architekten besteht. Öffentliche Bauten waren erst die nächste Stufe ihrer Entfaltung. Heute wird in diesem Geist bereits für eine breitere Mittelschicht gebaut.
Die Bregenzer Ausstellung, koordiniert von Bernhard Purin, läßt deutlich die vielen Ismen der großen Architekturwelt spüren, denen die Baukünstler drei Jahrzehnte lang konsequent ausgewichen sind. Sie erinnert daran, daß schon in den sechziger Jahren ein Rudolf Wäger und Hans Purin gleichzeitig revolutionär einfache Einfamilienhaus- und Siedlungskonzepte verwirklichten.
Ein Ständerbauraster ermöglicht Gemeinschaftshäusern, wie sie die „cooperative" seit 1978 gebaut hat. Altbausanierungen kommen dazu, in jüngster Zeit zunehmend auch Großbauten wie die Reuthener Industriehallen von Hermann Kaufmann oder die Schule in Warth von Roland Gnaiger, die zwar nicht auf dem Dach der Welt, aber auf dem Dach Vorarlbergs steht. Das Hohenemser Seelsorgezentrum von Gsteu/Ramersdor-fer ist zu recht ohne den Turm dokumentiert, ohne den es von der Planung her hätte bleiben sollen. (Kritische Anmerkung: Es i st vorkonziliar, kirch-liche Bauten, die eine soziale, liturgische und kommunikative Aufgaben haben, als „Sakralbauten" zu bezeichnen! Bis 25. April)
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