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Vorreiter im Bildungswesen

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Daß die katholischen Schulen beim heutigen Bildungsangebot und bei sinkenden Schülerzahlen bestehen können, liegt nicht nur an ihrer großen Tradition.

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Daß die katholischen Schulen beim heutigen Bildungsangebot und bei sinkenden Schülerzahlen bestehen können, liegt nicht nur an ihrer großen Tradition.

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Sind die katholischen Privatschulen heute eine Privatangelegenheit einer verhältnismäßig kleinen Bevölkerungsgruppe (derzeit werden diese Lehranstalten von 4,6 Prozent aller österreichischen Schüler besucht)? Oder haben sie darüber hinaus eine Funktion für die restlichen 95,4 Prozent der Lernenden und für die gesamte Gesellschaft unseres Landes?

Diese Fragen nach dem Auftrag der katholischen Privatschulen in der Gegenwart wurden bei dem vom 4. bis' 6. April in Salzburg durchgeführten Bundeskongreß dieser Schulen mehrfach gestellt. Eine Antwort darauf zu geben, versuchte beispielsweise der Religionspädagoge Wolfgang Langer (Universität Wien). Die in den katholischen Schulen vermittelte christliche Erziehung sei — so Langer - keine Pflege von im Grunde längst überholten Traditionen. Die Eigenschaften und Fähigkeiten, die diese Art der Erziehung bei den jungen Menschen ausbildet, habe im Gegenteil zukunftsweisende Bedeutung für die Gesamtgesellschaft.

Es gehe schlicht um den umfassenden, jedoch schwer zu erfüllenden Anspruch der Heranbildung von Persönlichkeiten, die sich gegen Entwürdigung und Versklavung des Menschen durch andere Menschen und durch sogenannte Sachzwänge wehren; die gegen jede Nichtachtung des Lebens auftreten; die bei der Gestaltung ihres Daseins auf verläßliche Orientierungshilfen wie das Prinzip der Hoffnung zurückgreifen können.

Bundespräsident Rudolf Kirchschläger formulierte es in seinem Festvortrag in Salzburg so: „Die katholischen Privatschulen sind besonders berufen, und befähigt, den jungen Menschen charakterliche Stabilität und persönliche Standpunkte zu vermitteln. Beides wird in einer Zeit der Verflachung der persönlichen Überzeugungen und der daraus resultierenden gesellschaftlichen

Fehlentwicklungen dringend gebraucht.“

Wieweit die katholischen Privatschulen diesem von ihnen selbst und von außen gestellten Anspruch tatsächlich entsprechen, kann hier nicht überprüft werden. Die rund 400 Teilnehmer des Bundeskongresses in Salzburg (darunter viele Eltern und etwa 60 Schülervertreter) bekräftigten jedoch mehrfach die Absicht, alle Anstrengungen zu unternehmen, um den jungen Menschen in den katholischen Lehranstalten und darüber hinaus entsprechende Impulse zu geben.

Immer wieder betont wurde auch, daß man sich um eine Vorreiterrolle in der Schulpolitik bemühen werde. Beispielsweise sollen künftig Marktlücken in der Bildungslandschaft aufgespürt und durch neue schulische Angebote gefüllt werden. Man will bestimmte Zielgruppen wie Behinderte, Schwererziehbare, aber auch besonders Begabte sowie Menschen, die sich in den Dienst der Kirche stellen wollen, mehr als bisher ansprechen. Weiters sollen neue Formen des Lernens erprobt werden.

Dabei mithelfen sollen alle Beteiligten: die derzeit rund 50.000 Schüler in den katholischen Privatschulen, ihre rund 5.400 Lehrer (darunter 810 Priester und Ordensleute), die Eltern, Schulträger und kirchlichen Schulbehörden. Hilfe erwartet man sich auch von der Gesellschaft. Zusätzlich zu den Lehrerkosten sollte der Staat nach den Vorstellungen der katholischen Kirche auch einen Teil des Sachaufwandes der Schulen übernehmen.

Nach einer vom Verband der katholischen Elternvereine durchgeführten Umfrage sind neun von zehn betroffenen Eltern mit dem Bildungsangebot der katholischen Schulen zufrieden. Trotz sinkender Kinderzahlen hielt daher der Trend zu diesen Bildungsstätten in den letzten Jahren unvermindert an.

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