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Vorsorge für Wechselfälle des Lebens

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Wozu Eigenvorsorge? Nur um Steuervorteile auszunützen? Das ist (noch) ein willkommener Nebeneffekt. Aber es geht um Vorsorge aus Eigenverantwortung. Eine moralische Verpflichtung sich selbst und der Familie gegenüber. Weil dem Staat nicht alles angelastet werden kann.

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Wozu Eigenvorsorge? Nur um Steuervorteile auszunützen? Das ist (noch) ein willkommener Nebeneffekt. Aber es geht um Vorsorge aus Eigenverantwortung. Eine moralische Verpflichtung sich selbst und der Familie gegenüber. Weil dem Staat nicht alles angelastet werden kann.

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Die Angst ist präsent. Die Angst vor den Wechselfällen des Lebens, vor Krankheit und Unfall. Die Sorge um materielle Sicherheit im Alter.

Die Besorgnis gilt auch der Familie. Den materiellen Folgen von Krankheit, Unfall und Tod für sie. Was wird dann aus den Kindern?

Der Sozialstaat hat für vieles ein Netz geknüpft. Daseinsvorsorge schien lange Zeit nicht mehr Sache des einzelnen, sondern ob-

rigkeitliche Aufgabe zu sein. Heute stößt unser soziales System an die Grenzen der Finanzierbarkeit.

Und immer mehr Bürger erkennen, daß ein teures und in vielen Bereichen auch überzogenes Wohlfahrtsdenken die Idee der selbstverantwortlichen Eigenvorsorge mehr hemmt als fördert. Daß das im Unterbewußtsein schlummernde Streben nach materieller Sicherheit wohl im Sozialstaat Rückhalt, aber keine individuelle Ausformung findet Und jeder Versuch, die Summe der Einzelfälle und Einzelschicksale über einen Kamm zu scheren, muß fehlschlagen.

Das ist auch das Problem unseres sozialen Systems: Der teilweisen Uberversorgung auf der einen Seite, auch manch „wohlerworbenes Recht“ fällt darunter, stehen Unterversorgung und soziale Härten gegenüber.

Hart formuliert: um die staatlichen Krücken für Kranke raufen sich kräftige Gesunde. Und das sind die Stärkeren.

Das wirft die Frage nach der Solidarität auf, aber auch jene nach der Subsidiarität, die so gerne in den Mund genommen wird. Gegen sie verstößt, wer auf Selbstvorsorge verzichtet und alles der Gemeinschaft, dem Staat anlastet.

Subsidiarität ernst genommen, das ist die moralische Verpflichtung, sich selbst, der Familie und der Gesellschaft gegenüber, im Rahmen der Möglichkeiten vor-zusorgen. Dann nimmt auch das Gefühl der Hilflosigkeit des einzelnen gegenüber den Unwägbarkeiten seines Lebens ab.

In einer Zeit der Vertrauenskrisen, und wir werden damit tagtäglich konfrontiert, gewinnt die Eigenvorsorge qualitativ und quantitativ an Bedeutung. Und es geht längst nicht mehr nur darum, Steuervorteile bestmöglich auszunützen.

Apropos Steuervorteile: Als Förderung und Hilfe zur Selbsthilfe sollten sie nur als willkommener Nebeneffekt bei der Eigenvorsorge in Rechnung gestellt werden.

Heute jedenfalls fördert der Staat Eigeninitiative durchaus gezielt. Die Prämien für die klassischen Vorsorgeformen der Lebens-, Kranken- und Unfallversicherung sind als Sonderausgaben absetzbar. Unter Sonderausgaben fällt aber auch der Kauf von Genußscheinen und jungen Aktien, wobei die Ausschüttungen aus solchen Wertpapieren noch dazu steuerfrei sind. Und im Bereich der Sparförderung gilt es nicht nur auf das — nach wie vor günstige—Bausparen zu verweisen, sondern etwa auch auf die Steuerfreiheit für die Prämien eines Prämiensparbuches.

Doch nicht jedes sinnvolle Handeln kann der Staat heute, von der Zukunft gar nicht zu reden, finanziell pölzen. Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Beispielsweise

in den Pensionskassen.

Die gegenwärtig diskutierte Pensionsreform wird nicht die letzte sein, wird nicht nur auf den Bereich der nach dem Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) Versorgten beschränkt bleiben.

Eine auf dem Generationenvertrag aufbauende Altersversorgung ist langfristig nur für eine Grundversorgung des einzelnen zu finanzieren und zu sichern (siehe dazu Seite 14,15). Und von früheren Überlegungen, daß die Pension einen Lebensstandard ohne Abstriche ermöglichen soll, haben wir uns bereits - beamtenspezifische und beamtenähnliche Ruhensgenüsse ausgenommen — weit entfernt: Derzeit liegt die höchste erreichbare ASVG-Rente bei knapp über 18.000 Schilling.

Brutto. Für nicht wenige ist daher der Abschied von der aktiven Be-rufslaufbahn mit Abstrichen in der Lebenshaltung verbunden.

Konsumverzicht in der Gegenwart vermag ein höheres Maß an Sicherheit für die Zukunft zu schaffen. Wobei die aktuelle Diskussion um die Pensionen exemplarisch dem Gedanken der Eigenvorsorge Stellenwert verleiht: Es geht nicht um eine Alternative, sondern um eine individuelle Ergänzung unseres staatlichen Sozialsystems.

Sparen und versichern, getrennt oder kombiniert: Es gibt viele Möglichkeiten der Eigenvorsorge über das höchstpersönliche Sparschwein hinaus.

Welche aus der Angebotspalette von Banken, Sparkassen und Versicherungen auswählen?

Vorentscheidend, selbst für eine sachkundige Beratung, ist die persönliche Bedürfnislage, ist Klarheit über individuelle Sorgen, Risken, Verpflichtung und Wünsche.

Geht es um eine Zweitpension? Oder um einen Geldpolster, wenn nach einem tragischen Unfall Familie und Schulden zurückbleiben? Oder für beides Vorsorgen? Will man sich bei Pflegebedürftigkeit im Alter als Alleinstehender etwa fremde Betreuung leisten können? Will man bei schwerer Erkrankung den Arzt seiner Wahl bekommen? Bei einem Haushaltsunfall die Möglichkeit der Rehabilitation? Oder geht es darum, die Ausbildung der Kinder oder die Aussteuer abzusichern?

Es lohnt sich, darüber nachzudenken, auch über das Leistungsvermögen. Und dann lohnt sich der Vergleich der Angebote, Kleingedrucktes eingeschlossen.

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