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Vranifzfyi

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Ein Alptraum aller Linken wird Wirklichkeit: Ein ehemaliger Bankdirektor, noch dazu einer aus dem engsten Freundeskreis von Hannes Androsch, wird Bundeskanzler! Noch dazu mit der Zielsetzung, jene bürgerlichen Werte zu verkörpern, die der Erdrutsch-Sieger Kurt Waldheim in seinem Wahlprogramm vertreten hatte: Leistung, Sparsamkeit...

Keine Frage, warum die Wahl auf Vranitzky fiel: Er soll der SPÖ wieder die Wirtschaftskompetenz zurückgewinnen.

Keine Frage für mich auch, daß Franz Vranitzky an sich der Mann dazu wäre. Sein Sachverstand in Wirtschaftsfragen wird von niemandem in Frage gestellt; und um die Werte, die er verkörpern soll, glaubwürdig zu vertreten, braucht er sich nicht zu verstellen: Sie sind immer sein Leitmotiv gewesen.

Franz Vranitzky kann für sich in Anspruch nehmen, daß er sich auch in schwierigen Situationen nie zu unsachlichen, aber parteidienlichen Aussagen hinreißen ließ. Er bewies dabei Mut und zeigte das Selbstvertrauen eines Mannes, der sich nicht in ein Amt gedrängt, sondern den man geholt hatte. So legte er sich, überzeugt von der Richtigkeit seines Standpunkts, auch mehrmals mit den Parteigranden an (z. B. mit ÖGB-Präsident Anton Benya in der Frage einer Steuersenkung). Vranitzkys hervorragendes Image in den Medien beruht zu einem guten Teil darauf.

Genau dieser Punkt könnte Franz Vranitzky aber in seiner neuen Rolle sehr schnell Schwierigkeiten machen. Bleibt er bei seinem bisherigen Weg, wird er sehr schnell Probleme mit Teilen seiner Partei, in der er über keine Hausmacht verfügt, bekommen. In den zehn Monaten bis zur nächsten Wahl kann man bestenfalls noch einmal mit Steuermilliarden die Probleme ä la Kreisky zudecken. Die Zeit ist aber zu kurz, um beweisen zu können, daß der von Vranitzky vertretene Wirtschaftskurs (kein Durchfüttern von Industrieleichen) der richtige ist.

Verläßt Vranitzky aber — aus partei- und wahltaktischen Gründen — seinen bisherigen Weg auch nur fingerbreit, wird er von den Medien überdurchschnittlich hart kritisiert werden. Weil die Enttäuschung der Journalisten, die Franz Vranitzky lange kennen und schätzen, eben besonders groß wäre. Konzessionen an die Partei, die man bei anderen augenzwinkernd „übersieht“, würden sofort zu heftiger Polemik führen. Einen Vorgeschmack darauf mag sein bisher einziger Ausrutscher, die Warnung vor Kurt Waldheim im Interesse der Kreditwürdigkeit Österreichs, geliefert haben.

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