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Wagner wird rar

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(Staatsoper, Wien; „Parsifal" von Richard Wagner). Wagner-Auffüh- rungen, früher durchaus im Reper- toire möglich, werden rar. Sie wer- den zu Fest- und Weihespielereig- nissen. Nun zeigt die Staatsoper „Parsifal" in einer für das Japan- Gastspiel renovierten Version. Doch hört man diesem „Parsifal"-Ensem- ble zu, fehlt einem der Glaube an den wundertätigen Karfreitagszau- ber, von dem Gurnemanz singt.

August Everdings Inszenierung, vor allem der zweite Akt, ist zum Sandkastenspiel mystisch veran- lagter Damen und Herren gewor- den. Jürgen Roses Ausstattung hat man für die Japan-Tour verändert. Bescherte dieser „Parsifal" früher ein Spektakel mit Überraschungs- effekten, so ist die Produktion jetzt abgeräumt. Im Blumenmädchen- saal des Klingsor-Zauberschlosses gleiten längst keine Seidenbahnen mehr zu Boden, da ist der laszive Reigen der Blumenmädchen zu einem ratlosen Getanze voyeuristi- scher Choristinnen geworden. Eros verkommt im Zauberreich Kling- sors zum Kleinbürgerkränzchen.

Berislav Klobucar dirigiert Wag- ner zurückhaltend. Mit breiten Tempi betont er feierlich-kultische Stimmungen, die Dramatik der Begegnung Kundrys und Parsif als im zweiten Akt wirkt gebremst. Der Parsifal des in Bayreuth gefeierten Amerikaners William Pell ent- täuscht: linkisch im Spiel, ein Held, der keinen magischen Zauber aus- übt. Stimmlich klingt er immer wieder überfordert, die wunderba- re Läuterung bleibt er schuldig. Ein müder Gralsretter und -ritter. Da hat der Karfreitagszauber wohl versagt. Noch immer imponierend: Gwyneth Jones als Kundry. Solide Kurt Rydls Gurnemanz. Donald Mclntyre (Amfortas), Walter Berry (Klingsor) leben von ihren Namen. Aber letztlich fragt man sich: Wird Wagners „Parsifal" wegen des Mangels an großen Stimmen bald unaufführbar?

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