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Waldheim-Strategie

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.Mich interessiert", sagte SPO-Klubobmann Heinz Fischer dieser Tage, „wie lange das Land als ganzes das noch aushält." Mich auch.

,JDas" ist die Tollerei rund um den JFall Waldheim", und sie legt emstlich die Frage nahe, ob denn halb Osterreich schon der Teufel reitet.

Den Entroller der Hakenkreuzfahne im Parlament hat er wohl geritten. Aber selbst manche der Zeitgeschichtler, die uns jetzt Vergangenheitsbewältigung förmlich einprügeln wollen, sind davon bedroht.

Einer von ihnen verkündet derzeit der Welt lauthals folgende Erkenntnisse: Der Nationalsozialismus ist ein Produkt des Katholizifmus in Habsburg-Osterreich, Hitler ein Schüler Luegers, und die Deutsche Wehmacht war insgesamt natürlich ein Werkzeug für Kriegsverbrechen - was nicht einmal beim Nürnberger Prozeß vor 45 Jahren behauptet u)orden ist.

In all dem stecken natürlich Teilwahrheiten, aber die Primitivform solch angemaßter „seriöser (!) Aufarbeitung von Österreichs verdrängter NS-Vergangen-heit" ist natürlich ein Unglück.

Kein Wunder ist es, daß in einem solchen Klima Kurt Waldheim sagen kann, was er will: Es ist falsch, die Kommentare dazu sind im voraus geschrieben, man will sie um keinen Preis ändern oder gar der Wirklichkeit anpassen.

In sozialistischen Zeitungen wird Waldheim wieder wie in Wahlkampfzeiten niedergemacht und spaltenlang über .Möglichkeiten der Amtsenthebung" geschrieben.

Seit neuestem schüttet auch FPO-Obmann Jörg Haider Waldheim an. Dafür findet SPÖ-Zentralsekretär Schieder Haider außenministerreif. Der nennt es ..unzumutbar" für die SPÖ. daß man an den Widerstand zwischen 1934 und 1938 gegen Hitler-Deutschland erinnert. Statt (mit Recht) zu kritisieren, daß Dollfuß nicht die sozialdemokratische Arbeiterschaft in die Widerstandsfront gegen Hitler einbaute, wird rriit einer neuen Achse alte Politik betrieben.

Denn die Strategie ist klar (und auch der eingangs zitierten rhetorischen Fischer-Frage zu entnehmen): In Kürze wird Waldheim ein „Koalitionsfall" sein.

Bleibt die OVP hart, kommen Neuwahlen und wieder eine rotblaue Koalition. Die Art, wie FPÖ-Generalsekre-tär Gugerbauer seit Wochen mit roten Rosen bekränzt wird, ist schon peinlich. Fällt die OVP um, vnrd nicht nur Waldheim unter diesen Trümmern dann begraben.

Ob es für die OVP genügen wird, die Entscheidung einfach zu verschlafen?

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