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Wann kommt Vierte Partei?

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„Wir haben das Wahlziel nicht erreicht“, sagte Alfred Dreg-ger, der CDU-Spitzenkandidat in Hessen, als die Hochrechnungen für das Landtagswahlergebnis sich stabilisierten. In der Tat, gewonnen hat er nicht, aber verloren eigentlich auch nicht: Die CDU bleibt mit 46 Prozent (1974: 47,3 Prozent) stärkste Partei in Hessen. Der sozial-liberalen Koalition unter Ministerpräsident Holger Börner reichten jedoch die 44,2 Prozent (1974: 43,2 Prozent) für die SPD und 6,6 Prozent (1974: 7,4 Prozent) für die FDP zum Weiterregieren.

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„Wir haben das Wahlziel nicht erreicht“, sagte Alfred Dreg-ger, der CDU-Spitzenkandidat in Hessen, als die Hochrechnungen für das Landtagswahlergebnis sich stabilisierten. In der Tat, gewonnen hat er nicht, aber verloren eigentlich auch nicht: Die CDU bleibt mit 46 Prozent (1974: 47,3 Prozent) stärkste Partei in Hessen. Der sozial-liberalen Koalition unter Ministerpräsident Holger Börner reichten jedoch die 44,2 Prozent (1974: 43,2 Prozent) für die SPD und 6,6 Prozent (1974: 7,4 Prozent) für die FDP zum Weiterregieren.

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Dieses Ergebnis hatten die Demoskopen in ihrem letzten, bis einen Tag vor der Wahl unter Verschluß gehaltenen Umfragen fast genau vorausgesagt. Trotzdem konnten die CDU-Spitzen ihre Enttäuschung nicht verbergen. Hessen hätte das Fanal werden sollen, das den Umschwung auch in Bonn einleiten würde. Nun zerbricht man sich im AdenauerrHaus der Bonner Unions-Zentrale den Kopf, warum es wieder nicht geklappt, hat.

Entscheidend für den Ausgang der Hessen-Wahl sind drei Dinge gewesen:

• das Wähler-Potential für die CDU in diesem Bundesland ist erschöpft;

• die FDP hat nicht nur überlebt, sondern besser abgeschnitten, als allgemein erwartet wurde;

• die SPD hat mit ihrer Strategie, die Hessen-Entscheidung zu einer Entscheidung über Bonn und vor allem über Helmut Schmidt zu machen, vollen Erfolg gehabt.

Der letzte Punkt mag dabei der wichtigste sein. Denn die - im übrigen nicht haltbare - These, ein Sieg Dreggers würde automatisch zum Sturz von Helmut Schmidt führen, hatte einen erheblichen Mobilisierungseffekt. Viele, die sonst vielleicht nicht zur Wahl gegangen wären, und nicht wenige, die noch zwischen SPD/FDP und CDU schwankten, hat diese dazu bewogen, den Koalitionsparteien ihre Stimme zu geben. In Wahrheit ist daher die Entscheidung in Hessen nicht zwischen Alfred Dregger und Holger Börner, dem untadeligen, aber auch unauffäl-

ligen Ministerpräsidenten, gefallen, sondern zwischen Dregger und Schmidt.

Angesichts dessen und angesichts der geradezu phantastischen Zahlen, die Schmidt auf der Beliebtheitsskala für Politiker von der Bevölkerung zugesprochen bekommt, kann man die für die SPD nicht unproblematische Frage anknüpfen: Was wären die Sozialdemokraten eigentlich heute, wenn sie Helmut Schmidt nicht hätten?

Das unerwartet gute Abschneiden der FDP bedarf wohl noch genauerer Analyse, um zu ergründen, woher die Stimmen kamen. Vieles deutet daraufhin, daß in dem gleichen Maße, in dem Dregger mit seinem betont liberal gefärbten Wahlkampf den Freien Demokraten Stimmen abnahm, die

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