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Warnung vom Maghreb
Wenig Sympathie für seine Politik der aktiven militärischen Konfrontation mit Israel „bis zum nächsten Geburtstag des islamischen Propheten Mohammed” (im April 1973) fand der ägyptische Präsident Mohammed Achmed Sadat bei seinen ersten offiziellen Besuchen in zwei arabischen Staaten Nordafrikas.
Wenig Sympathie für seine Politik der aktiven militärischen Konfrontation mit Israel „bis zum nächsten Geburtstag des islamischen Propheten Mohammed” (im April 1973) fand der ägyptische Präsident Mohammed Achmed Sadat bei seinen ersten offiziellen Besuchen in zwei arabischen Staaten Nordafrikas.
In Tunesien war der ägyptische Präsident außerordentlich herzlich empfangen worden. Uberall, wo er sich mit seinem Gastgeber Habib Bourguiba in der Öffentlichkeit zeigte, spendeten ihm Tausende spontanen Beifall. Die Politik der Wiederannäherung an die arabischen Brudervölker, die Bourgiba seit den innenpolitischen Spannungen im vergangenen Jahr eingeschlagen hat, ist besonders bei der tunesischen Jugend populär. Die Studenten demonstrierten erst kürzlich wieder gegen die „splendid isolation” der tunesischen Außenpolitik. Es gab Verhaftungen und Fakultätsschließungen an der Universität Tunis. Der große Persönlichkeitserfolg Sadats in Tunesien und vorher in Algerien, der seine in letzter Zeit geschwächte innenpolitische Machtposition stärken durfte, täuscht jedoeh nicht hinweg über die nach wie vor bestehenden tiefgreifenden grundsätzlichen Gegensätze zwischen Ägypten und den Nordafrikanern. Präsident Bourguiba bekannte sich im Beisein des ägyptischen Gastes zwar zur Gemeinsamkeit der arabischen Völker auch in der Palästinafrage. Er verschwieg aber auch nicht seine Abneigung gegen erneute kriegerische Abenteuer und betonte stattdessen die Verantwortung der beiden Supermächte, USA und Sowjetunion, für den Frieden im Vorderen Orient und im Mittelmeerraum.
Bei den vertraulichen Gesprächen zwischen den beiden Staatsoberhäuptern warnte Bourgiba, nach offiziösen tunesischen Angaben, Sadat vor unüberlegten militärischen Schritten an der Suezkanalfront. In Tunis erkennt man durchaus an, daß die ägyptischen Streitkräfte heute ausbildungs- und rüstungstechnisch wesentlich stärker sind als im Frühsommer 1967. Man stützt sich aber auch auf französische und andere westliche Erkenntnisse über die militärische Stärke Israels. Auch die Israelis besäßen heute, so folgert man aus ihnen, ein wesentlich stärkeres militärisches Potential als im Sechstagekrieg. Der Ausbildungsund Rüstungsstand beider Seiten habe sich, im Vergleich zu 1967, noch mehr zugunsten Jerusalems verschoben. Hinzu komme, daß man nicht mit einer „zweiten Front” an den Demarkationslinien Israels zu Jordanien und Syrien rechnen könne. Zwischen Amman und Jerusalem gebe es bereits jetzt ein stillschweigendes „Gentlemen's Agreement” in wichtigen technischen und politi-tischen Fragen, das früher oder später zu einem Friedensschluß zwischen beiden Regierungen führen werde. König Hussein werde sich daher auf keinen Fall mehr an einer etwaigen „vierten Runde” beteiligen. Dasselbe gelte vermutlich auch für Syrien. Die israelischen Truppen stünden in einer ungemein günstigen Ausgangsposition, eine Autostunde vor Damaskus. Das verbiete logischerweise jede syrische Provokation.
Auch bei dem vorangegangenen Staatsbesuch in Algier erreichten Sadat und sein libyscher Kollege Gaddafi nicht mehr als ein verbales Einvernehmen mit dem Gastgeber Houari Boumedienne. Wie das amtliche Kommunique besagte, unterstützt Algerien die „Mobilisierung aller arabischen Kräftereserven für den Kampf gegen Israel”. Konkrete Zusicherungen wurden jedoch nicht gegeben. Boumedienne ist sich mit Bourguiba und dem marokkanischen König Hassan einig darüber, daß der machtpolitische Einfluß der beiden Weltmächte im Mittelmeerraum zurückgedämmt werden müsse und dieses Gebiet zu einer „Zone des Friedens” und der Neutralität umgewandelt werden sollte. In Algier kann man sich darüber unmöglich im unklaren sein, daß ein neuer Palästinakrieg den Einfluß mindestens der Sowjetunion auf die arabischen Anrainerstaaten Israels zwangsläufig verstärken müßte.
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