Warnung vor Mafia
Der organisierten Kriminalität in Österreich den Kampf ansagen will Michael Sika, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit. Seiner Ansicht nach stehe Österreich zwar noch besser da als das Ausland, doch wolle er rechtzeitig warnen.
Der organisierten Kriminalität in Österreich den Kampf ansagen will Michael Sika, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit. Seiner Ansicht nach stehe Österreich zwar noch besser da als das Ausland, doch wolle er rechtzeitig warnen.
Gegenüber der FURCHE betonte Sika, daß die wirkliche Gefahr des organisierten Verbrechens „in der Zerstörung der Moral" liege. „Die Mafia ist beharrlich, arbeitet mit Korruption, die nicht nur Beamte, Politiker und Richter, sondern auch die Wirtschaft betrifft."
Österreich - so Sika - dürfe sich nicht auf seinen „Inselbereich" zurückziehen und meinen, daß nur das Ausland davon betroffen sei. Der Sicherheitszustand im Lande sollte nicht nur daran gemessen werden, ob eine alte Frau unbehelligt durch einen Park spazieren kann. Der Österreicher sei eher wertkonservativ, ein Individualist, dernicht zur Bandenbildung neige - deswegen und auch aufgrund der guten Sicherheitsstrukturen (eine einheitliche Bundespolizei beziehungsweise -gendarmerie) sei es hierzulande leichter, das organisierte Verbrechen zu bekämpfen.
Sika spricht sich daher vehement gegen die Forderung einzelner Landeshauptleute aus, die Sicherheitsdirektion unter Landeshoheit stellen zu wollen: „Wie die Beispiele aus der Schweiz oder der Bundesrepublik Deutschland zeigen, wäre das ein Anachronismus, wir haben die besseren Strukturen."
Trotzdem gebe es bereits das organisierte Verbrechen in Österreich: „Hier werden Geschäfte
abgeschlossen, aber es wird nicht von hier aus operiert." Sika demonstriert dies am Beispiel der Autoverschiebereien nach Osteuropa nach dem Motto „Kaum gestohlen, schon in Polen": „Durch Österreich werden gestohlene Autos aus Neapel, Bremen und Paris durchgeschleust. Und ganz sicher haben wir auch Fälle von Geldwäscherei, eine gewisse Infiltration in unsere Wirtschaft, aber noch in einem erträglichen Ausmaß."
Eine demprimierende Einschätzung gibt Sika bezüglich der Fahndung nach Hintermännern: „Sehen Sie, bei Autodiebstählen ist es so, daß in Paris beispielsweise ein junger Engländer angesprochen wird, ob er sich 20.000 Schilling verdienen will, indem er ein Auto nach Budapest überführt." Wird dieser dann gefaßt, kann er natürlich keine Informationen über Drahtzieher geben. Diese, weiß Sika zu berichten, fahren einem Konvoi von etwa vier gestohlenen Autos als unverdächtige Beobachter hinterher und können sofort weitermelden, auf welcher Route wieviele gestohlene Autos entdeckt wurden.
Von höheren Strafen für jene Leute, „die rasch zu Geld kommen wollen und in ihrer Dummheit auf die Hehler hereinfallen", hält Sika nichts. „Das Risiko, gefaßt zu werden, nimmt manch einer bei 20.000 bis 40.000 Schilling Lohn schon in Kauf." Der Sicherheitsgeneraldirektor setzt auf verbesserte Abwehrstrukturen: Die Technik sowie le-gistische Maßnahmen müßten verbessert, eigene Einheiten für die organisierte Kriminalität eingerichtet werden. Auch den „Lauschangriff', so Sika - werde man in Erwägung ziehen müssen, wenngleich er ihn „innerlich" ablehne.