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Warten auf Lacinas großen Paukenschlag
„Wenn bis 1994 das Ziel der Budgetkonsolidierung nicht erreicht ist, muß es einen Paukenschlag geben". Das bedeute Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen, drohte kürzlich der Vorsitzende des Staatsschuldenausschusses Helmut Frisch anläßlich der Präsentation des Finanzschuldenberichtes 1990. Es sei eine fiskalische Illusion zu glauben, immer höhere Ausgaben könnten auch in Zukunft ohne höhere Einnahmen finanziert werden. Was Frisch hier mit dramatischen Worten skizzierte, urgierte im Frühjahr bereits die OECD beim österreichischen Finanzminister. In ihrem damaligen Bericht hieß es, Österreich habe die Chance der Hochkojunktur nicht genutzt, um endlich entscheidende Schritte zur Sanierung des Staatshaushaltes zu setzen. Es sei bedauerlich, so die OECD, daß die 1987 festgesetzte Zielmarke für das Defizit um weitere zwei Jahre aufgeschoben wurde.
Die Neu-Verschuldung müsse wenigstens bis 1994 auf 2,5 Prozent des BIP gedrückt werden, wenn schon nicht wie geplant 1992, forderte auch Budget-Experte Frisch.
Die Budget-Situation ist für Finanzminister Ferdinand Lacina tatsächlich besorgniserregend: Die Finanzschuld des Bundes betrug im Vorjahr 861,6 Milliarden Schilling. Sie wird 1991 auf rund 925 Milliarden emporschnellen. (Nicht berücksichtigt sind dabei außerbudgetäre Verpflichtungen bei den Straßensondergesellschaf-ten, dem Umweltfonds, die Zuschüsse an die Verstaatlichte...) Der Anteil der Staatsverschuldung am BIP betrug 1989 47,8 Prozent, 1990 waren es 47,6 Prozent. Die Last der Staatsschuld ist also insgesamt nicht größer geworden. Aber andere Entwicklungen sind bedenklich.
Der Schuldendienst des Staates betrug 1990 96,5 Milliarden Schilling,
60 Milliarden „fressen" allein die Zinsen. Heuer wird er auf 110,3 Milliarden steigen, die Zinsen betragen satte 70 Milliarden. Bereits ein Fünftel der Steuer- und Abgabeneinnahmen fließen in den Zinsendienst. Laut Frisch verschuldet sich die Republik Österreich eigentlich hauptsächlich wegen dieser Verpflichtungen.
Frisch forderte, dringende Einsparungen und Reformen bei den großen Brocken Verwaltung, Pensionen und ÖBB anzugehen. Eine „Leiche im Keller" des Finanzminister sind außerdem Haftungen bei Ostkrediten in Milliardenhöhe. Auch der geplante EG-Beitritt wird das Budget zusätzlich belasten, warnte Frisch.
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