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Warum niemand für Bosnien demonstriert

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Wo ist die Opposition in Serbien und in Kroatien? Warum demonstriert niemand gegen das furchtbare Morden? Eine Ursache für das fehlende Engagement liegt auch in der mangelhaften Information. Niemand weiß hier mehr genau, wofür oder wogegen er eigentlich sein soll.

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Wo ist die Opposition in Serbien und in Kroatien? Warum demonstriert niemand gegen das furchtbare Morden? Eine Ursache für das fehlende Engagement liegt auch in der mangelhaften Information. Niemand weiß hier mehr genau, wofür oder wogegen er eigentlich sein soll.

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Die Fragen an die junge Generation in den europäischen Ländern: Warum demonstriert Ihr nicht gegen die Vernichtung der Bosnier, warum setzt Ihr Eure Regierungen nicht unter Druck, damit sie sich engagieren, um den Völkermord zu beenden, um die serbischen Aggressoren anzuprangern und nicht mit deklarierten Kriegsverbrechern über den Frieden verhandeln? sind ebenso häufig wie eigentlich unverständlich.

Soll das heißen, daß Regierungen sich in ihrem politischen Verhalten von den Demonstrationen der Straße unmittelbar beeinflußen ließen?! Daß denen, die nicht demonstrieren, größere Verantwortung zukomme als denen, die vom „Volk gewählt” wurden, um unter anderem Menschenrechte, das heißt Demokratie, zu schützen, Genozid zu verhindern? Häufig wird auch gefragt: Wo ist die Opposition in Serbien (und in Kroatien)? Warum wird Milosevic weiterhin unterstützt?

Merkwürdigerweise haben die Antworten auf diese Fragen, die Erklärungen dieser Mangelerscheinungen, eine wesentliche Gemeinsamkeit: Der Mangel an Information. Während die Diktatoren in Belgrad und Zagreb die kritischen Stimmen brutal unterdrücken und die Informationen schamlos manipulieren, die Bevölkerung mit Lügen und Hetzkampagnen unwissend halten, verhindert die scheinbare Pressefreiheit in den demokratischen Ländern nicht, daß auch hier manipuliert wird.

In unseren Medien lähmen kommerzielle

Interessen (Einschaltquoten, Inserate und so weiter) eine seriöse und kontinuierliche Berichterstattung zum Beispiel über das Drama in Bosnien - und im Kosovo. In Bosnien gibt es zu viel Grauen, im Kosovo fließt „zu wenig” Blut!

Darüber hinaus verschleiert unsaubere „Terminologie” - „uralter Haß zwischen Kroaten und Serben”, „Bürgerkrieg”, „Religionskrieg” - derer sich auch eifrig die Politiker bedienen, die Tatsache, daß es sich um einen klaren Aggressionskrieg des serbischen Staates handelt, der sich das Ziel setzte, seine Grenzen zu erweitern.

So weiß schließlich keiner bei uns, wofür oder wogegen er eigentlich demonstrieren sollte, und „unsere Politiker” bleiben ungeschoren, ebenso wie aus anderen Gründen Milosevic. Inzwischen werden die moslemischen ,3osnier”, ob religiös oder nicht religiös, systematisch ausgerottet - vor unseren Toren und Augen.

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