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Was heißt GATT?

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Noch vor dem Abschluß der Verhandlungen mit der EU -L 1 (wie die EG jetzt heißt) und noch vor dem Wirksamwerden vieler EWR-Vereinbarungen einigten sich letzte Woche in Genf 117 Staaten auf ein neues Handelsabkommen, dessen Bedeutung für Österreichs Wirtschaft den EWR- und EU-Vereinbarungen kaum nachsteht. Wohl greift es sachlich nicht so tief wie die beiden bekannteren Abkommen, dafür aber räumlich wesentlich weiter: Das neue allgemeine Freihandelsabkommen GATT (General Agreement on Tarifs and Trade) werden alle für den Welthandel wichtigen Staaten unterschreiben, darunter auch die Wirtschaftsgiganten USA, China und Japan.

Das Abkommen verringert die Zölle für Tausende Produkte um 40 Prozent. Im Gegensatz zum bisherigen Abkommen werden künftig auch für die Landwirtschaft und den Dienstleistungssektor die Spielregeln des freien Wettbewerbs festgeschrieben. Fachleute sind deshalb der An: sieht, daß die neue GATT-Vereinbarung für die österreichische Landwirtschaft und die nachgelagerte Agrarindustrie weit stärkere Folgen hat als ein EU-Beitritt, was die schädliche Kraftmeierei in Sachen Landwirtschaft gegenüber Brüssel erst recht ad absurdum führt. Experten hoffen, daß durch den Abbau der Handelsschranken die Weltwirtschaft belebt und es zu einem Wohlstandszuwachs von jährlich (!) 3.600 Milliarden (!) Schilling kommen wird.

Daß die Meldung über die GATT-Einigung dennoch (fast) unterging, lag nicht nur an der alles überdeckenden Berichterstattung über den schrecklichen Briefbomben-Terror. Anders als bei EG und EWR wissen die meisten Österreicher mit dem Kürzel GATT herzlich wenig anzufangen. Obwohl bereits 1947 abgeschlossen, spielte dieses Abkommen zur Liberalisierung des internationalen Handels in der österreichischen Tagespolitik bislang praktisch keine Rolle. Daß die USA unter Berufung auf die GATT-Bestimmungen gelegentlich mit der EG oder einzelnen EG-Mitgliedern in den diplomatischen Clinch gingen, registrierten hierzulande nur einige Insider. Wie' s jetzt aussieht, werden wir uns mit dem ungewohnten Kürzel künftig intensiver auseinanderset-

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