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Was kann am Sonntag überraschen?

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Für die Demoskopen sind die Landtagswahlen vom 12. März in Tirol, Salzburg und Kärnten gelaufen: Verluste für die Großparteien in allen drei Bundesländern, Zugewinne für die Freiheitlichen.

Nach den Sensationsergebnissen der ÖVP vor fünf Jahren in Tirol und Salzburg ist das Zurückpendeln auf die Position früherer Jahre im direkten Vergleich sicherlich mit absehbaren Stimmenverlusten verbunden, die SPÖ hat nach ihren schlechten Ergebnissen in diesen beiden Bundesländern noch schlechtere zu erwarten. Umgekehrt ist das miserable Abschneiden der FPO im Jahre 1984 der Grundstein für spektakuläre Zugewinne.

Anders die Situation in Kärnten: Wo Jörg Haider vor fünf Jahren seinen Höhenflug begonnen hat, baut die ÖVP seit fast drei Jahrzehnten kontinuierlich ab. Und der SPÖ hat schon 1984 im Süden der Wind ins Gesicht geblasen.

Vor diesem Hintergrund wird sich die Überraschung des Wahlabends — nicht die vor laufenden Fernsehkameras gespielte - in Grenzen halten. Für wirkliche Überraschungen sind aber trotzdem noch die Kärntner gut: Wenn es erstens Peter Ambrozy gelingt, die absolute SPÖ-Mehrheit mit hauchdünnem Vorsprung ins Ziel zu retten, es also ÖVP und FPÖ nicht gelingt, die Absolute zu brechen; wenn es zweitens Jörg Haider nicht gelingt, die Volkspartei als zweite Kraft im Lande zu verdrängen. Im einen wie im anderen Fall wäre das für den FPÖ-Ob- mann in „seinem“ Kärnten eine Niederlage im Erfolg.

Beides muß Haider gelingen, denn das ist der Stoff, aus dem seine Landeshauptmann-Träume sind. Diesen Anspruch kann er unbestritten im demokratischen Kräftespiel anmelden.

Aber auch wenn es nicht populär ist, das schon vor dem Wahltag für den Fall des Falles offen auszusprechen: Weniger politischtaktische, vielmehr grundsätzliche Überlegungen sollten den Anspruch Haiders verhallen lassen. Er ist der prononcierte Vertreter nur einer Volksgruppe und daher kein geeigneter Repräsentant des Landes und aller seiner Bürger. Die Haltung, die er gegenüber der Minderheit an den Tag gelegt hat, disqualifiziert ihn für das Amt des Landeshauptmanns, der, wenn schon keine Integrationsfigur, nicht die personifizierte Desintegration sein soll.

Verglichen damit ist die zumeist in den Vordergrund gerückte Frage, welche Folgen etwa ein schwarz-blaues Techtlmechtl nach dem 12. März für die politische Großwetterlage Österreichs und die Zukunft der Koalition auf Bundesebene haben könnte, zweitrangig. Kein parteipolitischer Vorteil kann aber kurzfristig so groß sein, dafür Kärnten zu opfern. Aber auch kein Haider- Erfolg so groß, daß kein Weg an ihm vorbeiführt.

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