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Was leisten Hochschulen?

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Steigende Studentenzahlen, ein stagnierendes Hochschulbudget, kein weiterer Ausbau der Hochschulkapazitäten im Hinblick auf Personal und Raum, Probleme der Universitätsabsolventen bei der Berufsfindung, Probleme des wissenschaftlichen Nachwuchses — das sind nur einige Schwierigkeiten, vor denen die Hochschulen stehen. Zu bewältigen werden sie nur sein, wenn die Hochschulen in der Öffentlichkeit Verständnis dadurch finden, indem sie rechtzeitig darüber informieren, was sie mit dem Geld des Steuerzahlers tun.

„Tu' Gutes und rede darüber" ist eine treffende Kurz-Definition von Public Relations und zeigt auch das Ziel der universitären Öffentlichkeitsarbeit: In Zukunft werden die Hochschulen, die bereits seit mehreren Jahren große

Informationsaktionen durchgeführt haben (Informationswoche 1979 der Rektorenkonferenz, Wissenschaftsmesse 1979 des Assistentenverbandes, Die Universität Wien geht in die Außenbezirke 1980, Die Universität Klagenfurt geht aufs Land 1981), weitere Aktivitäten starten.

Schon im November geht die Universität Wien wieder in die Außenbezirke. In 30 populärwissenschaftlichen Vorträgen von Professoren, Dozenten und Assistenten in den Volkshochschulen Wiens will man einen Uberblick über die vielfältige Forschungsarbeit einer großen Universität geben. Darüber hinaus wird eine Studienberatung sich direkt der Schüler der 7. und 8. Klassen der AHS und BHS annehmen. Hochschullehrer der acht Universitäten und Kunsthochschulen Wiens stehen zwischen 9. und 19. November nachmittags im Festsaal der Uni Wien für Fragen, was man in Wien studieren kann, zur Verfügung.

Der Ausgangspunkt universitärer Öffentlichkeitsarbeit liegt in dem Wissen.

• daß die Hochschulen in der Bevölkerung hohes Ansehen haben;

• daß die Bevölkerung bereit ist, Geld für die Hochschulen zu geben;

• daß die Hochschulen als nicht allzu leistungsfähig angesehen werden;

• daß die Bevölkerung relativ wenig über die Hochschulen weiß; daß sie aber nicht sehr viel mehr wissen will.

Dies sind Tatsachen, die durch Repräsentativ-Umfragen in Österreich bzw. in Wien bestätigt wurden. Ausländische Umfragen zeigen ein ähnliches Bild. Die anläßlich der Informationswoche 1979 und der Aktion „Außenbezirke" 1980 durchgeführten Mei-nungsunif ragen zeigen auch deutlich das konträre Bild der einzelnen Gruppen an den Hochschulen. Liegen die Hochschulprofessoren auf dem zweiten Platz (nach dem , Arzt) einer 20 Berufe umfassenden Liste, die das Ansehen in der Öffentlichkeit widerspiegelt, so rangieren die Studenten am letzten Platz und die Assistenten im unteren Mittelfeld.

Um die universitäre Öffentlichkeitsarbeit wirksam zu gestalten, wird es einer Verbesserung des Bildes des „Mittelbaus" und der Studenten bedürfen.

Oberstes Ziel der Informationsarbeit wird die Selbstdarstellung der Universität als Lehr-, als For-schungs- und auch als Dienstleistungsbetrieb sein. Die Bevölkerung muß an dieser Selbstdarstellung erkennen, daß Investitionen in die Hochschulen Investitionen in die Zukunft darstellen. Denn gerade ein kleines Land wie Österreich muß sein geistiges Potential, sein „know how" als Exportartikel anbieten können. Der Fremdenverkehr allein wird Österreich international nicht konkurrenzfähig halten können!

Deshalb wird es intensiver und ständiger Appelle seitens der Hochschulen bedürfen, darauf hinzuweisen, daß gerade bei Bildung und Forschung trotz wirtschaftlicher Rezession und trotz Sparbudgets nicht gespart werden darf.

Uber die Massenmedien wird sich die Universität an eine größtmögliche Öffentlichkeit richten und durch Rechenschaftsbericht und Leistungsschau zeigen, was sie für die Gesellschaft leistet. Sie wird aber darüber hinaus eine ganze Reihe von Sektoren der Öf-

fentlichkeit verstärkt und kontinuierlich informieren müssen:

• die Politiker,

• die Wirtschaft und Industrie,

• die Jugend,

• die Hochschulangehörigen. Ein Instrumentarium für die

damit verbundenen vielen Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit wäre ein Informationszentrum an den einzelnen Hochschulen.

Die Aufgaben einer solchen „clearing"-Stelle wären andere als die einer „Pressestelle". Leider gibt es bekanntlich keine Pressestelle an Universitäten und Hochschulen. Nur der Eigeninitiative der Hochschule bzw. der Funktionäre bleibt es überlassen, Öffentlichkeitsarbeit zu betrei

ben. Warum sich dennoch viel auf diesem Gebiet tut, ist sicher u. a. auch dem 1965 gegründeten „ibf" zu danken, der sich ständig bemühte, die Kontakte Wissenschaft und Medien zu fördern.

Schwerpunkt der Arbeit einer „clearing"-Stelle wäre die Betreuung oben genannter „Öffentlichkeiten", wesentlichster Schwerpunkt der Kontakt Wissenschaft-Wirtschaft. Als „Zwischenstück" muß diese Stelle die Praxis über Forschungsleistun-

gen, -arbeiten, -möglichkeiten und -plane informieren und im selben Ausmaß die Wünsche der Praxis an die jeweils betroffenen Universitätskreise heranbringen.

Eine solche „clearing"-Stelle sollte entweder direkt an der Hochschule oder in unmittelbarer Nähe, z. B. beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, eingerichtet werden.

Es ergibt sich ein breites Spektrum, was an Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit von den Universitäten in der nahen Zukunft geleistet werden muß.

Eine Institutionalisierung dieser Arbeit an den Hochschulen scheint unerläßlich für eine professionelle mittel- und langfristige Informationsarbeit. Wenn auch eine solche noch auf sich warten läßt, kann man dennoch optimistisch in die Zukunft blik-ken, denn eine Voraussetzung scheint erfüllt: Die Hochschulen und ihre Angehörigen haben die Bedeutung der Informationsarbeit voll erkannt und sind bereit, trotz Überlastung im Forschungs-, im Lehr- und Verwaltungsbetrieb tatkräftig mitzutun.

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