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Was macht Banken so erfolgreich ?

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Viele Banken zählen heute - ungeachtet internationaler Kreditprobleme - zu den bestgeführten Unternehmen der Welt. Welchen Umständen verdanken sie ihren großen Aufstieg?

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Viele Banken zählen heute - ungeachtet internationaler Kreditprobleme - zu den bestgeführten Unternehmen der Welt. Welchen Umständen verdanken sie ihren großen Aufstieg?

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Der Autor macht kein Hehl daraus, daß er zu seinem Buch durch den seinerzeitigen Bestseller „In Search of Excellence“ inspiriert wurde, genauer gesagt, durch den Umstand, daß dort der gesamte Bankensektor ausgespart blieb.

Um es gleich vorwegzunehmen: Obwohl im Stil grundverschieden von „In Search of Excellence“, hat Davis sein Ziel erreicht und eine Arbeit vorgelegt, die - trotz des einen oder anderen Schwachpunktes - schon heute, also wenige Monate nach ihrem Erscheinen, als „fundamentale Analyse“, das „Beste, das über Banken seit vielen Jahren geschrieben wurde“ und als „zukünftiger Klassiker“ gelobt wird.

Davis präsentiert 16 Banken als die besten der Welt, darunter sechs amerikanische, je zwei westdeutsche, japanische und schweizerische und je eine Bank aus Großbritannien, Hongkong, Kanada und Schweden.

Die komplette Liste lautet: Citicorp

Bankers Trust New York Corp. Morgan Guaranty Trust Security Pacific Corp. Texas Commerce Bancshares Wachovia Cörp. Deutsche Bank

Bayrische Vereinsbank

Bank of Tokyo Ltd.

Sumitomo Bank Ltd.

Swiss Bank Corp.

Union Bank of Switzerland

Barclays Bank

Hongkong Bank

Toronto Dominion Bank

Skandinaviska Enskilda Banken

Den wichtigsten Ansatzpunkt einer Kritik bilden zweifellos die Auswahlkriterien, nach denen hier vorgegangen wurde. Um einer solchen—offenbar erwarteten — Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen, stellt der Autor ausdrücklich fest, daß seine Liste „nicht sakrosankt“ ist, und er gibt zu, daß statt einiger von ihm aufgenommener Institute ohne weiteres andere hätten einbezogen werden können.

Wohl wissend, daß die Selektion das heikelste Unterfangen seines Vorhabens darstellt, umgab sich der Autor mit einem 15köpfigen Team von Fachleuten, nämlich Finanz-Journalisten, Konsulenten, Mitgliedern der Banken-Aufsichtsbehörden, Analysten und „Rating Officers“, also Angehörigen jener Spezialfirmen, die sich mit der Bewertung der Kreditrisiken befassen.

Jedes Mitglied dieses Teams hatte nach seinem Gutdünken eine Reihung der zehn best-gema-nagten Kommerzbanken der Welt vorzunehmen. Dies ergab naturgemäß zehn Listen mit verschiedener Reihung. Interessant ist, daß drei Banken, nämlich die Citicorp, die Deutsche Bank und Morgan Guaranty, in fast allen Listen enthalten waren, und drei weitere, nämlich die Security Pacific, die Sumitomo Bank und die Swiss Bank Corp., in mehr als fünf Listen aufschienen.

Alle Kriterien hat überhaupt nur eine einzige Bank, nämlich die Citicorp, erfüllt. Banken von lokaler und regionaler Bedeutung waren von vornherein von der Untersuchung ausgeschlossen worden. Die Zahl der zu präsentierenden Institute, also sechzehn, war willkürlich festgesetzt worden, wie überhaupt den Auswahlkriterien und dem Selektionsprozeß viel Willkürliches anhaftet.

Einen eventuellen weiteren Schönheitsfehler könnte man darin sehen, daß - mit Ausnahme der beiden letzten Kapitel — eigentlich fast nur die Meinungen der befragten leitenden Direktoren der ausgewählten Institute wiedergegeben werden und nicht diejenigen des Autors.

Trotz dieser Mängel haben wir es bei „Excellence in Banking“ mit einem hervorragenden Buch, verfaßt von einem profunden Kenner der Materie, zu tun. Es unterscheidet sich sehr wohltuend von den meisten jener unzähligen Bücher, die von Firmenberatern und Management-Konsulenten geschrieben werden.

Die einzelnen Kapitel befassen sich unter anderem mit der strategischen Planung, der Rolle des Generaldirektors, dem Phänomen der „Corporate Culture“, den Dienstleistungen, den Kunden und der Risiko-Kontrolle. Die beiden letzten Kapitel sind einer Zusammenfassung der Schlußfolgerungen bzw. den künftigen Herausforderungen an den Kreditsektor gewidmet.

„Excellence in Banking“ geht -getreu seinem Vorbild — dem Erfolgspfad der besten Banken der Welt nach und unternimmt den Versuch, herauszufinden, ob es so etwas gibt wie einen gemeinsamen Nenner, oder — wenn man will - eine für alle Top-Banken gültige Formel, auf die sich ihre Erfolge zurückführen lassen. Der Autor läßt dabei die leitenden Direktoren der ausgewählten Institute zu Worte kommen. Sie erklären also selbst, was in ihrem Haus anders, besser, ist als anderswo.

So unterschiedlich diese Finanzriesen auch sein mögen, so viel haben sie aber auch gemeinsam: Die Vorrangigkeit des Ertragsdenkens, die Ausrichtung auf ihre Kunden, das Anwerben best-qualifizierten Nächwuchses sowie eine entschlossene und starke Führung.

Unter den Punkten, die Davis als erfolgsentscheidend herausarbeitet, erscheinen uns zwei am wichtigsten, nämlich die Kommunikation und die Ausbildung der Mitarbeiter. Er hat festgestellt, daß alle ausgezeichnet geführten Banken sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung von einem Kommunikations-System durchdrungen sind. Zum anderen Punkt sei ein Zitat angeführt, in dem Lew Preston, Generaldirektor von Morgan Guaranty Trust, zu Worte kommt: „Für mich liegt der entscheidende Unterschied in der Anwerbungsund Ausbildungsphase, in der die leitenden Direktoren mit den jungen Mitarbeitern zusammenkommen.“

Bei allen 16 ausgesuchten Banken wird auf die Ausbildung größtes Gewicht gelegt. In den meisten Fällen besuchen die Angehörigen des Top-Management regelmäßig die Ausbildungskurse, manche von ihnen erteilen dort auch Unterricht: „Hiebei kommt es nicht nur auf die Vermittlung von Fachwissen an, sondern vor allem auch auf die Vermittlung der gemeinsamen Werte. Daher sollten Mitarbeiter, die sich schon mitten in der Karriere befinden, nur in Ausnahmsfällen aufgenommen werden. Solche Ausnahmen mögen durchaus ihre Berechtigung haben, vor allem was Spezialgebiete, wie zum Beispiel die elektronische Datenverarbeitung, betrifft.“

..Hervorragendes Management“, schreibt Davis wörtlich, „ist eine Funktion jener Werte, die allen Verantwortlichen gemeinsam sind... Diese umfassen unter anderem die Art des Informationsflusses, den Ehtscheidungsprozeß und die Aufstiegsmöglichkeiten ...“

Der Schlüssel zum Erfolg heißt aber auf jeden Fall: Überlegenheit im Führungsstil. Selbstverständlich spielen auch noch eine Reihe anderer Faktoren, wie zum Beispiel das ökonomische Umfeld, in das eine Bank eingebettet ist, oder das Funktionieren des Marktes mit so wenig staatlichen Eingriffen wie möglich, eine Rolle.

Der Autor ist der Ansicht, daß die Organisationsstruktur, genauer gesagt, die Art der Entscheidungsfindung, nicht erfolgsentscheidend ist: Während sich in der einen Bank das kollektive System bestens bewährt haben mag, kann in einer anderen ein autoritäres Regime besser funktionieren.

„Excellence in Banking“ ist der mutige und im großen und ganzen gelungene Versuch, eine Lücke in der Fachliteratur zu schließen. Das Buch ist nicht nur jedem im Bankgeschäft Tätigen, sondern auch der breiten Öffentlichkeit bestens zu empfehlen. Der Einwand, daß nicht alles, was das Buch vermittelt, neu ist, mag stimmen, aber es enthält doch so viel an Neuem, daß sich die Lektüre reichlich lohnt, i Steven J. Davis ist Absolvent des Amherst College und der Harvard Business School. Er ist als selbständiger Management-Berater in seiner eigenen Firma, DAVIS International Banking Consultants, tätig. Früher hatte er bei Bankers Trust und bei Morgan Guaranty Trust eine leitende Stellung inne. „Excellence in Banking“ ist das dritte Buch aus seiner Feder. Seine früheren Bücher heißen „The Euro-Bank“ und „The Management of International Banks“.

Der Autor ist Leiter der Repräsentanz der Genossenschaftlichen Zentralbank AG, New York.

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