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Was verdienen die Beamten?

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„Wir haben das schlechteste Image und verdienen auch noch wenig“, klagen die Beamten. Wie steht es wirklich mit den vielzitierten Niedriggehältern, Zulagen undsoweiter?

500 Schilling Gehaltserhöhung pro Beschäftigten sowie eine An-hebung der Nebengebühren und Dienstzulagen forderten am Beginn dieser Woche die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und wollen dies als Ausdruck „großen Verständnisses“ für die budgetäre Lage der Nation gewertet wissen.

Daß dieses Verlangen eine gewaltige Belastung für Österreichs Staatssäckel bedeuten würde, zeigt ein Blick in den „Amtsbehelf zum Bundesfinanzgesetz 1987“. 574.054 aktive öffentlich Bedienstete müssen derzeit aus dem Budget bezahlt werden (dazu kommen noch 260.558 Pensionsempfänger, was in Summe 834.612 Personen ausmacht). Der Personalaufwand für alle zusammen betrug 1986 122,2 Milliarden Schilling oder 24,81 Prozent des Budgetvolumens.

Von diesen 574.054 Staatsdienern entfallen auf die Post- und Telegraphenverwaltung 56.892, auf die Bundesbahnen 70.121 Dienstnehmer.

Wie schaut nun die Gehaltsabrechnung beispielsweise eines 18- oder 19jährigen Maturanten aus:

Er beginnt als Vertragsbediensteter, da er die für die Pragmatisierung notwendige Prüfung erst nach einigen Dienstjahren machen kann. Sein Einkommen beträgt derzeit 11.420 Schilling brutto plus 1.254 Schilling Verwaltungsdienstzulage. Dazu gibt es die sogenannte Haushaltszulage, bei der die Beträge variieren. 150 Schilling sind das, wenn der Ehepartner nichts verdient. 40 Schilling, wenn die „bessere Hälfte“ auch Geld nach Hause bringt und dabei eine bestimmte Grenze von derzeit ungefähr 4.000 Schilling nicht überschreitet. Haben die beiden bereits Nachwuchs, so gibt es noch 150 Schilling pro Kind und zusätzlich 150 Schilling dafür, daß sie verheiratet sind (für die „Einrichtung Ehe“, wie es so schön heißt). Und das alles vierzehnmal pro Jahr.

Wieviel endgültig auf das Gehaltskonto kommt, hängt noch davon ab, wieviel unser Neuling arbeitet: Normalüberstunden bringen einen 50prozentigen Zuschlag, Nachtarbeit 100 Prozent. Sonn- und Feiertage werden ebenfalls mit einem hundertprozentigen Zuschlag vergütet, ab der neunten Uberstunde mit 200 Prozent.

An Abgaben muß dieser Ein-steiger als Vertragsbediensteter 10,25 Prozent Pensionsbeitrag, 2,5 Prozent Krankenversicherung, 0,5 Prozent Wohnbauförderung und 2,2 Prozent Arbeitslosenversicherung und natürlich auch die entsprechende Lohnsteuer abführen.

Em anderes Beispiel: Wer heute 40 Jahre alt ist, als Maturant „eingestiegen“ ist, befindet sich meist in der Dienstklasse fünf. Das heißt, er ist Amtssekretär, was 18.199 Schilling Grundgehalt plus 1.254 Schilling Verwaltungsdienstzulage und natürlich die vorhin angeführte Haushaltszulage et cetera bedeutet.

Ein Beamter hat etwas andere Abzüge als ein Vertragsbediensteter; sein Pensionsbeitrag beträgt (derzeit noch) neun Prozent, dazu kommen 3,2 Prozent Krankenversicherung, ebenfalls 0,5 Prozent Wohnbauförderung wie beim Vertragsbediensteten und die Lohnsteuer.

Und dann gibt es auch noch die vielen, oft kritisierten Zulagen.

Die „echten“ Zulagen — wie die vorhin erwähnte Verwaltungsdienstzulage — gibt es vierzehn-mal im Jahr, die anderen, „Nebengebühren“ genannt, werden je nach Leistung bezahlt.

Beamte erhalten bekanntlich keine Abfertigung, dürfen mit 60 (bei der ÖBB mit 53 Jahren), müssen mit 65 in Pension gehen (siehe Seite 1). Die Urlaubsansprüche sind gleich denen der Beschäftigten in der Privatwirtschaft. Wermutstropfen für Beamte: Sie haben einen Selbstbehalt in der Krankenkasse von 20 Prozent (mit Ausnahme eines Krankenhausaufenthaltes).

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