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Was zum Rüstzeug gehört

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Die große Illusion besteht darin, daß viele Jungunternehmer glauben, es reicht, nur eine gute Idee zu haben.

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Die große Illusion besteht darin, daß viele Jungunternehmer glauben, es reicht, nur eine gute Idee zu haben.

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furche: Gibt es den geborenen Unternehmer? josef MugleR: Diese Frage ist etwas polemisch. Denn zuerst muß man fragen: Was ist eigentlich ein Unternehmer? Es gibt da verschiedene Typen. Auf der einen Seite der Skala stehen diejenigen, die mehr an der Ausnützung von Chancen orientiert sind. Diesem Unternehmertypus ist es egal, in welcher Branche er tätig ist. Auf der anderen Seite stehen die fachlich qualifizierten Experten. Die sind bereit, ihr exzellentes Fachwissen im Rahmen einer unternehmerischen Tätigkeit zu verwerten.

Man könnte Ihre Frage so beantworten: Der Erfolg eines Unternehmers ist die Resultante des Zusammentreffens mehrerer Faktoren.

Diese Faktoren liegen einerseits in seiner Person und in seinem mikro-sozialen Umfeld wie Familie und Freunde, andererseits in der Ausgangsposition, also der Kapitalausstattung, und auch in der Branche, in der er sich befindet. Eine Schwäche bei den persönlichen Eigenschaf-

ten kann natürlich durch Unterstützung des Umfeldes und durch eine gute Ausgangsposition überkompensiert werden.

furche: Welche Eigenschaften gehören unbedingt zum unternehmerischen Rüstzeug? mugler: Was sind Eigenschaften? Es ist ja nicht so, daß man sie hat oder nicht hat. Im Grunde sind Eigenschaften wie Kontaktfreude, Durchstehvermögen oder Redegewandtheit nur mehr oder weniger stark ausgeprägt. Man kann nicht sagen, bestimmte Eigenschaften müssen in einem bestimmten Ausmaß vorhanden sein.

furche: Reicht es daher aus, von seiner Idee förmlich beseelt zu sein, um erfolgreich zu sein?

mugler: Nein. Das ist eine der ganz großen Illusionen der Jungunternehmer. Damit sind wir auch schon bei den

Motiven. Denn sowohl in- als auch ausländische Untersuchungen haben gezeigt, daß Selbständigkeit und Unabhängigkeit die Triebfedern für Unternehmensgründungen sind. Aber das ist eine Illusion. Denn die Abhängigkeit wird oft größer als wenn jemand als Arbeitnehmer tätig bleibt. Dessen sind sich viele nicht bewußt. Es sind andere Abhängigkeiten, die entstehen, und die vielleicht

unangenehmer sind als die eines Arbeitnehmers. Wir haben die Motive zwischen erfolgreichen und gescheiterten Unternehmern untersucht. Es läßt sich sagen, daß die erfolgreichen stärker positiv motiviert sind. Zum Beispiel durch das Bedürfnis nach Leistung. Die gescheiterten hatten ten-dentiell stärker das Bedürfnis nach Unabhängigkeit. Bei denen war eher ein Fluchtmotiv vorhanden.

furche: Müssen Jungunternehmer ein Leitbild haben? mugler: Das Leitbild wird in Lehrbüchern zwar immer gerne vermittelt, und es wird bei den Gründungsberatungen immer auch davon gesprochen, aber die Gründer setzen sich meist doch zuwenig mit der Gesamtplanung ihres Vorhabens auseinander. Wir haben festgestellt, daß rund ein Drittel der Gründer gar keinen schriftlichen Plan

hat. Dieser Prozentsatz ist erstaunlich hoch.

furche: Was macht eine gute Planung aus?

mugler: Wir haben festgestellt, daß es darauf ankommt, flexibel zu planen. Es scheitern jene, die entweder sehr intensiv oder gar nicht planen. Wer flexibel ist und auch einmal vom vorgefaßten Plan abweichen kann, hat eine höhere Erfolgschance.

Furche: Welche Fehler werden noch gemacht3 mugler: Das Hauptproblem ist der mangelnde betriebswirtschaftliche Überblick. Die meisten waren sich nicht über ihren Finanzbedarf im klaren.

furche: Haben Jungunternehmer in anderen Ländern eine bessere Ausgangsposition? mugler: Wir haben im internationalen Vergleich einen hohen Standard. Aber man darf beim Licht nicht die Schatten übersehen. Denn in Osterreich besteht die Gefahr, daß die Ausbildungsform verkrustet. Konkret geht es darum, daß bei der Fachausbildung die Managementausbildung verloren geht. Fachlich ist man in Österreich für die selbständige Ausübung eines Berufes zwar bestens qualifiziert, aber mit den Herausforderungen des Unternehmertums ist man zuwenig konfrontiert.

Es gibt halt viele Gelegenheitsgründungen, bei denen sich mancher sagt: Wenn es gut geht, habe ich Glück. Wenn es schlecht geht, dann werde ich etwas anderes finden. Das Bewußtsein, sich eine langfristige Existenz als Unternehmer zu schaffen, ist zwar gut, könnte aber besser entwickelt sein.

furche: Haben wir genug Unternehmer in Österreich? mugler: Ich würde eher sagen, wir haben zu wenige Unternehmer in den Betrieben. Wir können durchaus noch mehr vertragen, gar keine Frage. Aber wir brauchten auch mehr Unternehmergeist in den bereits bestehenden Betrieben.

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