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Waschmittel vom Bauernhof als Alternative zu Erdölprodukten.

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Landwirtschaftliche Produkte als Grundstoff für eine „sanfte Chemie” sind eine sinnvolle Alternative zu ökologisch bedenklichen Erdölprodukten.

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Landwirtschaftliche Produkte als Grundstoff für eine „sanfte Chemie” sind eine sinnvolle Alternative zu ökologisch bedenklichen Erdölprodukten.

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Nach wie vor ist Erdöl der Grundstoff der meisten der uns im Alltag umgebenden chemischen Produkte wie Waschmittel, Farben, Kunststoffe oder Kosmetikartikel. Doch die exzessive Verwendung fossiler Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Kohle führt in die Sackgasse: Einerseits werden die im Laufe von Jahrmillionen gebildeten Vorräte in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht sein, andererseits bescheren sie uns viele Umweltproblemen. Der aus den Fugen geratene Kohlenstoffkreislauf droht in einer weltweiten Klimaveränderung zu enden, immer neue chemische Verbindungen sind für immer neue Gefahren verantwortlich, die oft erst nach Generationen bekannt werden.

Unsere Landwirtschaft hat sich indessen einem gründlichen Strukturwandel unterzogen. Traditionelle kleinbäuerliche Strukturen wurden zugunsten von industriell arbeitenden Agrarfabriken geopfert, der in der Landwirtschaft arbeitende Bevölkerungsanteil nimmt nach wie vor rapide ab. Die bevorstehende Einigung im Welthandelsabkommen GATT und ein möglicher Beitritt Österreichs zur EU und die damit verbundene Öffnung der Agrar-märkte macht den heimischen Bauern alles andere als Mut.

Die Umweltberatung Österreich hat in einer breitangelegten Studie mögliche Auswege aus dem Dilemma skizziert. Studienautor Fridolin Krausmann führte seine umfassenden Untersuchungen am Institut für

Pflanzenphysiologie der Universität Wien durch. Die Ergebnisse zeigen, daß gerade Österreich über ein breites Angebot an nachwachsenden Rohstoffen aus der „chemischen Fabrik Pflanze” verfügt. Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn Kunststoffe aus Kartoffelstärke und Waschmittel aus Sonnenblumenöl sind nur in einem neugestalteten Agrarsystem sinnvoll: Kommen die nachwachsenden Rohstoffe aus In-tensiv-Landwirtschaft mit den bekannten Nebenwirkungen (Grundwasserverseuchung, Bodenabtragung, Giftbelastung ...), würden sie einen Gutteil ihres „Ökobonus” wieder verspielen.

Daß die Potentiale dennoch riesig sind, beweist das Fallbeispiel „Tensi-de” (die für die Wirkung von Waschmitteln verantwortlich sind).

Der Bedarf wäre gedeckt

Für alle in Österreich benötigten waschwirksamen Substanzen wäre eine Anbaufläche von zirka 25.000 Hektar (Raps- und Sonnenblumen) erforderlich. Das wäre weniger als derzeit allein für den Anbau von Futtergetreide für Exportfleisch bereitgestellt wird.

Für den Chemiker Hanswerner Mackwitz, Sprecher von „Oscar”, dem Verband ökologischer Konsumenten und Hersteller, ist somit ein erster wichtiger Schritt getan, um die Bedeutung der Pflanzen als Rohstoffquelle aufzuzeigen. Zwar sei durch den Regriff „nachwachsende Rohstoffe” noch nicht gewährleistet, daß es sich wirklich um eine „sanfte Chemie” ohne Umweltbelastung handelt: „Doch das Beispiel Waschmittel zeigt, daß wir die Produkte des täglichen Lebens herstellen können, ohne zukünftigen Generationen unlösbare Probleme aufzuhalsen.”

Einige Industrieunternehmen haben bereits Interesse an der vom Umweltministerium mitfinanzierten Studie gezeigt. Was jetzt noch fehlt, ist die Umsetzung...

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