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Washington in der „Schurken-Rolle“
Die USA agieren in den Vereinten Nationen alles andere als erfolgreich. Washingtons UN-Bot- schafterin Jeane J. Kirkpa- trick gibt Gründe dafür an:
Die USA agieren in den Vereinten Nationen alles andere als erfolgreich. Washingtons UN-Bot- schafterin Jeane J. Kirkpa- trick gibt Gründe dafür an:
Frau Botschafter, warum sind die Vereinigten Staaten in der UNO so isoliert und befinden sich ständig in der Defensive?
JEANE J. KIRKPATRICK: Im Grunde genommen geht unser Einfluß bei den Vereinten Nationen seit 1960 zurück. In den letzten 15 Jahren haben wir uns damit abgefunden, nicht zuviel von den UN zu erwarten.
Einer meiner Vorgänger in diesem Amt, Daniel Patrick Moyni- han, hat erklärt, daß wir uns darauf beschränken mußten, in den meisten Fragen in einem Block zu wählen, der aus den USA, Chile und der Dominikanischen Repu-
blik bestand. Inzwischen verlieren wir gewöhnlich auch die Unterstützung dieser beiden Länder.
Wie erklären Sie den geringen Einfluß der Vereinigten Staaten in der UNO, nimmt man den Status Amerikas als Supermacht?
KIRKPATRICK: Leider wurden wichtige Angelegenheiten bei den UN in einer Weise ausgelegt, daß sie einen fundamental antiwestlichen Anstrich haben. Die Sowjetunion hatte Erfolg mit ihrem Ansinnen, die Welt als einen großen Klassenkampf zu beschreiben — die vielen Armen gegen die wenigen Reichen. Und da die USA die Reichsten von allen
sind, stehen wir jetzt auch als der größte Schurke da.
Die UNO tendiert dazu, in Form von Blöcken zu funktionieren und Entscheidungen zu treffen. Die USA haben keinen Block, ebensowenig wie Japan und Kanada zu einem Block gehören. Die Vereinten Nationen erinnern dabei an eine große Legislative mit einem Vielparteien-System; die USA sind eine Splitterpartei in dieser Legislative.
Die Tagesordnung bei den UN wird von Entwicklungs- und blockfreien Ländern festgelegt. Das Resultat ist, daß es den USA eine lange Zeit nicht besonders gut ergangen ist. Wir sind zumeist erfolglos, wenn wir Unterstüt- zungs für irgendetwas erreichen wollen.
Unser Einfluß in den Vereinten Nationen ist also trivial—trotz der Tatsache, daß wir jedes Jahr eine Milliarde Dollar in das UN-Bud- get beisteuern.
Bedeutet dies, daß Washington die UNO ignorieren sollte, wenn
es seine Außenpolitik für die achtziger Jahre festlegt.
KIRKPATRICK: Nicht unbedingt. Tatsächlich würde ich die Vereinter! Nationen als unsere größte Herausforderung betrachten, weil sie die wichtigste Arena der Weltpolitik sind.
Ich bin nicht damit einverstanden, daß sich die USA aus der UNO zurückziehen. Aber es scheint mir, daß wir nicht weiter auf der Verliererseite sein wollen, machtlos sind und gedemütigt werden.
Gibt es eigentlich einen automatischen antiamerikanischen Konsens in einer Vielzahl politischer Fragen in der UNO?
KIRKPATRICK: Ich glaube nicht, daß es eine automatische antiamerikanische Mehrheit gibt. Ich glaube aber, daß wir hart arbeiten müssen, um zu verhindern, daß die Gruppen-Dynamik der Block-Wahlen als antiamerikanische Mehrheit ausgelegt wird.
Sind Sie für eine Reorganisation der UNO, etwa die Erweiterung des 15köpfigen Sicherheitsrates?
KIRKPATRICK: Wir wehren uns gegen die Erweiterung des Sicherheitsrates, genauso wie andere permanente Mitglieder dieses Organs. Wir glauben, daß er geographisch ausgewogen und wahrscheinlich schon jetzt zu groß ist.
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