6826282-1974_13_16.jpg
Digital In Arbeit

Wasserkraftwerksbau und Energiebedarf

19451960198020002020

Die weltweite Entwicklung hat in den letzten Monaten die Fragen der Energiewirtschaft in den Brennpunkt des Interesses gerückt. Die Entwicklung der Preise und der verfügbaren Energiemengen auf dem internationalen Markt hat uns die Bedeutung einer möglichst großen Unabhängigkeit von Vorgängen im Ausland sehr eindrücklich vor Augen geführt. Während Mitte der fünfziger Jahre noch etwa 90 Prozent des Energiekonsums Österreichs aus heimischen Quellen gedeckt werden konnte, war dies im Jahr 1972 nur noch zu 46 Prozent möglich.

19451960198020002020

Die weltweite Entwicklung hat in den letzten Monaten die Fragen der Energiewirtschaft in den Brennpunkt des Interesses gerückt. Die Entwicklung der Preise und der verfügbaren Energiemengen auf dem internationalen Markt hat uns die Bedeutung einer möglichst großen Unabhängigkeit von Vorgängen im Ausland sehr eindrücklich vor Augen geführt. Während Mitte der fünfziger Jahre noch etwa 90 Prozent des Energiekonsums Österreichs aus heimischen Quellen gedeckt werden konnte, war dies im Jahr 1972 nur noch zu 46 Prozent möglich.

Werbung
Werbung
Werbung

Etwas mehr als die Hälfte des der-eitigen Verbrauches entfällt auf Irdölprodukte. Die elektrische Ener-ie trägt, wenn man sie mit ihrem hysikalischen Wert einsetzt, zu und 14 Prozent, etwa gleichviel wie as Erdgas, zur Energieversorgung ei, doch hat sich ihr Beitrag in den jtzten Jahren ständig vergrößert. Venn man die Entwicklung des Stromverbrauches in den einzelnen Bereichen betrachtet, so ist festzustellen, daß der Verbrauch der Haushalts- und Gewerbekonsumenten wesentlich stärker zunimmt als jener der Industrie. So stieg der Anteil der Gruppe Tarifabnehmer am Verbrauch seit 1952 von 22 auf 41 Prozent, während jener der Industrie im gleichen Zeitraum von 48 auf 37 Prozent zurückging.

Im Jahre 1973 betrug die öffentliche Elektrizitätserzeugung in Österreich 26.503 GWh. Sie erfolgte zu 66 Prozent aus Wasserkraftanlagen und zu 34 Prozent aus Wärmekraftwerken. Die Aufteilung auf die einzelnen Energieträger gibt die nachfolgende Übersicht:schon 1972 war auch 1973 besonders im ersten Halbjahr durch Trockenheit gekennzeichnet; der Erzeugungs-koeffizient der Wasserkraftwerke betrug 0,93. Demgemäß war ein stärkerer Einsatz von Wärmekraftwerken bzw. eine Steigerung der Importe zum Ausgleich erforderlich. Der Verbrauch von 23.904 GWh war um 7,9 Prozent höher als im Jahre 1972.

Zur Inlandserzeugung kam noch geringere Wachstumsraten einpen-ein Import von 3209 GWh hinzu; ex- dein wird, kann nicht davon ausge-portiert wurden 4766 GWh. Wie gangen werden, daß sich im Verbrauch der elektrischen Energie eine wesentliche Senkung der Zuwachsraten ergeben könnte. Wir müssen nach wie vor mit einer Verbrauchsverdoppelung in etwa zehn bis zwölf Jahren rechnen und die Bauprogramme nach diesem Umstand ausrichten.

In den Jahren 1966 bis 1968, in welchen relativ günstige Wasserverhältnisse mit einem konjunkturell bedingten, etwas verminderten Zuwachs im Verbrauch zu einem Anwachsen der Kohlenvorräte bei den Wärmekraftwerken führten, wurde vielfach der Elektrizitätswirtschaft ein zu starker Ausbau der Wasserkraft vorgeworfen. Nunmehr, natürlich bedingt durch die völlig geänderten Energiepreise, wird sehr oft die Meinung zum Ausdruck gebracht, die Lösung aller Schwierigkeiten durch einen verstärkten Wasserkraftausbau herbeizuführen; so wie die seinerzeitige Kritik ist auch diese übertriebene Hoffnung nicht gerechtfertigt.

Die Elektrizitätswirtschaft hat die Pflicht, die Stromversorgung der österreichischen Wirtschaft durchzuführen, und tut dies mit einem Bestand an Kraftwerken, die einerseits den betrieblichen Bedürfnissen und anderseits den wirtschaftlichen Gegebenheiten der einzelnen Unternehmungen entsprechen. Dabei ist ein ausgewogenes Zusammenspiel im Einsatz der einzelnen Kraftwerkstypen entsprechend ihrer Charakteristik gegeben. So ist zum Beispiel für die Deckung des höheren Strombedarfes in den Wintermonaten ein Ausgleich der durch die natürlichen Gegebenheiten verminderten Wasserkrafterzeugung durch den Betrieb von Wärmekraftwerken unbedingt erforderlich. Hier die Bedarfsdeckung allein auf die Wasserkraftwerke abzustellen, wäre wirtschaftlich völlig ungerechtfertigt.

Das koordinierte Ausbauprogramm 1974 bis 1983 der Elektrizitätswirtschaft enthält daher neben dem Bau von Wasserkraftwerken mit einer Gesamtleistung von etwa 3200 MW auch kalorische Anlagen mit rund 4200 MW, wovon je etwa die Hälfte auf konventionelle Anlagen und auf Kernkraftwerke entfallen.

Wie bereits erwähnt, beträgt das ausbauwürdige Wasserkraftpotential etwa 43.000 GWh; nachstehende Tabelle gibt die Aufteilung auf die einzelnen Flußeebiete:

Von den noch vorhandenen Ausbaumöglichkeiten von rund 19.000 GWh entfallen mehr als ein Drittel auf den Donauausbau allein und fast 40 Prozent auf Speicheranlagen in den Alpenregionen.

In der Zeit des verstärkten Umweltbewußtseins stößt die Realisierung von Kraftwerksanlagen jedoch auf immer stärkere Widerstände, so daß sicherlich aus diesem Grund nicht auf alle Projekte zurückgegriffen werden wird. Die Elektrizitätswirtschaft wird sich stets bemühen, die berechtigten Forderungen des Naturschutzes für die Erhaltung eines möglichst ungestörten Landschaftsbildes zu berücksichtigen und die Anlagen in Hinblick auf den Mehrzweckcharakter, der ihnen gegeben ist, zu gestalten.

Österreich besitzt derzeit noch abbaufähige Lagerstätten für zirka 60 Millionen Tonnen Braunkohle, 26 Millionen Tonnen Erdöl und 16 Milliarden Nm1 Erdgas. Die geringe Lebensdauer, während der uns diese Reserven noch zur Verfügung stehen können, gebietet eine möglichst sparsame Ausnützung. Sicherlich wird der Ausbau der Wasserkraft dazu beitragen, ist sie doch eine Energiequelle, die uns ständig erneut zur Verfügung steht. Welch große Bedeutung ihr beigemessen werden muß, läßt sich aus folgendem Vergleich ersehen: Aus den oben angeführten Brennstoffreserven in Östereich könnten etwa 220 TWh erzeugt werden, dies ist weniger, als uns aus unseren derzeit bestehenden Wasserkraftanlagen im Laufe von nur zehn Jahren zur Verfügung gestellt wird.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß Österreichs Elektrizitätswirtschaft die gegebenen guten Möglichkeiten des weiteren Ausbaus der Wasserkraft verantwortungsbewußt nutzen muß. Gleichzeitig mit diesem Ausbau muß jedoch vor allem auch durch eine stärkere Heranziehung der Kernenergie zur Stromerzeugung dafür gesorgt werden, daß der österreichischen Wirtschaft die elektrische Energie, die sie benötigt, ausreichend, sicher und preisgünstig zur Verfügung gestellt werden kann.

Die Engpaßleistung der Kraftwerke betrug 7438 MW, wovon 5415 MW auf Wasserkraftwerke und 2023 MW auf Wärmekraftwerke entfielen. Das Regelarbeitsvermögen der Wasserkraftwerke betrug 18.700 GWh. Dies bedeutet, daß von dem als ausbauwürdig befundenen Wasserkraftpotential von 43.000 GWh etwa 43 Prozent ausgebaut sind.

Selbst wenn man annimmt, daß, beeinflußt durch die Situation auf dem Weltmarkt, die wirtschaftliche Entwicklung in der Zukunft nicht mit derselben Dynamik wie in der vergangenen Hochkonjunkturperiode vor sich gehen wird, sondern sich auf

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung