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Weg von der Musikschwemme!

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Ein gewaltiges Pensum Musik, an die fünf Dutzend großer Konzerte, bescherte das Musikfest der Wiener Festwochen heuer seinem Publikum: ausladende Gedenk- und Ehrenzyklen mit fast sämtlichen Symphonien Gustav Mahlers, mit vielen Werken Haydns zu seinem „250er”, mit dem 100jährigen Strawinski in kammermusikalischer Verpak-kung, mit einem Publikumsmagneten wie James Levine im Einsatz für Mahler, Beethoven-Kammermusik und für Mozart und mit einem reisenden Staraufgebot, wie es halt nun einmal jedes Jahr im Mai und Juni anreist, um dann mit eben dem gleichen Programm weiterzuziehen in den Festspielzirkus Europas.

Es hagelte heuer auch Absagen von Prominenten wie Karajan, Abbado, Maazel, Leinsdorf, Walter Berry. Es gab tiefbeeindruk-kende Konzerte wie Levines frische, mit Kraft vollgetankte Wiedergaben von Mahlers „Zweiter” und „Sechster” oder Gary Berti-his fulminante „Dritte” von Mahler. Es gab so erlesene Konzerte wie den Hugo-Wolf-Liederabend Christa Ludwigs oder die Klavierabende Pollinis und Brendels. Und es gab genug Enttäuschendes wie den Wiederbelebungsversuch von Haydns „Tobias”.

Bei Höhepunkten und Tiefpunkten wurde allerdings nur zu deutlich, daß vor allem die Kartenpreise den Erfolg wesentlich dämpften, also blieben sechs Wochen lang allzu viele Konzerte halbleer. Die Konzertveranstalter werden für die Festwochen in Hinkunft gründlich umdenken müssen: Sie müssen das Musikfest verknappen, im Angebot straffen und mehr auf Superqua-lität, Phantasie und Originalität und weniger auf Allerweltspro-gramme schauen. Wiens Musikfest darf keine Musikschwemme sein, es muß sich wieder selber finden, um ein voller Erfolg zu werden. Denn die Konkurrenz so vieler Festwochenveranstaltungen ist längst zu übermächtig ge-

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