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Weihe mit Signalen

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Der 14. September war ein großer Tag für die Erzdiözese Wien. Im Dom zu St. Stephan wurde der Benediktinerpater, Schul- und Wallfahrtsdirektor Hans-Hermann Groer zum.41. Bischof von Wien geweiht.

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Der 14. September war ein großer Tag für die Erzdiözese Wien. Im Dom zu St. Stephan wurde der Benediktinerpater, Schul- und Wallfahrtsdirektor Hans-Hermann Groer zum.41. Bischof von Wien geweiht.

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Im nachhinein ist man immer klüger. So sensationell die Ernennung von Hans-Hermann Groer zum Wiener Erzbischof vor zwei Monaten anmutete, ganz unerwartet kam sie nicht, wenn man das 1985 erschienene Buch „Zur Lage des Glaubens“ von Kardinal Joseph Ratzinger (Verlag Neue Stadt) genau nachliest. Dort meint der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, daß die Zeit der „weltoffenen“ Kandidaten für das Bischofsamt vorbei sei, auch die der Theologieprofessoren, denn Bischöfe hätten nicht die Aufgabe, „im Konzert der Spezialisten auch noch ein Instrument spielen zu wollen“, sondern als eifrige Hirten „die Stimme des einfachen Glaubens und seiner einfachen Ureinsichten zu verkörpern“.

Nun hat Hans-Hermann Groer in einer fast dreistündigen Feier die Bischofsweihe empfangen, sein Hirtenamt angetreten. Wie schwierig seine Aufgabe ist, geht aus einer jüngst in der „Wochenpresse“ publizierten Gallup-Um-frage hervor: zwar einerseits großer Sympathievorschuß, vor allem von der älteren Generation, für Groer, aber andererseits äußerst mageres Interesse an der Kirche überhaupt.

Immerhin - an die 10.000 Menschen, darunter die gesamte kirchliche und viel politische Prominenz Österreichs, kamen an diesem schönen Spätsommertag zum Wiener Stephansdom, wenn sich auch manche auf die anschließende Agape mit Wursteln, Brot und Wein vor der Kirche beschränkten.

Die Feier, die den neuen Erzbischof sichtlich menschlich tief berührte, schloß das Fest der Kreuzerhöhung ein. Schon am Kircheneingang hatte Weihbischof Karl Moser darauf hingewiesen, daß das Kreuz auch in das Leben Groers hineinrage und damit unmißverständlich auf dessen Erfahrungen mit der Zeitschrift „Basta“ (FURCHE 36/1986) angespielt. Auch Groer selbst spielte darauf an, als er in seiner Dankesrede am Schluß (siehe nächste Seite) erwähnte, der Papst habe ihm auch „in den allerletzten... schweren Tagen“ Zeichen seines besonderen Vertrauens gegeben.

Man kann nur hoffen, daß jener Vorfall das Verhältnis des neuen Erzbischofs zu den Medien nicht langfristig belastet. Man muß es fast fürchten, denn Groer konnte sich, als er den Namen des neuen Generalvikars - Rudolf Trpin -bekanntgab, nicht den Seitenhieb verkneifen, daß es „nicht den Medien überlassen sein dürfte“, ein solches Geheimnis zu lüften. Womit er vermutlich auch an die vorzeitige Veröffentlichung seiner eigenen Ernennung erinnern wollte (FURCHE 29/1986).

Interessant erscheint Groers Aussage, daß die Bestellung von Trpin „in innerer Ubereinstimmung“ mit den Intentionen des Diözesanadministrators Helmut Krätzl, dem er ebenso wie dem Vorgänger und Hauptkonsekra-tor Kardinal Franz König besonders dankte, erfolgt sei. Tatsächlich überraschte diese Bestellung auch Kirchen-Insider gewaltig.

Welche Signale setzte der neue Erzbischof während der Feier?

Daß der Laibacher Erzbischof Aloizij Sustar zur Predigt eingeladen wurde, erweist Groer als Mann, der Wiens Aufgabe als Brücke zum Osten sieht und sie weiterführen will. Sustar predigte über Groers Wahlspruch „Au-tem in verbo tuo“, der jener Bibelstelle (Lukas 5,5) entlehnt ist, die berichtet, wie die erfolglos fischenden Apostel auf das Wort Jesu hin nochmals die Netze auswerfen und reichen Fang machen.

Einem klaren Bekenntnis zur Ökumene (siehe nächste Seite) folgte ein ebenso klares Bekenntnis zur Marienverehrung. Ob diese Haltung Probleme in der ökumenischen Praxis bringt, muß die Zukunft erweisen.

Daß der neue Erzbischof bisher keine großen programmatischen Erklärungen abgab, liegt vielleicht daran, daß einer der Sätze in der Benediktinerregel, den Johannes Paul II. im Ernennungsdekret besonders hervorhobj (über den Abt) lautet: „Alles Gute und Heilige zeige er mehr durch Taten als durch Worte.“

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