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Weiter Mord

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Die rasche Anerkennung des Siegers der Präsidentenwahlen in El Salvador durch die amerikanische Regierung beweist, daß die Spekulation der siegreichen ARENA- Partei richtig war: Sie steht in Verbindung mit den Todesschwadronen und präsentierte daher einen unverdächtigen Kandidaten: Alfredo Cristiani, der als gemäßigt und umgänglich charakterisiert wird.

Der Kaffee-Baron Cristiani ist ein typischer Vertreter der Oligarchie in El Salvador — und hinter ihm steht der starke Mann der ARENA, Roberto d’Aubuisson.

Der hätte schon 1982 Präsident werden sollen, doch das wurde damals von den Amerikanern verhindert. Zwei Jahre zuvor war Erzbischof Oskar Amulfo Romero am Altar erschossen worden, und nie verstummten die Gerüchte, daß Roberto d’Aubuisson einer der Drahtzieher dieses Anschlages gewesen sei.

Die amerikanische Regierung entschloß sich, den Christdemokraten Jose Napoleon Duarte zu unterstützen, der im Mai 1984 dann auch die Präsidentenwahlen gewann. Duarte versprach Frieden und eine Bodenreform.

Von 1980 bis jetzt sind durch den Bürgerkrieg in El Salvador 70.000 Menschen umgekommen. Duarte schaffte es nicht, einen Frieden mit politischen Mitteln zu erreichen. Ein Gutteil der amerikanischen Finanzhilfe für sein Land kam der Armee zugute, die aber dennoch mit der linken Guerilla (FMLN) nicht fertig wird. Die Bodenreform blieb in Ansätzen stecken und wurde von der ARENA sabotiert.

Zu Beginn des Jahres hatte ich im Präsidentenpalast von San Salvador die Möglichkeit, mit dem todkranken Duarte zu reden. Ich fragte ihn auch, was ein Wahlsieg der ARENA bedeuten würde, der sich damals schon abzeichnete. Der Präsident meinte, die ARENA werde die bisherigen zaghaften Ansätze auf dem Weg zu einer Demokratie in El Salvador nicht akzeptieren: „2s könnte durchaus sein, daß sich unter dem Deckmantel der Demokratie ein nichtdemokratisches Regime installiert“, sagte Duarte.

Wobei Demokratie in diesen Breitengraden ohnedies etwas anderes ist als bei uns.

Alfredo _Cristiani hat bereits Verhandlungen mit der FMLN versprochen, und auch die werden scheitern, wenn in Wahrheit der militärische Sieg über den Feind als einzige Möglichkeit des Friedens betrachtet wird.

In Nikaragua unterstützt die Bush-Administration weiter die Contras, in El Salvador setzt sie auf den Exponenten einer rechtsextremen Partei. In Mittelamerika nichts Neues. Leider. Denn das bedeutet auch, daß das Morden weitergeht.

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