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Weiter so!
Leider ist die Spalte hier — typisch Österreich! — viel zu eng. Die Uberschrift müßte nämlich lauten: „Weiter so, Deutschland!“ Das ist die überzeugende Parole, mit der unser Kanzler Helmut Kohl die Bundestagswahl am kommenden Sonntag praktisch schon gewonnen hat.
Ob man die wegen der engen Furche beziehungsweise Spalte verkürzte Form „Weiter so!“ einfach auch auf Österreich beziehen kann, muß sich erst erweisen. Zum Beispiel, wenn Eure neue Regierung auch eine so tolle Wende vollbracht hat wie die unsere.
Bei uns dagegen ist es so: Johannes Rau und die SPD sagen, die Wende sei ein Unglück gewesen und müsse am Sonntag durch einen Wechsel in Bonn — also durch eine Wende rückwärts — wieder korrigiert werden. Franz Josef Strauß dagegen meint, das Unglück bestünde eher darin, daß die Wende überhaupt noch nicht richtig stattgefunden hat. Deshalb werde er gleich nächste Woche nach Bonn kommen, um mit ein paar hilfreichen Tritten die notwendigen politischen Salti zu beschleunigen.
Strauß hat gesagt, die Wahl sei schon gelaufen, die Verlierer stünden bereits fest. Heiner Geißler hat zwar widersprochen und gesagt, die Wahl sei noch nicht gelaufen. Aber nur aus Sorge, bei schon sicherem Sieg könnten noch mehr CDU-Anhänger daheim bleiben. Oder die FDP wählen, um Strauß als Außenminister zu verhindern. Ob aus vergleichbaren Gründen auch bei Euch viele ÖVP-Anhän-ger die FPÖ gewählt haben, kann ich nicht beurteilen.
Also: „gelaufen“ oder „nicht gelaufen“ — Johannes Rau läuft noch, wobei ihm ein großer Teil der SPD mit viel Sympathie zuschaut und ihn anfeuert. Die Koalition mit den Grünen, die er nicht will, ist wohl weit genug weg.
Die Grünen können auch sicher sein, daß sie wieder im Bundestag vertreten sind und dort der jetzigen Koalition eine lange Epoche konservativer Regierungsmacht garantieren. Ein schöner Erfolg!
Ach ja, unsere personell stark überlegene Regierungsbank wollte ich Euch noch mitteilen: Kanzler beziehungsweise Reservekanzler: Kohl und Gerhard Stoltenberg; Vizekanzler und Außenminister: Strauß und Hans Dietrich Genscher; Wirtschaftsminister: Martin Bangemann und Otto Graf Lambsdorff; Verteidigungsminister: Edmund Stoiber (gegen Österreich), Manfred Wörner (gegen den Rest der Welt). Für die leichteren Aufgaben stehen dann natürlich noch mehr Kandidaten zur Verfügung, aber dafür wird auch künftig immer nur einer genommen.
Aber mal ehrlich: Wer hat jetzt die größere Koalition?
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