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Weiterbildung wird immer wichtiger

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Erfahrungsaustausch der Geschäftsführer des Berufsförderungsinstituts in Velm: Vertreter aller Bundesländer besprechen ihre Erfahrungen letzter Studienjahre, beraten die Programme für das Lehrjahr 1980/81, in dem wieder mehr als 100.000 Menschen vom Angebot dieser großen österreichischen Berufsweiterbildungsinstitution profitieren sollen.

Ein Detail kommt dabei am Rande zur Sprache: In Kärnten wurden im abgelaufenen Schuljahr mit großem Erfolg Animateure für die Fremdenverkehrsorte ausgebildet. Zufall oder Resultat, daß gerade in Kärnten die Nächtigungsziffern wieder im Steigen sind?

Und damit ist das Thema schon angeschnitten: Fortbildung für den Arbeitnehmer - das heißt in jedem Fall auch Chancen, sowohl für die Konjunktur, Für unsere Volkswirtschaft, als auch Chancen für den einzelnen Menschen, der in diesen Lebens- und Wirtschaftsprozeß integriert ist.

Betrachten wir die Fragestellung einmal von der rein wirtschaftlichen Seite: Hier ist zu bedenken, daß Österreichs Chancen, auf dem Weltmarkt präsent zu bleiben, österreichische Waren oder Dienstleistungen unterzubringen, vom entsprechenden Angebot intelligenter österreichischer Produkte abhängt.

Auf dem Sektor des Dienstleistungsbereiches, weil zuvor Aus- und Weiterbildung im Fremdenverkehr angeschnitten wurden, bedeutet dies sinngemäß das Angebot qualitativ hochwertiger Leistungen, die zum Beispiel dem ausländischen Gast im Verhältnis zum Preis angemessen erscheinen.

Aber auch auf dem gewerblichen und industriellen Sektor ist es erforderlich, um qualitativ hochwertige, oft auch neue, in jedem Fall jedoch intelligente Produkte zu erzeugen, daß die Menschen, die diese Produkte herstellen sollen, auch entsprechend ausgebildet sind.

Soweit, so selbstverständlich, wenn es um die Ausbildung der Österreicher durch Schulen oder andere Formen der Berufsausbildung geht. Wie steht es nun aber mit der Weiterbildung?

Hier müssen wir davon ausgehen, daß das menschliche Wissen, durch die Jahrtausende eher langsam und stetig angewachsen, sich in unserem Jahrhundert mit geradezu unglaublicher Geschwindigkeit immer weiter entwickelt hat und noch weiter entwickelt. Keine Schule, und würde die dafür zur Verfügung stehende Zeit noch so sehr gedehnt, könnte den Anforderungen nachkommen, alles heute wünschenswerte Wissen zu vermitteln oder gar noch die Zukunft vorauszusehen. Darum muß hier die Fortbildung-die ständige Weiterbildung - einsetzen, müssen entsprechende Bildungseinrichtungen der Erwachsenenbildung zur Verfügung stehen.

Neben anderen Einrichtungen haben sich besonders die Gewerkschaften und die Arbeiterkammern bemüht, Für Arbeitnehmer eine große Zahl von Bildungsangeboten bereitzustellen. Das Berufsförderungsinstitut, die technischen, gewerblichen Abendschulen und die Volkshochschulen sind Träger der Bildungsmaßnahmen der Interessenvertretungen der Arbeitnehmer.

Die Institutionen und ihre Kurse sind wichtig, aber letzten Endes müssen die Arbeitnehmer auch die nötige Zeit haben, um das Bildungsangebot zu nützen.

Dies nützt wiederum der Wirtschaft, ebenso wie dem einzelnen Arbeitneh-

mer. Die Weiterbildung, aber auch die Um- und Nachschulung hilft mit, den Arbeitsplatz zu sichern, die berufliche Mobilität zu ermöglichen und die Aufstiegschancen zu verbessern.

Als Arbeitnehmervertreter halte ich allerdings die Fortbildung nicht nur im beruflichen, sondern auch in allen ande-. ren Bereichen für ebenso wichtig. Mehr Wissen auf allen Gebieten befähigt den einzelnen Arbeitnehmer sowohl Zusammenhänge in Politik und Wirtschaft, in Gesellschaft und Kultur besser zu verstehen als auch dazu, in allen diesen Bereichen sein Mitbestimmungsrecht und seine Mitwirkungsmöglichkeiten besser wahrzunehmen.

Zuletzt noch ein Wort zu den Weiterbildungsmaßnahmen, die der Bewältigung des persönlichen Lebens dienen. Auch diese Einrichtungen sind von eminenter Bedeutung für den einzelnen und auch für die Gemeinschaft. Der Mensch, der seine persönlichen Probleme bewältigen lernt - und auch das kann und muß man lernen - ist offener für alle anderen Fragen, eher bereit, den leider heute festzustellenden Rückzug ins rein Private aufzugeben, teilzunehmen am Leben in der Gemeinschaft.

Wie bedeutend die Bildung und Weiterbildung von Eltern etwa in Erziehungsfragen für die künftige Gesellschaft sein kann, liegt so klar auf der Hand, daß dieses Beispiel für viele ähnliche aus dem „privaten" Bereich stehen soll.

Weiterbildung für den Arbeitnehmer - das bedeutet sowohl Chancen für den einzelnen als auch Chancen für die gesamte Volkswirtschaft.

Mein Wunsch: Daß dabei den sicher notwendigen Orientierungen an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes der ganze, bildungsfähige Mensch nicht vergessen wird. Gerade er wird nämlich immer dringender gebraucht.

(Der Autor leitet das Kulturreferat der Arbeiterkammer Wien)

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