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Welchen Wert haben Gespräche mit der PLO?

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„Die PLO muß sich an den Verhandlungen der bevorstehenden Genfer Friedenskonferenz beteiligen, den Dialog mit König Hussein erneuern und innerhalb der Führung eine Reorganisation vornehmen, um die Verantwortlichen für die Niederlage in Jordanien und im Libanon auszutauschen“, heißt es in Flugblättern, die im moslemischen Stadtteil von Beirut und in den Städten Westjordaniens von Hand zu Hand gingen.

Einige Tage vorher strahlte der PLO-Sender eine Reuter-Meldung aus, wonach auf der Tagung des Palästinensischen Nationalen Rates im Dezember die gemäßigten Kreise innerhalb der PLO einen Antrag einbringen wollten, den Judenstaat als solchen anzuerkennen und bereit seien, sich mit einem palästinensischen Staat in den Grenzen Westjordaniens zu begnügen.

In Gesprächen mit amerikanischen Senatoren und Kongreßmitgliedern forderte auch der ägyptische Staatspräsident Sadat die Wiedereröffnung der Genfer Friedenskonferenz. Er erklärte seinen Gästen, daß er zu Friedensverhandlungen mit Israel bereit sei, sogar zu bedingungslosen. Allerdings könne es nach einem dreißigjährigen Krieg nicht sofort auch zu einer Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen kommen.

Einige Wochen vorher hatten sich auf Grund einer privaten Initiative drei israelische Intellektuelle mit drei führenden PLO-Mitgliedern in Paris getroffen. Es handelte sich dabei um Dr. Jaakov Arnon, Vorstand der israelischen Elektrizitätsgesellschaft, Univ.-Prof. und General a. D. Mati Pe-led, und den Führer der Jüdischen Kommunisten (die von Moskau nicht anerkannt werden) Parlamentsmitglied und General a. D. Meir Paü. Eine Woche später traf sich eine Delegation der moskautreuen Kommunisten Israels mit einem Vertreter der moskautreuen Kommunisten innerhalb der PLO. Nach israelischem Gesetz sind Gespräche mit feindlichen Agenten als Spionageakt anzusehen. Dementsprechend forderte die rechtsradikale Opposition innerhalb des Parlaments, die mit der PLO verhandelnden Linksintellektuellen unter Spionageverdacht ' vor Gericht zu stellen. Die Regierungssprecher beeilten sich, zu versichern, daß sie mit den PLO-Vertretern nicht verhandeln würden, sondern nur mit den Vertretern der Staaten, deren Gebiet Israel besetzt hält. Am Ende der Debatte erklärte Justizminister Zadok allerdings, daß kein Spionageverdacht bestehe.

Die bisherigen Gespräche mit der PLO hatten kaum irgendeinen politischen Wert. Von Arafats Stellvertreter Faruk Kadoumi abwärts haben bisher fast alle Mitglieder der PLO-Führung Gespräche mit Israelis geführt, doch war keiner der arabischen Gesprächspartner bereit, dies offiziell zuzugeben. Die israelische Regierung fürchtet nun, daß durch weitere Gespräche dieser Art der Status der durch den Libanonkrieg angeschlagenen PLO erneut gefestigt werden könnte, ohne daß dabei etwas Positives für Israel herauskäme.

Israel glaubt, daß jetzt nach der politischen Pause, die durch den libanesischen Bürgerkrieg und die Präsidentschaftswahlen in den USA entstanden ist, eine neue politische Offensive der arabischen Staaten beginnen wird, bei der sie sich auch der PLO bedienen werden. Außerdem geht der Rüstungswettlauf im Mittleren Osten weiter.

Ägypten und Syrien sind offenbar zu dem Schluß gekommen, daß Israel nur über amerikanischen Druck auf seine besetzten Gebiete verzichten werde. Sie wollen deshalb durchsetzen, daß der große Bruder USA den Israelis unweigerlich bedeutet, auf arabische Gebiete zu verzichten. Das Ziel der Araber wäre dabei auch eine gemä-ßigte,vrevidierte PLO. >

Ganz geht diese Rechnung nicht auf, da der Irak, Libyen und eventuell auch Algerien, sowie vor allem die „Verweigerungsfront“ innerhalb der PLO weiter das Banner des Kampfes hochhalten. Sie wollen den Bürgerkrieg im Libanon und Vernichtungskriege gegen Israel.

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