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Welcome, black America!

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Schwarzes Kino - wer dächte da nicht an Namen wie Sidney Poitier, Whoo-pi Goldberg oder Blödelstar Eddie Murphy. Sie sind Stars geworden, weltweit, sie haben es geschafft. Ein anderes schwarzes Kino, Filme, die ausschließlich in einer schwarzen Welt spielen, bei denen nur Schwarze mitarbeiten, dieses schwarze Kino stellt der „steirische herbst" heuer vor. Wohl nicht zufällig im Jubiläumsjahr 1992.

Regelmäßigen Kinogängern ist vielleicht der Name Spike Lee ein Begriff. Ihm ist es gelungen, diese Art von Kino, sogenannte All-Black Filme, über Amerika hinaus bekannt zu machen. Genauso selbstverständlich, wie in den meisten US-Filmen die Mehrzahl der Darsteller weiß ist, sind diese bei Spike Lee einfach schwarz. Und das ist leider immer noch ungewohnt. Vom 6. bis zum 15. Oktober bietet sich in Graz die Gelegenheit, diese Gewohnheit abzulegen. Im Rahmen des Festivals „Klappe Graz 2te" werden nämlich über 50 dieser All-Black Produktionen gezeigt, ein Großteil davon europäische Erstaufführungen.

Wen nicht nur die Filme, sondern auch die Hintergründe interessieren, der hat zusätzlich die Möglichkeit, am 9. und 10. Oktober mit Experten und Expertinnen des schwarzen Kinos bei den Filmgesprächen im Forum Stadtpark zusammentreffen.

Dort ist dann auch Gelegenheit, etwas über die Geschichte des schwarzen Kinos zu erfahren: Wer weiß schon, daß der erste schwarze Stummfilm 1910 gedreht wurde? Wer kennt bei uns den Namen Oscar Micheaux? Das schwarze Pendant zu Charles Chaplin ist bis heute einfach unbekannt.

In den letzten Jahren geht es mit dem schwarzen Kino bergauf, allein im Jahr 1991 wurden so viele Filme von schwarzen Regisseuren produziert wie in den ganzen zehn Jahren

davor. Die kreativsten Impulse kommen dabei aus der unabhängigen Filmerszene, den sogenannten Indepen-dents.

Wie unterschiedlich die einzelnen Produktionen auch immer aussehen mögen, sie haben doch alle ein gemeinsames Anliegen. Der Filmkritiker James Murray bezeichnet diese Ziele folgendermaßen:

□ Die verzerrte Sicht der Weißen zu korrigieren

□ Die schwarze Realität widerzuspiegeln

□ Ein positives schwarzes Image zu schaffen

Vor den Hintergründen der wiederaufkeimenden Rassenunruhen und der ungünstigen sozialen Bedingungen für Schwarze gehen diese Ansätze weit über das Künstlerische hinaus. Sie werden zur gesellschaftspolitischen

Notwendigkeit.

Das in Graz gezeigte Panorama des schwarzen amerikanischen Kinos umfaßt Produktionen aus dem Zeitraum von 1920 (der Stummfilm „Within our Gates" von Oscar Micheaux) bis 1992, Kurzfilme ebenso wie normallange, abendfüllende Filme. Sie alle sind in amerikanischer Originalfassung zu sehen.

Den Organisatoren des Festivals ist es damit gelungen, die europaweit größte Schau des afro-amerikanischen Filmschaffens zusammenzustellen. Ob klassisch oder avantgardistisch -zehn Tage lang steht in Graz der schwarze Film im Mittelpunkt. Und verschwindet dann wieder aus den österreichischen Kinos, vermutlich auf unbestimmte Zeit. Mit anderen Worten: Wer sich's jetzt nicht ansieht, sieht's wahrscheinlich nie.

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