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Weltmusikstadt?

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Wenn Gustav Mahlers Symphonien auf dem Programm des Wiener Konzerthauses oder des Musikvereins stehen, ist das für das Publikum jedesmal ein Fest.

Und die Wiener Symphoniker tragen nicht nur mehr und mehr das Mahler-Pensum, sie wachsen auch — wie nun an der Aufführung der „Dritten“ unter Eliahu Inbal erneut zu registrieren war — immer überzeugender in die Aufgabe der Mahler-Pflege, in die Mahler-Tradition hinein.

Diskret im Hintergrund halten sich bei der Mahler-Pflege die Wiener Philharmoniker. Sie spielen am liebsten, was gerade auf Platten lukrativ verwertet werden kann. Die Niederösterreichischen Tonkünstler, die einst, nach dem Zweiten Weltkrieg, sich als erste Mahlers fünfter“ angenommen haben, tun so, als ob der Wiener Hofoperndirektor Mahler im .feindlichen Ausland“ Niederösterreich — beziehungsweise im Programm des heurigen Donaufestivals — nichts verloren hätte.

Das ORF-Symphonieorchester gibt sich überhaupt ,Moihler-ab-stinent“, und Claudio Abbados Gustav Mahler-Orchester arbeitet an seinem Aufbau, ohne im Moment an Mahler zu denken. Kaum ein Orchester nutzt aber, daß Mahler heute fast zu einem Aushängeschild, zu einem Markenzeichen für die „Weltmusikstadt“ Wien geworden ist.

Ausländische Gäste, die da etwa zwischen Weihnachten und Dreikönigsfest nach Wien kamen, haben statt der „Weltmusikstadt“ musikalische Verödung vorgefunden — ein Neujahrskonzert macht ja noch keine Musikstadt! Und von einer Mahler-Stadt konnte schon gar nicht die Rede sein.

Könnte das Konzerthaus, dessen Aufführungen von Beethovens .^Neunter“ am Silvester-und Neujahrstag ohnedies zur Routineübung geworden ist, die

Symphoniker nicht für Mahler in die Schlacht schicken?Der Erfolg wäre eine ausgemachte Sache!

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