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Wenig Dank des

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Sie werden mit Vorliebe als das „zehnte Bundesland" apostrophiert: die rund eine Million Auslandsösterreicher in aller Welt, etwa 400.000 Paßösterreicher und 600.000 „Herzensösterreicher", also ehemalige österreichische Staatsbürger.

Die Vertreter dieses „zehnten Bundeslandes" finden sich alljährlich einmal im Herbst zu einem Treffen in der alten Heimat ein. Heuer war es Innsbruck, wo der „Weltbund der Österreicher im Ausland", der Dachverband der derzeit 183 Österreich-Vereine in Europa und Ubersee, seine 29. Jahrestagung abhielt (FURCHE 37/1981).

Bei dieser Generalversammlung wurden die Anliegen unserer Landsleute im Ausland deutlich artikuliert:

• Mit Vehemenz wurde erneut die Möglichkeit zur Beibehaltung der österreichischen Staatsbürgerschaft gefordert. Es sei unverständlich und unerträglich, daß Österreicher, die im Ausland unter oft äußerst schwierigen Umständen große Leistungen erbringen und oft aus Existenzgründen eine ausländische Staatsbürgerschaft annehmen müssen, automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft verlieren.

In diesem Zusammenhang wurde auf den Fall eines Auslandsösterreichers in Australien verwiesen, der in Sydney überaus erfolgreich als Bauunternehmer wirkt und gleichzeitig mit ebensolchem Erfolg den dortigen Österreicher-Club führt. Als Bauunternehmer, der im Geschäft bleiben will, mußte er die australische Staatsbürgerschaft annehmen, wodurch er seiner österreichischen Staatsangehörigkeit verlustig girig.

Verständlich, daß derartige unliebsame Konsequenzen keinesfalls als Dank des Vaterlandes für rastlose Vereinstätigkeit im Interesse Österreichs aufgefaßt werden.

Als Vorbild für eine Neuregelung könnte die Schweiz dienen, die ihrem Bürger im Ausland die schweizerische Staatsbürgerschaft beläßt, wenn er nicht ausdrücklich darauf verzichtet.

Auch für Frauen, die einen Ausländer heiraten, ist die Beibehaltung der österreichischen Staatsbürgerschaft oft von schicksalhafter Bedeutung: So wird auf jene tragischen Fälle verwiesen, wo Österreicherinnen in den Nahen Osten geheiratet hatten - und dann in einem Harem gelandet sind. Oder auf jene Frauen, die in Sizilien leben und von ihren Männern aufs „Abstellgleis" gestellt wurden, was sie als Sizilianerin-nen auch hinnehmen müssen.

Hätten diese Frauen noch die österreichische Staatsbürgerschaft, könnte ihnen von den österreichischen Vertretungsbehörden jede Hilfe geleistet werden.

• Nach wie vor wird den Österreichern im Ausland das Wahlrecht vorenthalten.

Interventionen bei den drei im Nationalrat vertretenen Parteien haben bisher nur ergeben, daß die ÖVP mit der angestrebten Briefwahl einverstanden wäre. SPÖ und FPÖ sprechen sich hingegen aus verfassungsrechtlichen Gründen dagegen aus, weil sie bei der Briefwahl Mißbrauchsmöglichkeiten befürchten.

Die Auslandsösterreicher wollen aber nicht als Staatsbürger zweiter Klasse gelten und es daher auch nicht länger hinnehmen, daß man ihnen dieses demokratische Grundrecht verweigert. Daher ist ihr neuerlicher Appell an die politischen Parteien, durch gesetzliche Maßnahmen dafür Sorge zu tragen, daß die Österreicher im Ausland endlich das Wahlrecht erhalten, nachdrücklicher denn je.

Dazu kommt: Beide Anliegen der Auslandsösterreicher könnten ohne Kosten erfüllt werden, angesichts der angespannten Budgetsituation ein nicht unwesentliches Argument.

Denn finanziell werden die Auslandsösterreicher von ihrer Heimat ohnehin mehr als kurz gehalten. Der Bund unterstützt die Tätigkeit des Auslandsösterreicherwerkes (AÖW) mit einer Million Schilling jährlich.

Dazu AÖW-Präsident Fritz P. Molden: „Pro Kopf ist das für jeden Auslandsösterreicher ein Schilling im Jahr."

Das ist ein Betrag, der zweifellos zu denken gibt und der auf die Frage „Tut Österreich eigentlich genug für sein zehntes Bundesland?" eine wohl eindeutige Antwort gibt - bei all dem, was auch sonst noch nicht getan wurde.

Der Autor ist Chefredakteur des Magazins „Rotweißrot" für Auslandsösterreicher.

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