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Digital In Arbeit

Wenig Streß Baby gesund

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Ein Zeugnis nach 3/3 Mutterschutzgesetz wird von Arbeitsin-spektionsärzten ausgestellt, wenn die werdenden Mütter ein fach-ärztlichesGutachtenvorlegen.das ihre eigene oder die Gefährdung ihres Kindes bestätigt. Als Gründe für eine Freistellung gelten nur Erkrankungen bzw. Störungen im Verlauf der Schwangerschaft, die

jegliche berufliche Tätigkeit als Risiko erscheinen lassen. Das sind vor allem:

• Die Gefahr einer Fehl- oder Frühgeburt,

• schweres Schwangerschaftserbrechen,

• Mehrlingsschwangerschaften,

• schwere Erkrankungen oder Mißbildungen von Hüfte, Becken oder Wirbelsäule der Mutter,

• schwere nervliche oder seelische Leiden der Mutter.

Eine der großen Gefahren besteht sicher darin, daß Frauen, die unter chronischen gesundheitlichen Problemen leiden, sich dann nicht in ausreichendem Maße schonen können, wenn zur Belastung durch Haushalt und eventuell bereits vorhandene Kinder auch noch die durch eine berufliche Tätigkeit dazukommt.

Diese Frauen sind in hohem Maße gefährdet, ihr Kind noch

vor der 28. Schwangerschaftswoche zu verlieren (Fehlgeburt) oder so früh zu entbinden, daß der Säugling noch zu unreif ist, um ohne körperliche oder geistige Schäden zu überleben.

Im Jahr 1984 wurden vom Ar-beitsinspektionsarzt für Wien, Niederösterreich und das Burgenland 935 Frauen freigestellt. Um zu überprüfen, wie weit diese Freistellungen den gewünschten Erfolg bringen, wurden diesen Frauen Fragebogen zugesandt. Der Rücklauf übertraf alle Erwartungen: Von 935 verschickten Bögen kamen 763 (82 Prozent) zurück.

Die Ergebnisse: Die Zahl der zu früh (zwischen 28. und 37. Woche) geborenen Kinder liegt mit 13,7 Prozent immer noch hoch im Vergleich zum Durchschnitt aller Geburten in Österreich, unter denen sich nur sieben Prozent frühgeborene Säuglinge befinden.

Angesichts der höheren Gefährdung der freigestellten Frauen ist diese Zahl jedoch nicht verwunderlich. Sie bezeugt eher, daß der Anteil von Gefälligkeitsattesten gering sein dürfte. Bedeutsam dagegen ist, daß von den frühgeborenen Kindern der freigestellten Mütter die allermeisten, nämlich 92 von 105, gesund zur Welt kamen.

Bemerkenswert ist vor allem die niedrige Sterblichkeit: Nur sechs Kinder kamen tot zur Welt

oder verstarben kurz nach der Geburt. Die mit einem viel höheren Risiko belasteten Frauen hatten also seltener den Tod ihres Kindes zu beklagen als die Schwangeren im österreichischen Durchschnitt (0,78 gegenüber 1,2 Prozent der Fälle).

Die Befreiung von der Doppelbelastung durch Beruf und häusliche Pflichten trägt somit offensichtlich entscheidend dazu bei, gefährdete Schwangerschaften länger zu erhalten und das Risiko für zu früh geborene Kinder deutlich zu senken.

Die Autorin ist Ärbeitsinspektionsärztin.

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