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„Weniger Priester heißt nicht weniger Kirche”

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Im Sinne der Diözesansynode Linz (1970 bis 1972), wo eine langfristige und mittelfristige Planung für das Personalkonzept empfohlen wurde, ist derzeit eine sogenannte mittelfristige Planung bis zum Jahre 1981 festgelegt worden.

Planung ist für uns nicht Ziel, sondern Mittel zur Bewältigung der seelsorglichen Aufgaben, die von verantwortlichen Christen miteinander erfüllt werden sollen. Jedes künftige Personalkonzept trägt in sich den Unsicherheitsfaktor, das geistige Entwicklungen nicht voraussehbar sind, und auch konkret nicht gesagt werden kann, wie viele Christen sich in den nächsten Jahren entschließen werden, Priester und Ordensleute zu werden.

Die personellen Regelungen werden im Dienstpostenplan festgehalten, der aussagt, wieviele Personen für eine Pfarre bzw. für die kategorielle Seelsorge benötigt werden, wie deren Auswahl und Ausbildung, ihre spirituelle Führung aussehen soll, welche organisatorische Regelungen in den nächsten fünf Jahren zu geschehen haben und wie schließlich dieses Personalkonzept auch finanziell bewältigt werden kann.

Ausgehend von einer Statistik, die den Zeitraum vom 24. März 1974 (wo 643 Weltpriester in der Diözese waren) bis zum 1. Jänner 1981 als Planungsziel umfaßt, ist als registrierbare Zwischenstufe der 1. August 1977 mit 609 Weltpriestern festgehalten. Ausgenommen, daß in den kommenden Jahren je sechs Priesterweihen pro Jahr gerechnet werden können, aber auf der anderen Seite laut Sterbetafel 14 bis 15 Priester pro Jahr sterben, so ergibt dies für 1. Jänner 1981 laut dem diözesanen Referat für kirchliche Sozialforschung die Zahl von ca. 570 bis 585 Weltpriester. Das würde bedeuten, daß zwischen 1974 bis 1981 die Zahl der Priester um 55 weniger geworden ist.

Betrachtet man die Situation aber im Blickfeld der Weltpriester bis einschließlich 69. Lebensjahr, so stellt man noch ein stärkeres Absinken der Priesterzahl fest, da gerade die Priester im Alter von 70 Jahren und älter am 24. März 1974 nur 13,1 Prozent betragen haben (84 Weltpriester), aber am 1. Jänner 1981 voraussichtlich 21,9 Prozent (128 Weltpriester) betragen werden.

Daraus ergibt sich auch die Feststellung, daß die pastorale Aktionsfähigkeit der Weltpriester eine beträchtliche Verlagerung durch die Altersverschiebung erfahren wird. Ältere Priester können nicht mehr im vollen Umfang die Aufgaben erfüllen. Überdies wird die Situation des Priesterseminars Linz einbezogen, das derzeit im 1. Jahrgang 16 Seminaristen hat und im allgemeinen eine ungefähr um zehn Seminaristen sich einpendelnde Zahl besitzt, wobei festgestellt werden muß, daß nicht alle Priester werden.

Betrachtet man die Situation nun zusammenfassend, so darf festgestellt werden, daß - die Todesfälle und Amtsniederlegungen eingerechnet - sicherlich die Zahl der Pfarren, wo kein Priester mehr wohnen wird, sich verdoppeln, d. h. bis 1981 auf mindestens 30 ansteigen wird.

Die Situation der Ordenspriester ist insgesamt noch nicht erfaßt worden. Von den 483 Seelsorgssprengeln (454 Pfarren, elf Pfarrexposituren, 18 Kooperatorexposituren) sind 351 Weltpriester-Pfarren, 35 von Ordenspriestern betreute Seelsorgesprengel und 97 inkorporierte Pfarren.

Durchschnittlich darf festgehalten werden, daß die Ordenspfarren eine allgemein bessere Besetzung ermöglichen können, zumal einige Ordenshäuser einen stärkeren Nachwuchs in den letzten Jahren gehabt haben. Dies gibt anderseits wieder die Möglichkeit, bestimmte Aushilfen sowohl in der territorialen wie in der kategoriel- len Seelsorge durchzuführen.

Grundlage aller Personalplanungen und das war einstimmige Meinung in allen Beratungsgremien - ist eine möglichst umfassende innere Bewegung unserer Christen im Gebet und Werbung, Menschen für den Priester- und Ordensberuf wie auch für die konkrete vielfältige Laienmitarbeit zu gewinnen. Es hat sich übrigens erwiesen, daß eine sehr solide systematische Jugendarbeit, die Hinführung zu Ju- gendėrlebnissen, Meditationszusammenkünfte, Jugendwochen, Jugend- vespem und ähnliche Erlebnisformen Frucht bringen.

Zusätzlich zu Gebet und persönlicher Werbung, Menschen für den Einsatz in der Kirche zu gewinnen, werden folgende Punkte herausgestellt:

• Die Zusammenarbeit der Priester im Dekanat ist eine konkrete personelle Konsequenz. Der Priester wird in Zukunft noch stärker in freiwilliger Form pastoralorientierte Pfarrver- bände gründen und in einem Team von Ordensleuten und Laien die Aufgaben zu bewältigen haben.

• „Weniger Priester darf nicht zugleich heißen, weniger Kirche”. Bei der gesamten Planung auf Grund der realen Situation muß alles getan werden, daß eine sinkende Priesterzahl durch entsprechend neue Dienste, wie Diakon, Pastoralassistent, Religionslehrer, Jugendleiter, Pfarrsekretär, Familienhelferin, Kindergärtnerin, zusätzlich zu den bisherigen Diensten wie Mesner, Organist usw. und vor allem die Mitarbeiter der Katholischen Aktion und ihrer Gliederungen, Pfarrgemeinderat, Pfarrkirchenrat, ergänzt werden.

Im künftigen Personalkonzept ist ganz konkret der Einsatz von verheirateten Diakonen (derzeit gibt es in der Diözese Linz noch keinen), der Religionslehrer (es sind etwa 900 Laien hauptamtliche und nebenamtliche Religionslehrer in der Diözese Linz),

der Pastoralassistenten (es sind derzeit 33 Pastoralassistenten in der Diözese Linz tätig und es sollen bis 1981 98 Pastoralassistenten’1 einschließlich der Jugendleiter zur Verfügung stehen) und die Pfarrsekretäre (derzeit sind 34 haupt- und nebenamtliche Pfarrsekretäre, es werden 74 benötigt) vorgesehen.

Anhand von einer Aufgabenübersicht, was in der territorialen und ka- tegoriellen Seelsorge unmittelbar notwendig ist, wurde für die Diözesan- leitung und ebenso für die einzelnen Dekanate ein Dienstpostenplan vorgelegt, worin aufgewiesen wird, daß auf Grund des vorhandenen Arbeitsumfanges für eine bestimmte Anzahl von Christen in einer Pfarre mit Schule, Krankenhaus usw. ein Priester oder ein zweiter Priester und verschiedene Laienmitarbeiter benötigt werden. Damit ist gleichsam ein Personalnetz über die ganze Diözese gelegt.

Die spirituellen Regelungen bauen sich auf den Grundsatz des II. Vatikanischen Konzüs auf „Kirche als Volk Gottes”. Dieses Wort, das letztlich als Leitwort heißt: „Kirche sind wir alle” fordert nun auf, daß alle, die sich in den Dienst der Kirche stellen, nicht nur ausgewählt, sondern vor allem auch ausgebildet und fortgebildet werden müssen. Bei Priestern und Ordensleuten sind diese Fragen im allgemeinen geregelt bis hin zu den Vorgängen der Priesterfortbildung. Bezüglich des Einsatzes der Laien ist gerade die praktische, theoretische und geistige Ausbildung, sowie die Weiterbildung in Zukunft besonders zu sehen.

So wurde in diesem neuen Dienstpostenplan festgestellt, daß mindestens 338 Weltpriester für die Aufrechterhaltung der territorialen Pastoral im derzeitigen Ausmaß notwendig sind. Laut Statistik werden 1981 von den 585 Weltpriestern, von denen 456 bis einschließlich 69 Jahre alt sind, für die territoriale Pastoral nur 331 Priester in der Altersgruppe unter 70 fallen. Diese Situation stellt eine starke physische und psychische Belastung für den Pfarrklerus dar.

Somit ergab sich für den Dienstpostenplan die konkrete organisatorische Regelung, daß 98 Pastoralassistenten und 74 Pfarrsekretäre für die konkrete Pastoralarbeit notwendig sind.

Der besondere Einsatz von Priestern, die bereits in einer kategoriellen Seelsorge tätig sind und sich als Kuraten zusätzlich fast wie Kooperatören in eine Pfarre einsetzen, sind Hilfen von besonderer Bedeutung.

Pterner darf vermerkt werden, daß eine Ergänzung der Priesterzahl durch eine relativ hohe Zahl von Laien auch finanziell durchgerechnet werden muß.

In der Diözese Linz werden außer den üblichen pfarrlichen Förderungsgaben 50 Prozent der Anstellungsausgaben für die besonderen Laienmitarbeiter (Pastoralassistenten, Pfarrsekretäre) gegeben. Der Wunsch des Klerus lautet, daß diese diözesane Beihilfe aus dem Pfarrenfonds auf 75 Prozent erhöht werden soll, damit die Pfarre selbst bei der Anstellung eines Pfarrsekretärs oder Pastoralassistenten eben nur 25 Prozent zu zahlen braucht.

Zusammenfassend darf festgehalten werden, daß dieses Personalkonzept es ermöglicht, innerhalb kurzer Zeit tatsächlich einen fertigen Dienstpostenplan aufzulegen. Zugleich ist auch errechnet worden, wie viele Religionslehrer, verheiratete Diakone, Pastoralassistenten, Pfarrsekretäre, Jugendleiter in den einzelnen Pastoralbereichen notwendig sind.

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