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Wenn Dinosaurier kämpfen

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Wenn Dinosaurier kämpfen, dampft die Erde. Derzeit kämpfen Gerd Bacher und Hans Dichand um die elektronische Zukunft in Österreich, und man riecht ihre Schweißausbrüche schon ganz schön weit. Die Zuseher und Zuhörer freilich schwitzen auch: Was sollen sie von den Argumenten des einen und des anderen halten?

Jeder malt ein vereinfachtes Bild. Aber die Wirklichkeit ist alles andere als einfach. Tatsache ist, daß der ORF mit seinen zwei Fern-seh-Vollprogrammen zu den erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Europas zählt, eine imponierende Leistung erbringt und zum Beispiel auch Kirchen und Religionen großzügiger als irgend ein anderer Sender seiner Art bedient. Also soll alles bleiben, wie es ist? Damit geriete Österreich in die Nachhut der Rundfunkentwicklung. Ein Ende der elektronischen Monopole liegt europaweit im Zug der Zeit. Eine Liberalisierung muß kommen. Aber wie?

Die Zeitungsverleger argumentieren: Nur wir besitzen das Know-how und nur wir können uns den Spaß leisten - also privates Verlegerfernsehen! Gegenargument: Daß „die” Zeitungsverlage genug Geld dafür hätten, ist fromme Phantasie. Nur Dichand und seine deutschen Partner verfügen über eine gefüllte Kasse, und Kurt Falk, dessen „Täglich Alles” schon die Nummer zwei bei den Tageszeitungen geworden ist. Wenn aber einer, der schon den Tageszeitungsmarkt beherrscht, auch noch das private Fernsehen dominieren kann: Ist das wirklich eine Liberalisierung? Oder ist da nicht der ORF mit seinen zwei Kanälen und hundert Intrigen noch immer der weitaus pluralistischere Funkveranstalter? 0

Gegenargument: Man müßte schon aus finanziellen Gründen den ORF durch mehr Konkurrenz zu sorgsamerem Umgang mit Geld zwingen, mit dem er ganz schön um sich wirft. Die Erfahrung lehrt: Privatfernsehen kann viel billiger gemacht werden als öffentlichrechtliches Heimkino. Einwand: Was dabei herauskommt, weiß man mittlerweile aus Erfahrung. Brutalität, Sex, Mist (Bacher:„Reichssen-der Wien mit junkfood-Programm”). Gegeneinwand: Und der ORF? Kauft der etwa Edelzeitvertreiber aus dem Ausland zu?

Also doch weitermachen wie bisher? Kommt nicht in Frage, sind sich die Regierungsparteien mittlerweile einig. Und selbst Bacher will mitziehen, wenn die freie dritte Frequenzkette privaten TV-Veranstaltern überlassen wird. Die aber würden zuwenig Werbeeinnahmen erzielen. Also Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkauftrags über nur einen Kanal und Kanal zwei für Private, allenfalls mit ORF-Beteiligung? Das dann unvermeidliche Fallen der Werbezeitbeschrän-kung täte den Zeitungen sehr weh.

Für die Lösung des Problems reicht der Platz an dieser Stelle nicht mehr aus. Leider kann man die Politiker mit einer ähnlich faulen Ausrede nicht durchkommen lassen.

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