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Wenn einer eine Reise tut. . ."

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In erster Linie sind tropische Seuchen natürlich für die betroffenen Länder ein Problem. Für Touristen gilt: Gerade dort, wo keine Impfung vorgeschrieben ist, ist sie ratsam.

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In erster Linie sind tropische Seuchen natürlich für die betroffenen Länder ein Problem. Für Touristen gilt: Gerade dort, wo keine Impfung vorgeschrieben ist, ist sie ratsam.

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Sonne, Sand und Meer, aber auch das Bestreben, fernen Kulturen nachzuspüren, macht den Mitteleuropäer in der sonnenarmen Jahreszeit zum Zugvogel nach subtropischen, südlichen Gefilden. Wer würde nicht gerne zugreifen, wenn in Prospekten preisgünstige Urlaubsaufenthalte dazu verlocken, Westafrika, die Karibik oder gar die Südsee kennenzulernen?

Die Reiselust wird meist durch die Tatsache getrübt, daß für Aufenthalte in außereuropäisehen Regionen Schutzimpfungen vorgeschrieben sind. Doch Vorsicht: Gerade in jenen Ländern, die keine Immunisierung gegen Tropenkrankheit verlangen, ist der Reisende weitaus eher der Infektionsgefahr ausgesetzt als in jenen Staaten, die auf internationale Impfzeugnisse bestehen.

Deshalb ist es Univ.-Doz. Franz Ambrosch vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Universität Wien ein besonderes Anliegen, auf diese Gefahr hinzuweisen. Wenn ein Staat beispielsweise eine Gelbfieber-, Cholera- oder Typhusimpfung vorschreibt, dann will sich dieses Land vor der Einschleppung dieser Krankheiten schützen.

In allen jenen exotischen Regionen, für die keine Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation bestehen, ist demnach für den Reisenden erhöhte Vorsicht geboten. Dort besteht viel eher die Gefahr, an einer dieser Infektionen zu erkranken. Mit Ausnahme der Pockenimpfung, die nur mehr für Tschad und Kambodscha verlangt wird, ist eine Schutzimpfung nicht mehr erforderlich, da diese Seuche seit 1978 weltweit praktisch als erloschen gilt.

Die Gefahr, an Gelbfieber zu erkranken, besteht bei Reisen ins tropische Afrika sowie nach Mittel- und Südamerika. Choleraschutzimpfung wird Afrika- und Asienreisenden dringendst angeraten. Typhus-Schluckimpfungen sollte jeder, der nach Nordafrika beziehungsweise in subtropische und tropische Länder reist, auf jeden Fall durchführen.

Meist vernachlässigt wird eine Auffrischungsimpfung gegen Wundstarrkrampf und Kinderlähmung. Diese ansteckenden Krankheiten werden aber immer wieder gerade aus Mittelmeer-und nahöstlichen Regionen eingeschleppt, weil für diese Gebiete kein Impf nachweis verlangt wird.

Doz. Ambrosch warnt auch davor, die Choleraschutzimpfung zu bagatellisieren. Ähnlich wie bei Typhus besteht auch bei Cholera die Gefahr, daß die Krankheitserreger durch sogenannte Ausscheider übertragen werden. Darunter versteht man Personen, die die Keime in sich tragen und an andere Menschen weitergeben, ohne je selbst daran zu erkranken.

Während es für Infektionskrankheiten meist einen recht guten Schutz durch Ankurbelung der eigenen Körperabwehr (aktive Immunisierung) oder durch Ubertragen von Abwehrstoffen (passive Immunisierung) gibt, besteht für eine Reihe von Erkrankungen nur teilweise eine Schutzmöglichkeit.

Im Falle der infektiösen Gelbsucht (Hepatitis) kann man die eigene Körperabwehrkraft durch genau dosierte Gammaglobulin-gaben stärken. Wesentlich problematischer sind die Schutzmöglichkeiten vor Parasiten.

Am besten abgesichert ist die Malaria-Prophylaxe. Dieser Blutparasit, der genauso wie Gelbfieber durch eine Stechmük-kenart übertragen wird, kann sich nur dann im menschlichen Blut ausbreiten, wenn der Reisende sich nicht durch entsprechende Chemikalien davor schützt.

Deswegen ist es wichtig, betont Ambrosch, die Anti-Malaria-Präparate bereits zwei Wochen vor Abreise, aber auch während der gesamten Zeit des Tropenaufenthaltes und noch sechs Wochen nach der Rückkehr einzunehmen.

Gegen alle anderen Parasiten wie Würmer oder Einzeller kann sich der sonnenhungrige Tourist oder der Geschäftsreisende nur durch peinlichste Sauberkeit und das Vermeiden von gewissen Speisen schützen. Nicht abgekochtes Wasser, Eiswürfel und Speiseeis sind ebenso wie rohe Salate oder Gerichte von Schnellküchen regelrechte Gesundheitsfallen. Baden in langsam fließenden oder stehenden Gewässern, Barfußgehen und äußerst leichte Bekleidung stellen wiederum eine Parasiteninfektionsquelle ersten Ranges dar.

Sollte selbst bei genauester Einhaltung aller Vorschriftsmaßnahmen jemand nach der Rückkehr aus exotischen Regionen unerklärlichen Juckreiz, Fieber oder Durchfälle haben, ist ihm dringend eine sogenannte Rückkehruntersuchung am Tropenmedizinischen Institut anzuraten. Dort verfügen die Wissenschafter über genügend Erfahrung und internationale Kontakte, um eine Tropenerkrankung innerhalb kürzester Zeit festzustellen.

Ende November fand in Wien die 15. Tagung der österreichischen Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie statt, bei der Experten aus aller Welt die aktuelle Problematik der Tropenreisen und -erkrankungen diskutierten. Dabei wurde im speziellen auch auf das verstärkte Auftreten bis jetzt ungeklärter tropischer Darminfektionen eingegangen.

Uns betreffen diese Fragen freilich nur als Geschäftsreisende oder Touristen. Wir sollten nicht übersehen, daß die Bewohner jener Länder sie hautnah spüren. Für sie hängt von den Fortschritten der Medizin auf diesem Gebiet oft das nackte Uberleben ab.

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