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Wenn und Aber
Der Krieg um Irak und Kuweit ist sicher nicht „heilig". Wer wollte es wagen, ihn auch nur „gerecht" zu nennen? Daß dort, wo die Eingottreligionen dreier „Hochkulturen" entstanden, jetzt drei Religionen „gegeneinander" beten, ist ein Weltskandal.
Mit Genugtuung dürfen wir feststellen, daß die katholische Amtskirche nicht gezögert hat, diese Schande beim Namen zu nennen. Der Papst war deutlich, eindeutig und überzeugend. Auch die Bischöfe der USA (aller wichtigen Konfessionen) waren undsind es. Auch die Bischöfe Österreichs. Und unsere Regierung. (Auch wenn der Bundeskanzler Gewaltdi-stanzierungserklärungen wie Telefonbuchseiten verliest.)
Dennoch sind Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit fehl am Platz. Fragezeichen kreisen jene ein, die wieder einmal genau wissen, wogegen sie demonstrieren müssen.
.„Kein Blut für Öl", wird feierlich verkündet. Aber allgemein war für den Kriegsfall ein Hochschießen der Ölpreise prophezeit worden. Das hätte in der Folge höhere Inflation, höhere Zinsen und Wirtschaftsstopp nicht nur in den Entwicklungsländern, sondern auch in den Industriestaaten bedeutet. Warum hätten diese das wünschen sollen? (Daß es zunächst umgekehrt kam, ist eine andere Geschichte.)
Kuweit sei keine Demokratie gewesen. Stimmt. Aber ungleich menschenfreundlicher als die Diktatur Saddam Husseins, dessen Weg Hekatomben von Leichen säumen, war es.
Kuweit ein künstliches Staatsgebilde? Stimmt auch. Aber auch Irak wurde herausgeschnitten aus der Erbmasse des Ersten Weltkriegs durch die Siegermächte. Wie Österreich 1918. Hätte ein Vorgehen der Welt gegen Hitler schon 1938 nicht allen viel (auchviele Tote) erspart?
Irak sei für die arabischen Palästinenser in den Krieg gezogen. Das ist eine nachweisbare Lüge. Immer hat Saddam Hussein als Ziel die Beseitigung „künstlicher Grenzen", sprich: die Zusammenführung der „einen arabischen Nation " verkündet. Diese gibt es nicht. Sein Ziel war nackte Eroberung. Mit Kuweit verfügt Irak heute über 19 Prozent des Welterdöls, mit Saudi-Arabien, dem nächsten programmierten Opfer, wären es 44 Prozent gewesen. Kein Problem?
Hauptargument für eine Zerschlagung der Kriegsmaschine Saddam Husseins bleibt, daß andernfalls alle Staaten der Region in naher Zukunft davon wieder bedroht wären.
Und dann sind da noch die zwölf UN-Resolutionen gegen Irak, die viele Araber ignorieren, weil auch Israel sich kaum je um UN-Beschlüsse gekümmert hat. Und das wird nach diesem Krieg gewiß auch anders werden müssen.
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