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Wer kommt nach Tomasek?

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Als gegen Ende 1975 in Rom der Vorstand des tschechoslowakischen Kirchensekretariates, Karel Hruza, mit Erzbischof Casaroli über die Lage der Kirche an der CSSR verhandelte, vereinbarte man eine Fortsetzung der Gespräche. Sie hat nun im Juli mit Erzbischof Poggi in Prag stattgefunden — denn der Apostolische Administrator von Prag, Bischof Frantiäek Tomäsek, ist 76 Jahre alt; er mußte sich im Juni einer Operation unterziehen, nach der er — nach amtlichen Mitteilungen — „in häusliche Pflege“ entlassen wurde. Der Vatikan wie die Regierung stellen sich dieselbe Frage: Wer kommt nach Tomääek?

Seit einigen Monaten konnte beobachtet werden, daß die Regierung einzelne Geistliche bewußt „aufbaut“ — so den Prager Generalvikar Dr. Vanök. Er ist nicht Mitglied der Priestervereinigung „Pacem in ter-ris“ — vulgo „Friedenspriester“ —, gilt jedoch als treuer Gefolgsmann des Kirchensekretariats. Er wird in letzter Zeit mehrfach als kommender Mann genannt, was wohl kaum den Vorstellungen des Bischofs entspricht, dem er nachfolgen würde.

In Rom überlegt man, ob und wen man dem Apostolischen Administrator als Weihbischof zur Seite stellen könnte. Er bedürfte dazu der Zustimmung des Kirchenamtes. Nun gibt es in Prag — de jure — bereits einen Weihbischof, Dr. Kajetan Ma-

tousek, der wenige Stunden vor Inkrafttreten des Gesetzes über die staatliche Genehmigung zur Übernahme und Ausübung kirchlicher Ämter geheim in St. Ignaz in Prag geweiht worden war, 1968 sogar die staatliche Genehmigung erhielt, aber trotzdem heute sein Amt nicht ausüben darf. Daran dürfte sich wohl kaum etwas ändern lassen.

Dann ist noch die Frage der Nachfolge des verstorbenen Bischofs von Leitmeritz, Kardinal Trochta, offen.

Wird der Vatikan wie in Prag auch hier Kompromisse eingehen müssen, um eine jahrelange Vakanz zu verhindern? Auch das Bistum König-grätz (Hradec Kralove) ist seit Jahren verwaist. Nun scheinen Verhandlungen anzulaufen, die mithelfen sollen, den vor mehr als 20 Jahren konsekrierten Weihbischof mit dem Recht' der Nachfolge, Otsenäsek, endlich in sein Amt einzusetzen.

Der zuständige Ressortminister Klusäk ließ keinen Zweifel daran, daß die Regierung nur einem Vorschlag zustimmen werde, der ein Mitglied von „Pacem in terris“ präsentiere oder zum mindesten ^inen Mann, der wie Vanek im gleichen Geiste agiere. Der Vatikan wiederum legt nach den Erfahrungen der vergangenen 20 Jahre größten Wert auf eine geordnete Hierarchie, da sich die Nachteile einer bischofslosen Zeit sehr deutlich bemerkbar gemacht haben. Die Folge davon ist jedoch, daß die kirchliche Verwaltung vollständig in die Hand der Kirchensekretäre gerät und die Bischöfe die letzten Reste ihres Einflusses verlieren.

In der ganzen CSSR mit ihren 13 Bistümern gäbe es heute keinen einzigen Bischof mehr, wenn nicht 1975 jene vier Würdenträger ernannt worden wären. Ihre Ernennung war schon damals umstritten und ist es heute noch mehr.

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