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Wer nur dem „Teletest" vertraut...

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Wenn man dem „Teletest" vertraut, haben nur wenige Österreicherinnen und Österreicher den gar nicht so lauen Sommersamstagabend des 11 Juli vor der Bildschirm-Sensation in Sachen Kultur verbracht, der Live-Übertra-gung des zweiten Aktes der Oper „Tosca" direkt vom Original-Schauplatz des Palazzo Farnese in Rom mit Starbesetzung wie Placido Domingo, Ruggiero Raimondi und Caterina Malfitano. Nur knapp drei Prozent des möglichen Publikums, also nur rund 180.000 Zuseher hat dieser Kultur-Hit zum Hauptabendprogramm vor den TV-Apparat gelockt. (Daß am Sonntag um sechs Uhr früh lediglich 29.000 Begeisterte Toscas Sprung von der Engelsburg miterlebten, überrascht da nicht mehr.)

„Teletest" bedeutet, daß in 600Test-haushalten mit über 1.500 Erwachsenen und mehr als 200 Kindern zwischen drei und elf Jahren mit Hilfe eines Testgerätes auf dem Fernseher alle dreißig Sekunden registriert wird, wer wann welches Programm sieht.

In den Haushalten sind durch Repräsentativumfrage alle Alters- und Sozialschichten, alle Regionen und technischen Empfangslagen ihrer Größe entsprechend enthalten. Die Daten werden täglich abberufen und den einzelnen Sendungen gegenübergestellt, wodurch die Akzeptanz durchs Publikum schon am nächsten Tag für die Programmverantwortlichen ablesbar ist. Dieses „Teletesf-System ermöglicht vor allem eine genaue Vermessung der Akzeptanz der Werbesendungen.

Damit aber wird Konsumentenverhalten gemessen, und es scheint höchst fraglich, ob solche Meßzahlen, etwa auf die „Tosca"-Über-tragung angewendet, für die Information über oder die Wiedergabe von künstlerischem Schaffen adäquat sind. Wer Einschaltziffern zum alleinigen Programmie-rungsmaßstab öffentlichrechtlicher Fernsehanstalten machen will, mißversteht den Sinn und die Aufgabe kultureller Hervorbringungen. Auch in Ausstellungen und Galerien, Opernhäusern und Theatern, finden sich, gemessen an der Gesamtbevölkerungszahl, nur wenige Menschen ein. Nämlich jene, die bereit sind, sich auf die unbequeme Herausforderung in der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur einzulassen und dazu imstande sind.

Insgesamt rund 700 Millionen Schilling hat der ORF für den Bereich Kultur im Jahr 1991 für rund 1065 Sendestunden ausgegeben. Diese beinhalten regelmäßige Informationssendungen wie „Kulturjournal", „Kultur-Wochenschau", „Achtung Kultur", „Trailer", „Neu im Kino", Serien wie „Vorhang auf!", „Lieben Sie Klassik?", „Kunst-Stücke" oder „Schatzhaus Österreich". Sie umfassen Opernaufzeichnungen und -Übertragungen aus Staatsoper, Volksoper, von den Bregenzer und Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen, Konzerte aus Wien und Salzburg. Theateraufzeichnungen aus Burg-, Akademie-, Josefstadt- und Volkstheater und von diversen Festspielen standen am Programm.

Gleichzeitig ist der ORF gemeinsam mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten ZDF und SRG am 3sat-Programm mit kulturellem Schwerpunkt beteiligt, das beispielsweise 27 Stunden lang live den Ingeborg Bachmann-Wettbewerb aus Klagenfurt überträgt.

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