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Wer will mit Vranitzky?
Gerhard Zeiler hatte noch nicht einmal seine Bewerbung um die Funktion des ORF-Generalintendanten deponiert, fand er sich — ohne jedes Hearing - auch schon in der Poleposition für diese Position. Nicht einmal der Schein, der mit der öffentlichen Ausschreibung verbunden wäre, wurde gewahrt. Wer mit wein, will, man zudem wissen. Gefragt wird daher nach einer sogenannten Paketlösung für die weiteren Spitzenpositionen, die also bereits mit Namensschildern versehen werden, ohne überhaupt schon ausgeschrieben zu sein.
Aber schließlich will man ja nicht die Katze im Sack kaufen …
Eine Karikatur dessen, was der Sinn einer öffentlichen Ausschreibung sein soll, aber politische Praxis. Kann man es dann aber Wählern krumm nehmen, daß auch sie vor der Wahl wissen wollen, wer nachher mit wem möchte?
Diese Diskussion wird uns die nächsten Wochen und Monate begleiten. Die Kernfrage dabei: Wer will und kann mit Franz Vranitzky und der SPÖ? Und nichts deutet darauf hin, daß die Sozialdemokraten nach dem nächsten Wahltag nicht die Nummer eins im Lande sein werden.
Vranitzky wünscht sich die ÖVP. Erhard Busek und die Volkspartei knüpfen daran aber die Bedingung, im Verhältnis zur SPÖ relativ gestärkt zu werden, sonst würde zum Rückzug auf die Oppositionsbänke geblasen. Beim Versuch, Bedingungen zu stellen, ist übrigens schon ein Bruno Kreisky gescheitert.
Aber sonst hat ja die ÖVP ohnehin keine Wahl mehr. Eine kleine Koalition mit der FPÖ rechnet sich nicht — und ein grüner oder liberaler Sukkurs für ein derartiges Bündnis ist undenkbar.
Mit der Haider-FPÖ kann und will wiederum Vranitzky nicht. Vielleicht noch mit dem Liberalen Forum, aber wenn dem kein Erdrutscherfolg beschieden ist, ergibt das auch keine regierungsfähige Mehrheit. Und eine grüne Zuwaage ist bei den unvereinbaren Europa-Positionen nicht realistisch.
Der Beitritt zur Europäischen Union, die Einstandspflicht für eine effektive Verteidigung, eine Generalsanierung des Sozialstaates: das alles einer Zufallskoalition überlassen? Wer die Wähler da lange in Unsicherheit läßt, wird mit Sicherheit nichts gewinnen.
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