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Oberösterreich verfolgt ehrgeizige Zielsetzungen. Im Auftrag des Wirtschaftslandesrates Christoph Leitl erarbeiteten fünfundzwanzig Experten aus dem universitären- und Forschungsbereich, aus Einrichtungen und Institutionen, aus größeren Betrieben sowie Berater eine Technologiekonzeption, die in den neunziger Jahren in Oberösterreich realisiert werden soll.

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Oberösterreich verfolgt ehrgeizige Zielsetzungen. Im Auftrag des Wirtschaftslandesrates Christoph Leitl erarbeiteten fünfundzwanzig Experten aus dem universitären- und Forschungsbereich, aus Einrichtungen und Institutionen, aus größeren Betrieben sowie Berater eine Technologiekonzeption, die in den neunziger Jahren in Oberösterreich realisiert werden soll.

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In diese Konzeption wurden nicht nur die Ideen der Experten integriert, sondern die Ergebnisse einer Umfrage, bei der oberösterreichische Indu-, strie- und Gewerbebetriebe, die Jo-hannes-Kepler-Universität sowie verschiedene Einzelpersonen, Vereine und Gesellschaften, die sich intensiv mit Technologiepolitik auseinandersetzen, befragt wurden. Durch die Einbindung einer solch breiten Trägerschaft besteht eine gute Realisierungschance.

Oberösterreich verfolgt das Ziel, im Wettbewerb der europäischen Regionen als eigenständige Region gesehen zu werden, die Wohlstand, Sicherheit und Lebensqualität für ihre Bürger bietet. Das Land selbst liegt gemeinsam mit Tirol, Salzburg und Vorarlberg mit 103,7 Prozent über dem EG-Durchschnitt des BIP je Einwohner in einer vom Österreichischen Institut für Raumplanung erstellten Reihung von 160 untersuchten EG-Regionen an 53. Stelle und ist somit vergleichbar mit der Toskana, mit Utrecht, Kassel und anderen.

Vom Exportanteil ist Oberösterreich nach Wien das zweitgrößte Exportland Österreichs. Der Anteil an dem gesamtösterreichischen Exportgeschäft beträgt zirka 25 Prozent. Die Exportquote selbst ist in Oberösterreich nach Vorarlberg am zweithöchsten (21 Prozent).

Von Technologieführerschaft, die vom Bundesland wenigstens in gewissen Schlüsseltechnologien übernommen werden soll, war schon die Rede. Technologiepolitik fängt aber in der oberösterreichischen Technologiekonzeption beim Menschen an. Nur mit ihm kann, nach Ansicht der Experten, die internationale Wettbewerbsfähigkeit aufrecht erhalten werden und somit sind die berufliche Aus-und Weiterbildung und die Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen deshalb als wesentliche Schwerpunkte des künftigen technologiepolitischen Handelns zu sehen.

Die künftige Technologiepolitik will in Oberösterreich optimale Rahmenbedingungen initiieren und schaffen und Infrasturktureinrichtungen fördern (zum Beispiel Fachhochschule, Gödel-School, Forschungsinstitute). Individuelle, einzelbetriebliche Förderungen und Subventionen sollen durch diese instrumentale Schwerpunktverlagerung zum größten Teil überflüssig werden. Das ist sicher ein gänzlich neuer Förderungsansatz.

Schlüsseltechnologie forcieren

Schlußendlich sollen diejenigen Schlüsseltechnologien, die für Oberösterreichs Industrie und produzierendes Gewerbe, sowie für den Dienstleistungssektor als wesentlich erachtet werden und sich primär an den Stärken der Betriebe und der Aus-und Weiterbildungseinrichtungen orientieren, besonders forciert werden. Es wird hier eine Tiefen- statt einer Breitenstrategie in der Wirtschafts- und Technologiepolitk in Oberösterreich verfolgt werden. Die Breitenauseinandersetzung mit den verschiedensten Technologien soll primär in nationalen und inernationa-len Netzwerken erfolgen. □ Zuerst soll eine Definition der für Oberösterreich als notwendig erkannten Schlüsseltechnologien erfolgen. Dabei denkt man an eine breitangelegte Technologiestrukturanalyse und die bereits vorher angesprochene

Konzentration der technologiepolitischen Maßnahmen auf diese Schlüsseltechnologien.

□ Die Entwicklung und der Ausbau der weiteren technologischen Infrastruktur im Zwischenbereich zwischen Forschung und Markt auf außer- und semiuniversitärer Ebene unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse der Klein- und Mittelbetriebe bei den ausgewählten Schlüsseltechnologien.

□ Die Entwicklung und Stärkung der institutionellen und firmenübergreifenden Kooperation auf nationaler und internationaler Ebene auf den Gebieten der als notwendig erkannten Schlüsseltechnologien.

□ Die Stärkung derEinrichtungs- und personellen Infrastruktur für die Grundlagenforschung mit einer Schwerpunktsetzung in den Bereichen, in denen die Anbindung an die Anwendungsforschung gegeben ist.

□ Der Beitrag zur Entwicklung eines Marktes für Risikokapital durch Gründung eines Technologiefonds.

□ Ein ausgewogenes Förderungsinstrumentarium, das einzelbetriebliche Technologieförderung, Verbundprojekte (= gemeiname Forschungs- und Entwicklungsprojekte von Betrieben) und Rahmenförderungsmaßnahmen gleichwohl berücksichtigt.

All diese Schwerpunkte können nur dann realisiert werden, wenn grundsätzlich als Anfangsbasis neben der Konzeption auch eine gezielte Imagearbeit geleistet wird, die auf die Förderung der Akzeptanz von technologiepolitischen Maßnahmen in Wirtschaft und Gesellschaft zielt.

Das ist, bei Realisierung von technologiepolitischen Maßnahmen, vielleicht nicht allzu einfach. In der Analyse, die dieser technologiepolitischen Konzeption voranging, ortete man auch in Kreisen der Wirtschaft nicht nur Technologie-Unverständnis, sondern Mißtrauen und zum Teil auch offene Ablehnung. Hier wird es nötig sein, stark im imagebildenden Bereich über die verschiedensten Absatzmittler tätig zu sein und zwar beginnend in den Schulen und hineingehend in die Betriebe.

Zu diesem Zweck wird in Oberösterreich eine Technologie- und Marketinggesellschaft gegründet werden, die das Ziel verfolgt, die technologiepolitischen Maßnahmen, die hier vorgestellt wurden, zu operationali-sieren, zu realisieren, oder zu beeinflussen und somit die geeignetsten richtigen Rahmenbedingungen für technologische Entwicklungen zu schaffen. Ausländischen Betrieben soll danach die Ansiedlung in Oberösterreich schmackhaft gemacht werden, da dieses Land dann über die technologische Infrastruktur, die zukünftiges Wirtschaften erfordert, verfügt.

Natürlich, die- Technologie- und Marketinggesellschaft ist ein Experiment. Aber sie verfügt über eine breite Trägerschaft: Das Land Oberösterreich, die Handelskammer, die Arbeiterkammer, die Landwirtschaftskammer, die Stadt Linz,>die Industriellenvereinigung und lokale Betriebs-ansiedlungsgesellschaften sind die Beteiligten. Sie alle sind daran interessiert, dieses Modell, das sicherlich einzigartig für Österreich ist, zu realisieren.

Außerdem wird Landesrat Christoph Leitl in den nächsten Wochen die Investoren- und den Technologiebeauftragen für Oberösterreich vorstellen, die beide höchstwahrscheinlich auch als Geschäftsführer dieser Technologie- und Marketinggesellschaft fungieren werden. Der Sitz dieser Gesellschaft wird im Linzer Innovations- und Gründerzentrum sein, das gemeinsam mit dem Stciri-schen Technologiepark das erste Zentrum seiner Art in Österreich war.

Der Autor ist Geschäftsführer der Welser Be-triebsansiedlungs GmbH.

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