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West & Ost nun für Süd?
Der Papst rief in Afrika zur Solidarität der reichen mit den armen Ländern, zur Toleranz gegenüber Andersgläubigen und zu gemeinsamen Anstrengungen von Christen und Moslems auf.
Der Papst rief in Afrika zur Solidarität der reichen mit den armen Ländern, zur Toleranz gegenüber Andersgläubigen und zu gemeinsamen Anstrengungen von Christen und Moslems auf.
In einem Moment, in dem sich alle Blicke der westlichen Welt auf Osteuropa richten, will Papst Johannes Paul II., ein Mann, der selbst aus dem kommunistischen Osten stammt, mit seiner Reise in Afrika bewirken, daß der Westen - abgelenkt von den Umwälzungen im Osten - die Not der Dritten Welt nicht vergißt. Er trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: „Wie würde die Geschichte über eine Generation urteilen, die, obwohl sie über die Mittel verfügt, um die gesamte Erdbevölkerung zu ernähren, sich mit brudermörderischer Gleichgültigkeit weigert, dies zu tun?"
Es hätte nicht klarer ausgedrückt werden können. Das zeigt, daß die Afrikareise des Heiligen Vaters im richtigen Moment angesetzt wurde. Johannes Paul II. ist überzeugt, daß die Annäherung zwischen Ost und West eine Chance für die Länder in der südlichen Hemisphäre darstellt, da nämlich Ost und West die „gemeinsame Verantwortung für die Probleme der Dritten Welt tragen".
Mit einer alteingesessenen Kirche und 90 Prozent Katholiken stellte Kap Verde eine eigene Etappe der Pontifikalreise dar. Dieses Land, das als ärmstes an Bodenschätzen gilt - was auch die Auswirkungen der Trockenperioden verschärft -, erhält eine Hilfe, die 60 Prozent seines Bruttonational-Produktes entspricht. In diesem Sinne hat es Johannes Paul nicht versäumt, die Capverdier daran zu erinnern, ein Solidaritätsgefühl zu entwickeln (es gibt nämlich mehr Capverdier in den USA als in Cap Verde selbst, und sie sind zahlreich von überall her gekommen, um den Papst zu treffen). Er hat von ihnen verlangt, daß sie Initiative beweisen, daß sie an ihrem Schicksal der Armut mit anderen zusammenarbeiten und daß sie nicht auf die rei-chen.privilegierten Länder warten.
Der Papst wies eindringlich auf die Not und Armut in der Sahelzone und das Volk hin, das durch die Unterentwicklung gezeichnet ist. Er hat übrigens in Guinea Bissau, der zweiten Etappe seiner Reise, erklärt, daß die Unterentwicklung der Dritten Welt eine ebenso große Bedrohung für die Freiheit darstellt wie die Tyrannei.
Aufs neue hat sich der Papst gegen die Unterdrückung der Frau und gegen die Polygamie ausgesprochen. Den letzten Punkt betreffend gehört es zu den Pflichten des Heiligen Vaters, sich dagegen zu wenden. Ohne jetzt der Polygamie das Wort reden zu wollen, sollte der westliche Leser begreifen, daß sie bestimmte ökonomische Ursachen hat und daher aus einer Veränderung der wirtschaftlichen Gegeben-heiten langsam im Verschwinden begriffen ist.
Tatsächlich geben im städtischen Bereich Umstände wie Arbeitslosigkeit, Verteuerung der Lebenshaltungskosten, wirtschaftliche Engpässe et cetera Anlaß für die Afrikaner, es sich genau zu überlegen, bevor sie sich zum ehelichen „Pluralismus" bekennen.
Die Ansprache in Ouagadougou in Burkina Faso, an die armen Länder Afrikas war ein Meilenstein auf dieser Reise, eine Ansprache, die durch die Vorwarnung an die Führungsschicht übertroffen wurde. Hat der Papst nicht betont, daß die internationale Hilfe gelingen werde, wenn sie selbst an die Entwicklung ihres eigenen Volkes glauben, wenn der Korruption Einhalt geboten wird, wenn sie auf lange Sicht voraus planen, kurz ,wenn sie sich bemühen einen Staat des Rechts und nicht bloß des äußeren Anscheins zu pflegen?
Während seiner ganzen Reise hat Johannes Paul zu mehr Toleranz in diesen Ländern zwischen Christen, die sich hauptsächlich in der Minorität befinden (in Mali ein Prozent), und Moslems aufgerufen. Diese Toleranz sollte verstärkt werden um sich besser kennen- und daher besser schätzen und respektieren zu lernen.
Der Papst bestätigte, daß er solche Reisen unternehme, um auch Anhänger anderer christlicher Gemeinschaften, Vertreter traditionell afrikanischer Religionen, aber auch Anhänger des Islam zu treffen, und er äußerte den Wunsch, es „mögen ihre unterschiedlichen religiösen Überzeugungen zum nationalen Frieden beitragen".
Wenn auch der nationale Friede in der Sahelzone durch das Aufeinandertreffen verschiedener Religionen >nicht gefährdet ist, so gibt es nichtsdestoweniger gewisse Phänomene, um die man sich bekümmert zeigen müßte. Im Norden des Saheis in Nigerien, wo eine moslemische Mehrheit lebt, sind vergangenen Jänner die Christen auf die Straße gegangen, um gegen die zunehmende Macht der Moslems im Staat zu demonstrieren. Tatsächlich treten in manchen Ländern des Saheis Anzeichen einer Islamisierung auf, die sich zwar nicht offen manifestiert, aber um nichts weniger reell vorhanden ist.
Am Ende seiner Reise huldigte der Papst - ganz im Zeichen seines Engagements für die nächste Afrikasynode - einer Kirche, die die Erziehung der Erzieher in die Hand genommen hat, damit sie den Lokalgemeinschaften in ihren Verantwortungen beistehen.
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