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Wettlauf von Schaden und Spott
Die FPÖ ist ins Schleudern geraten, und wie das schon so ist in Österreich: Der Spott läuft dem Schaden in Siebenmeilenstiefeln nach. Ein Norbert Steger ist damit auch sehr rasch einzuholen.
Deshalb sollte man aber gerade jetzt ein paar Grundkonstanten der österreichischen politischen Szene nicht vergessen. Eine davon ist, daß das nationalliberale Lager hier eine lange Tradition hat. An 15 Kabinetten der Ersten Republik war es beteiligt, in der Monarchie haben die Liberalen jahrzehntelang den politischen Ton angegeben.
Es sollte daher noch einmal unzweideutig außer Streit gestellt werden, was bei der Villacher Klausur auch ein fairer ÖVP-Ob- mann Mock klargestellt hat: Am Recht auch der Freiheitlichen Partei Österreichs, sich an einer Regierungskoalition zu beteiligen, gibt es keine Zweifel, auch nicht mehr Fragezeichen der politischen Moral.
Wonach die FPÖ zu beurteilen ist, sind die Wirkungen ihres Mit- regierens, für die ihre Oppositionsaussagen den Maßstab liefern. Das Urteil fällen die Wähler. Viele Wähler sind der FPÖ derzeit offenbar gram, wie das Beispiel der niederösterreichischen Landtagswahl gezeigt hat und wie die Salzburger Landtagswahl am 25. März, so weit darf man sich als Prophet vorwagen, noch einmal zeigen wird.
Ganz und gar eine Heuchelei ist es, darüber erstaunt zu sein. Jedermann konnte sich ausrechnen, daß deh Umstieg der FPÖ von der Opposition zum Mitregieren einen Teil ihrer Wähler zunächst einmal verschrecken würde. Im Fall der rot-blauen Koalition laufen rechtsliberale Sympathisanten der FPÖ davon. Man muß aber ehrlicherweise einräumen, daß bei einem schwarz-blauen Bündnis linksliberale Wähler zum Denkzettel gegriffen hätten.
Das ist ein ewiges Dilemma der FPÖ, mit dem sie selber fertig werden muß. Die Steger-Leute spekulieren auf die Hoffnung, nach einem Auftakt mit Belastungen in der zweiten Hälfte der Gesetzgebungsperiode traditionellen ÖVP-Sympathisanten wie Bauern und Wirtschaftstreibenden einige Attraktionen anbieten zu können, die den Wählerverlust wettmachen oder gar überkompensieren helfen.
Ganz ohne Frage wird die SPÖ zu diesem Spiel ihren Beitrag leisten, weshalb vor der Hoffnung auf ein vorschnelles Ende der Koalition zu .warnen ist. Das Risiko ist hoch und für die stachelige Aufgabe, das Spiel zu gewinnen, verdient die FPÖ kein Mitleid. Aber auch nicht nur jene Schadenfreude, die sie derzeit rundum erntet.
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