7213847-1992_41_19.jpg
Digital In Arbeit

Wichtig, doch falsch plaziert

Werbung
Werbung
Werbung

Die beabsichtigte Eigenständig- und Eigenwilligkeit in der Programmkonzeption des Brucknerfestes 1992 hatte am Schluß deutlich zu einem Besucherschwund geführt. In der letzten Woche regierte Luciano Berio. Seine Folk Songs, Schubert-Adaption, Boccherini-Bearbeitung, Orchestrierung von Mahler-Liedern und schließlich Zitatenreiche eigene Sin-fonia in Collage-Technik mit dem ORF-Symphonieorchester, von ihm selbst dirigiert, waren bei aller Achtung gegenüber einem der führenden Komponisten der Gegenwart beim Brucknerfest wohl kaum richtig plaziert.

Die Aufführungen zweier Brucknerscher Symphonien gerieten so

unterschiedlich, wie es ihre Ausführenden sind. Beim Bruckner-Orchester Linz war mit der „Dritten" endlich der Ernst des Auftrags spürbar, die Berufung stand bei der Gestaltung Pate, der neue Orchesterchef Martin Sieghart überzeugte mit einem pragmatischen Konzept von seiner Bruckner-Affinität. Der Abend setzte sicher einen der spärlichen Höhepunkte.

Die Staatskapelle Berlin spielte die „Zweite" mit Fabio Luisi am Pult, dem viel Gespür für Bruckner zu bescheinigen ist. Vielleicht etwas zu frisch und herb ging der 33jährige Italiener an die „Pausensinfonie", setzte aber im richtigen Moment die Zäsuren und holte sich den nötigen Atem für das thematisch isolierte Gefüge.

Resümierend ist zu sagen, daß heuer die Konzerte mit Kammermusik oder die Soloabende den großen Konzerten überlegen waren, für eine Programmreform ist bis zum Bruckner-Jahr 1996 zum Glück noch Zeit.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung